Die Schattensurfer (German Edition)
dachte Luan. Nervös fuhr er sich mit den Händen immer wieder durch die Haare.
„Und jetzt?“, bohrte Marc Bodin nach. „Das Brettchen fliegt und leuchtet. Na und?“
„Aufsteigen“, sagte Pablo knapp. „Du musst ein bisschen in die Knie gehen. Du lenkst mit den Füßen.“
Marc Bodin lächelte gequält. Luan drückte die Daumen so fest, dass sie wehtaten. Hoffentlich würde es Marc gefallen.
Ganz vorsichtig, so als würde er mit nackten Zehen in Eiswasser steigen, stellte Marc Bodin einen Fuß auf das Skateboard. Und dann den zweiten. Das Skateboard glitt los. Stocksteif stand Marc Bodin auf dem Brett. In den Knien war er wirklich nicht locker. Zaghaft drehte er eine Runde. Und dann noch eine. Seine Zähne blitzten in der Sonne. Er fuhr schon etwas schneller. Seine Runden wurden immer größer. Jetzt federte er in den Beinen. Nach der fünften Runde strahlte er übers ganze Gesicht. „Ich kann’s, Leute. Ich kann’s“, rief er begeistert.
„Schneller, du musst schneller fahren“, forderte Pablo. Marc Bodin stieß sich ab, richtig fest. Das Skateboard zischte los. Es raste so schnell, dass das Brett nicht mehr zu erkennen war. Es sah aus, als stünde Marc Bodin auf einem leuchtenden Regenbogen. Marc schrie auf.
„Du kannst auch springen“, rief ihm Pablo hinterher. Doch Marc Bodin war schon zur Hofausfahrt hinausgeschossen.
Sie warteten. 5 Minuten. 10 Minuten. Eine Viertelstunde. „Vielleicht ist ihm etwas passiert“, sorgte sich Nele.
In diesem Moment sah Luan einen Regenbogenblitz aufleuchten. Er zog eine scharfe Kurve und raste auf die Schattensurfer zu.
Unheimlich lässig schwang Marc Bodin vor den Schattensurfern ab und sprang vom Board. Dabei wirbelte das Board hoch und Marc Bodin fing den glühenden Regenbogen mit einer Hand auf.
Seine Haare standen sturmzerzaust ab. Tränen liefen über sein Gesicht. Mit großen Schritten trat Marc Bodin auf Luan zu, als wollte er ihn niederschlagen. Luan zuckte zurück. Er riss die Hände schützend vors Gesicht. Doch Marc Bodin breitete nur seine Arme aus und umarmte Luan. Er drückte ihn ganz fest. Luan hielt die Luft an. Er konnte es nicht glauben.
Und dann ging Marc zu Pablo und zu Nele und den anderen. Er umarmte jeden Einzelnen.
Unter Freudentränen jubelte Marc: „Das ist der absolute Wahnsinn. Ich war immer von euch überzeugt. Ich hatte es Kalawesi gleich gesagt. Die Schattensurfer sind die Besten. Sie werden das Rennen machen. Mit einem kleinen Holzbrett. Ich fasse es nicht. Die ganze Welt wird so zum Lunapark. Der RainbowRider ist nicht auf 10 Quadratmeter oder 100 oder 1000 festgelegt. Habe ich es euch schon gesagt? Ihr seid der Wahnsinn.“ Und wieder umarmte Marc Bodin jeden. „Das Größte an eurer Idee ist, dass sie so klein ist.“ Er reckte die Faust in den Himmel und sang laut aber unglaublich falsch Catch the Rainbow.
Pablo und Luan und die anderen ließen sich anstecken. Alle grölten Catch the Rainbow. Und Nacho jaulte wunderschön dazu.
Luan fühlte sich innen ganz warm und süß, als würde Astroschaummilch durch seine Adern fließen. Er hatte das Gefühl, auch ohne Skateboard über dem Boden zu schweben.
„Kommt, wir gehen nach oben. Das müssen wir feiern“, rief Marc. Er sprühte vor Begeisterung: „Mit eurem RainbowRider wird ganz Mallinport zum Vergnügungspark. Ich bin sicher, jeder will einen RainbowRider haben. Das ist der absolute Irrsinn.“
„Bist du mit dem Skateboard auch gesprungen?“, sprudelte Luan begeistert. „Damit schaffst du es sogar über die Mauer.“
Pablo trat Luan unter dem Tisch gegen das Schienbein und funkelte Luan an. Dann schob er schnell hinter her: „Ja genau, über die Mauer im Hof sind wir schon gesprungen. Hast du es auch versucht?“
Luan rieb sich das Schienbein und sagte nichts.
Marc Bodin blieb den restlichen Tag bei den Schattensurfern. Luan konnte es immer noch nicht fassen. Marc Bodin, der weltbeste Programmierer, benahm sich wie ein Freund. Nein, er war ihr Freund.
In dieser Nacht schlief Luan wie in einem Bett aus Astroschaummilch. Süß, weich und warm.
18 ÜBELKEIT MIT FOLGEN
Vor Aufregung hatte Sansibar rote Flecken im Gesicht. Ihre Hände fühlten sich wie feuchte Schwämme an. Ausgerechnet heute. Hoffentlich musste sie niemandem die Hand geben.
Vorsichtig schob sie das perlenbesetzte Wildlederstirnband in ihre Jackentasche. Gestern Abend hatte sie es mit Papa ausgesucht. Sie waren gemeinsam in einer Kristall-Boutique gewesen. Dort gab es tausende von
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