Die Schattensurfer (German Edition)

kehrte Luans Kraft zurück, sich vom Zentralcomputer loszureißen. Er schleuderte den Rucksack vom Rücken. Das Skateboard donnerte auf den Boden. Er hatte genug Garmal dabei. Er war bereit sich zu verteidigen. Wenn es sein musste, bis zum letzten Körnchen. Er riss einen Garmal-Beutel auf und drückte das Blasrohr hinein.
    „Zeig dich endlich, du Verräter“, rief Luan.
    Marc Bodin lachte auf. Es klang unnatürlich dumpf. Luan hatte so ein komisches Gefühl. Er setzte sein Blasrohr an. Die erste Ladung würde er Marc verpassen. Alle konnte er mit dem Garmal ausschalten. Und falls ihm doch jemand zu nahe kam, hatte er noch den Laser-Raptor. Sie würden ihn nicht kriegen, auf keinen Fall. Luan schüttelte seine Haare aus der Stirn. Er dachte an Sansibar, ihr Lachen und die unverrückbare Entschlossenheit, mit der sie für ihre Mutter kämpfte.
    Da trat Marc Bodin hinter dem Zentralcomputer hervor. Zwei Dutzend Sipos standen wie aus dem Boden gewachsen neben ihm. Sie lächelten freundlich, aber ihre gezückten Laser-Raptoren glühten.
    Luan erkannte, warum Marcs Stimme so dumpf klang. Panik packte ihn. Er ließ das Blasrohr einfach sinken. Er wich zurück.
    Marc Bodin und die Sipos, sie alle trugen Atemschutzmasken. Wie übergroße Taucherbrillen bedeckten sie Mund, Nase und die Augen. Vorne waren Filter aufgeschraubt. Und mitten auf Marcs Stirn funkelte ein smaragdgrüner Kristall. Dieser Verräter hatte alle nur benutzt und betrogen.
    „Mach es nicht noch schlimmer. Gib mir bitte das Garmal“, sagte Marc mit sanfter Stimme. „Wir werden es in Lamrag umwandeln. Und dann lass uns reden. Wir finden einen Weg für dich. Ganz bestimmt. RUHL ist nicht rachsüchtig. RUHL braucht Leute mit deinem Talent.“
    Der Zentralcomputer pulsierte gleichmäßig. Das tiefe Brummen strahlte Ruhe und Zuversicht aus.
    Luan ratterte die Möglichkeiten durch. Ihm blieb nicht viel. Wenn er sich auf Marc stürzte, würden ihn die Sipos zuerst erwischen. Er musste Marc Bodin zu sich locken. Vielleicht würde es ihm dann gelingen, seine Maske herunterzureißen.
    Luans Stimme zitterte. „In Ordnung, du bekommst das Garmal. Ich gebe auf.“ Er beugte sich hinunter und nestelte an seinem Rucksack.
    Drei Sipos kamen näher. Geduckt gingen sie auf ihn zu. Aber Marc blieb in sicherer Entfernung stehen.
    Verdammter Mist. Luan wollte einfach nur schreien. Da fühlte er die weiche Connectormatte seines Skateboards an den Fingerspitzen. Und plötzlich wusste Luan, was er tun musste.

42 IN DIE TIEFE
    Luan tastete nach dem Anlasser seines Skateboards. Er fühlte den kleinen Metallschalter unter seinem Daumen. Luan holte Luft.
    „Immer nur her mit dem Garmal“, hörte er Marcs Stimme wie von weit her. „Wir haben heute doch noch einige Dinge zu erledigen.“ Marcs Kristall leuchtete giftig.
    Luan klickte den Schalter. Er riss das Skateboard aus dem Rucksack. Es röhrte und rattere. Luan konnte es kaum bändigen. Blitzschnell drückte er das Skateboard nach unten und sprang auf. Die Connectormatte schmiegte sich an seine Füße. Luan gab Vollgas. Er schoss direkt auf den Zentralcomputer zu. Bevor sich die Spitze in den Computer bohrte, kippte Luan das Board an. Jetzt spürte er das Pulsieren unter seinen Füßen. Luan raste über die Haut des Zentralcomputers. Er schwang seinen Rucksack über die Schulter und zog die Riemen fest.
    Für einen Augenblick verharrten die Sipos reglos wie auf einem Foto eingefangen. Fassungslos starrten sie ihm nach.
    „Schnappt ihn euch“, befahl Marc ganz ruhig, als wüsste er, dass es für Luan kein Entkommen gab.
    Luan schraubte sich in engen Kreisen um den Zentralcomputer immer höher. Der Bersolmotor röhrte.
    Ein Sipo feuerte einen Schockstrahl aus seinem Laser-Raptor ab. Luan warf sich zur Seite. Daneben. Einem einzelnen Schockstrahl konnte er mit viel Glück ausweichen. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn treffen und zu Asche verbrennen würden. Luan raste in immer schnelleren Spiralen nach oben.
    Erneut zischte ein Laserblitz durch den Raum. Luan zuckte zur Seite. Der Strahl schlug nur eine Handbreit neben ihm in den pulsierenden Computer.
    „Aufhören, ihr Idioten“, dröhnte Marc Bodins Brüllen dumpf. „Ihr beschädigt den Computer.“
    Je höher Luan kam, umso heißer pulsierte der Computer. Die Hitze brannte auf seiner Haut. Natürlich würde die Temperatur im Hauptspeicher ansteigen. Damit hatte Luan gerechnet, aber nicht mit dieser Gluthitze. Die Connectormatte begann an den Rändern