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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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fühlten sich jetzt trocken an. Es dauerte nicht einmal eine halbe Stunde, dann war Sansibar mit allen Aufgaben fertig. Ihr blieb genügend Zeit, die Arbeit zu kontrollieren. Sansibar hatte ein ziemlich gutes Gefühl. Bei keiner einzigen Aufgabe waren ihr Zweifel gekommen.
    Frau Mayhoff lächelte, als sie den ersten Teil der Prüfung beendete, aber Ergebnisse durfte sie nicht bekannt geben. Die wurden erst auf der Kristallfeier verlesen. Mika strahlte: „Das war wirklich nicht schwierig.“
    Frau Mayhoff schmunzelte. „Wenn ihr mir bitte folgen wollt. Als Nächstes wird die Anpassung der Stirnbänder vorgenommen“, sagte sie und stand auf. Sie ging den Gang ein Stückchen weiter und bog am Ende nach rechts.
    Sansibar zuckte zusammen. Dort standen zwei Sipos in ihren blauen Trainingsanzügen mit dem weißen Zickzackmuster an den Seiten. Sie grüßten lächelnd. Sansibars Hände schienen augenblicklich zu zerfließen. Hektisch zupfte sie an ihrem Ohrläppchen. Da war sie wieder, diese bescheuerte Angst. Wussten die Sipos von gestern Abend? Der Zwischenfall war sicher längst im Zentralcomputer gespeichert und Marella hatte dafür ein paar hundert Punkte bekommen. Und dann schoss es Sansibar durch den Kopf: Nur nicht an Luan denken. RUHL durfte auf keinen Fall von der Begegnung mit Luan erfahren. Sie hatte Luan vor den Sipos versteckt. Nein, Quatsch, so war das nicht. Sie hatte Luan überhaupt nicht gesehen. Sie kannte ihn nicht einmal. Luan, wer war das?
    Frau Mayhoff grüßte freundlich zurück und auch Mika schien sich nicht die geringsten Gedanken zu machen. Sansibar folgte ganz dicht. Ihr Blick klebte an Mikas Hinterkopf. Nur nicht die Sipos ansehen.
    „Du musst dir keine Sorgen machen, Sansibar. Die Sipos dienen unserer Sicherheit und der Sicherheit unserer Gedanken. Wir betreten jetzt den Bereich des Zentralcomputers. Die Sipos schützen ihn, damit niemand Zugang zu unseren Gedanken bekommt“, sagte Frau Mayhoff, ohne sich umzudrehen.
    Woher wusste Frau Mayhoff, dass sie Angst vor den Sipos hatte? Sansibar wäre am liebsten weggerannt, hätte die Prüfung verschoben, wenn es nur eine Möglichkeit gegeben hätte.
    Eine Schleusentür zischte auf und sie betraten einen Raum voller Computer. In der Mitte standen drei samtrote Liegen. Sie waren mit virtuellem Schaum bezogen und sahen wunderbar weich aus. Sanft wie Karibikwellen plätscherte der Schaum. In der linken Armlehne war ein Snackautomat eingebaut und rechts eine Getränkeklappe. Astroschaummilch. So eine Relax-Liege für das Wohnzimmer zu Hause, das war schon immer Sansibars Traum gewesen.
    „Guten Tag, Herr Kollgan“, begrüßte Frau Mayhoff den Mann an den Computern. Er hatte eine Glatze und machte so tiefe Falten auf der Stirn, dass es Sansibar an den Lichtkabelsalat erinnerte, der all die Computer verband.
    Herr Kollgan nickte, ohne ein Wort zu sagen.
    „Wer von euch beiden will anfangen?“, strahlte Frau Mayhoff, als ginge es um das Auspacken von Weihnachtsgeschenken. „Ich weiß, ihr könnt es nicht erwarten, bis eure Stirnbänder angepasst werden. Alle sind aufgeregt.“
    „Von mir aus Mika“, sagte Sansibar um ein paar Minuten zu gewinnen.
    „Danke“, strahlte Mika. Aus seiner Tasche zog er ein silbernes Aluminiumkästchen. Mit einem Knopfdruck ließ er den Deckel aufschnappen. Ein grün-braun geflecktes Stirnband lag darin. Mika holte es heraus. Er wollte es schon über den Kopf streifen, doch Frau Mayhoff bremste ihn: „Herr Kollgan muss zuerst den Kristall und den Protrektor einsetzen.“
    „Natürlich.“ Mika nickte und gab Herrn Kollgan sein Stirnband. Herr Kollgan nahm es, ohne aufzusehen. Aus einer Schublade zog er ein schwarzes Kästchen, nicht größer als ein Feuerzeug, weich gummiert, und setzte es in die hintere Halterung des Stirnbands ein. Er verband ein paar Kabel und murmelte: „Das ist der Protrektor II.“
    „Der Protrektor II überträgt meine Gedanken an den Zentralcomputer und stellt leere Gedanken RUHL zur Verfügung“, fuhr Mika fort.
    Herr Kollgan lächelte: „Du hast gut aufgepasst. Genau so funktioniert der Protrektor II.“ Mit einer Pinzette fischte Herr Kollgan einen glasklaren Kristall aus einer mit Samt ausgeschlagenen Box. „Und hier ist dein Kristall. Er wird dich von jetzt an dein ganzes Leben lang begleiten.“
    Herr Kollgan hielt den Kristall hoch. Lichtstrahlen brachen sich darin und zauberten ein Funkeln auf den Kristall. Herr Kollgan drückte den Kristall in die Fassung des Stirnbandes und

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