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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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Wir wollen doch niemanden zwingen. Alle Menschen sind RUHL. Jeder einzelne muss es wollen.“
    Sansibar hatte vergessen, den Finger herunterzunehmen. Sie war die Einzige, die sich noch meldete. „Was hast du für einen Vorschlag?“, rief Doktor Tornham sie auf.
    Sansibar lief rot an. Sie spürte den Blick von Marella. Nein, sie durfte sich jetzt nicht blamieren.
    Sansibar nahm ihren ganzen Mut zusammen und murmelte: „Schlafmützen.“
    Die Klasse brüllte vor Lachen, nur Doktor Tornham nickte ihr aufmunternd zu.
    „Man könnte den Protrektor in Schlafmützen einbauen, die würden die Menschen auch nachts tragen.“
    Die Klasse wieherte. Nun begann auch Doktor Tornham zu glucksen.
    In diesem Moment hasste Sansibar alle, wäre am liebsten aus dem Kristallunterricht verschwunden.
    „Gar nicht übel, deine Idee“, japste Doktor Tornham und schnappte nach Luft. „Aber denkst du wirklich, die Menschen würden plötzlich Schlafmützen tragen. Na ja, meine Oma vielleicht.“
    Und wieder brandete Gelächter durch die Klasse. Sansibar kochte vor Ärger. Jetzt machte sich auch noch Doktor Tornham über sie lustig. Dieser Schnösel. Und in diesem Moment war sie froh, dass sie noch keinen Kristall besaß, sonst wüsste RUHL ganz genau, was sie dachte.
    „Köstlich die Idee mit den Schlafmützen, wirklich ganz köstlich“, prustete Doktor Tornham immer wieder in die Lachwogen der Klasse hinein. „Wie war doch gleich dein Name?“, fragte er.
    „Sansibar.“
    Hinter ihr zischte ein Junge: „Er will sicher auch deinen Spitznamen wissen, Schlitzohr.“
    Wütend drehte sich Sansibar um und fauchte: „Lass das, du Idiot.“ Sansibar kämpfte mit den Tränen. Sie zog die Haare über ihr linkes Ohrläppchen. Niemand sollte es sehen.
    Doktor Tornhams Lachen war plötzlich aus seinem Gesicht geschmolzen. „Und wie heißt du weiter?“, bohrte er nach.
    „Arbani“, schob Sansibar hinterher. Es klang viel trotziger als beabsichtigt. Es gab keinen Grund dafür. Schließlich hatte sie wirklich nichts angestellt.
    „Soso“, machte Doktor Tornham. Mit zusammengekniffenen Augen notierte er etwas auf seinem ceeBand.
    Der Schulgong erlöste Sansibar von weiteren Peinlichkeiten.
    Doktor Tornham bog seinen Rücken durch und begann wieder auf den Zehenspitzen zu wippen: „5 Minuten Pause, Kinder. Das habt ihr euch verdient!“
    Sansibar drängte mit den anderen aus dem Klassenzimmer. Dabei sah sie niemanden an. Sie starrte auf den Boden und tat so, als würde sie das hämische Schulterklopfen nicht bemerken. Sie blieb nicht vor dem Klassenzimmer stehen, sondern rannte alleine den Gang entlang, bis zum Ende und dann hinunter in den Keller. Mit bunt blinkenden Hologrammen stand dort der alte Getränkeautomat. Zornig zog sie ihr Handgelenk mit dem TwaddleBand am Lesegerät des Automaten vorbei und bestellte einen großen Becher Astroschaummilch. Der alte Automat machte immer noch die beste Astroschaummilch der ganzen Schule, nicht so klebrig wie der neue Automat und nicht so wässrig wie die vom Hausmeister. Sansibar liebte den Schaum. Ewig konnte sie daran nippen. Schluck für Schluck. Ihr TwaddleBand blinkte die ganze Zeit auf. Unzählige Meldungen schossen über den kleinen Bildschirm. Sie beachtete sie nicht. Selbst Marellas Bild drückte sie weg. Als sie endlich den großen Becher leergetrunken hatte, war ihr Ärger einigermaßen verraucht.
    Sansibar ging zurück zum Klassenzimmer. Die Tür war bereits geschlossen und der Unterricht hatte begonnen. Sansibar holte tief Luft.
    Alle saßen an ihren Tischen und Doktor Tornham lächelte weich.
    „Da kommt ja unser Fräulein Arbani. Sie hatte wohl eine Schlafmütze auf und ist ein wenig eingenickt“, sagte er und erlaubte den anderen Kindern mit einem Kopfnicken zu lachen.
    Sansibar stapfte wortlos auf ihren Platz. Sie ließ sich auf den Stuhl fallen.
    „Ich war gerade dabei zu erklären, dass Schlafmützen nicht die richtige Lösung waren, um auch die andere Hälfte aller Gedanken an RUHL zu übertragen“, sagte Doktor Tornham und verbeugte sich dabei in Richtung Sansibar. „Die richtige Antwort lautet?“
    Marella schnalzte direkt neben Sansibars Ohr und auf einen Wink von Doktor Tornham leierte sie: „Der Kristall. Der Kristall war die Lösung.“
    Doktor Tornham klatschte. „Ganz genau, der Kristall war die Lösung. Er zeigt an, wie viele Gedanken ein Mensch an RUHL übertragen hat. Wie viel jemand für die Gesellschaft geleistet hat. Zunächst ist der Kristall weiß, dann

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