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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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Code, und die Mitarbeiter vom Kristallamt natürlich, für Notfälle. So wie vorhin Doktor Tornham. Vielleicht war es Doktor Tornham. Sie erinnerte sich nicht an seinen Vornamen. Doktor Naul Tornham? Für einen Moment ließ Sansibar ihr Handgelenk sinken und schloss die Augen.
    Da rüttelte eine neue Botschaft in ihrem TwaddleBand. Es riss ihr fast den Arm hoch.
    „Manchmal musst du die Welt rückwärts drehen. Nur dann kannst du sie verstehen“, nervte dieser Naul schon wieder.
    „Ach so“, antwortete Sansibar. Sie hatte keine Lust auf eine Unterhaltung mit diesem Geheimnistuer.
    Plötzlich rissen rennende Schritte Sansibar aus ihren Gedanken. Es war nicht der wogende Lärm der Menschenmasse, nein dieser Rhythmus klang abgehackt, atemlos. Sipos, schoss es Sansibar durch den Kopf. Sansibar wagte nicht aufzusehen. Sie drehte sich um, weg von den Menschen, weg von den Schritten. Mit fahrigen Bewegungen wühlte sie in ihrer Tasche. Sie kramte darin und endlich fühlte sie das glatte Runde, das sie suchte, den kleinen Spiegel. Sie fischte ihn heraus, hielt ihn vors Gesicht und zog Grimassen, als würde sie sich schminken. Dabei schielte sie mit dem Spiegel über ihre Schulter.
    Fünf Sipos rasten vorbei. In ihren blauen Trainingsanzügen pflügten sie wie Brandungsbrecher durch die Wogen. Achtlos stießen sie Menschen zur Seite. Ihr Lächeln schien arktisch gefroren. Sie sahen weder links und noch rechts. Was wollten sie? Sansibar duckte sich. Sie hielt die Luft an. Sie kippte den Spiegel, um die Sipos nicht aus den Augen zu verlieren. Angst pochte in ihren Schläfen.
    Wieder vibrierte ihr TwaddleBand. Der schnarrende Ton musste sich in die Ohren aller Menschen bohren. Jeder würde es hören. Blickten alle nicht längst auf Sansibar und starrten sie an? Die Sipos waren doch nicht taub? Ihr Handgelenk zuckte, als hätte das TwaddleBand längst die Kontrolle übernommen.
    Endlich verstummte das Surren. Sansibar sah im Spiegel auf das TwaddleBand. Die letzte Meldung blinkte noch. Der Spiegel verwandelte die Nachricht in eine Geheimbotschaft. Nur den Absender konnte sie jetzt klar entziffern: Luan!
    Sansibar riss ihren Blick vom Spiegel und sah auf ihr TwaddleBand:
    „Wie hast du dich entschieden? Grüße NAUL.“
    NAUL? LUAN versteckte sich hinter diesem Namen. Du musst die Welt rückwärts drehen … Sansibar fühlte sich dämlich. Warum war sie nicht gleich darauf gekommen. Natürlich, Luan konnte ihren Code knacken und seine Meldung mit höchster Wichtigkeit verschicken.
    Sansibar glotzte auf Luans Nachricht. So saß sie da. Sekunden, Minuten oder noch länger.
    „Kannst du nicht mehr antworten?“ rüttelte ihr TwaddleBand mit Ungeduld.
    „Woher weiß ich, dass du es bist?“ tippte Sansibar. Ihre Finger zitterten über den Bildschirm. Vielleicht steckte doch ein RUHL-Mitarbeiter dahinter.
    „Du musst mir vertrauen.“
    Da fiel Sansibar eine Frage ein, die nur Luan beantworten konnte. „Dein Lieblingsgericht ist auf keinen Fall …?“
    „Sauerkraut“, blinkte auf Sansibars TwaddleBand.
    Sansibar schluckte. Ja, das war Luan. Ganz bestimmt. „Bin abgehauen.“
    „Was?“
    Hektisch tippte Sansibar, was geschehen war.
    „Pass auf! Über den Geotracker können sie dich finden. Wahrscheinlich wissen sie längst, wo du steckst. Du musst den Geotracker auf deinem TwaddleBand deaktivieren.“
    „???“, fragte Sansibar.
    „Einfach die Bootkonfiguration überschreiben und dein TwaddleBand neu starten, also …. Ach Quatsch, schick mir dein Passwort. Ich mache das für dich. Geht schneller.“
    Sansibar zögerte. Natürlich hatte sie schon im Kindergarten gelernt, niemandem ihr Passwort zu geben, niemandem:
    Passwort, Passwort, du bist mein,
    Willst mit mir alleine sein.
    Nein, dich geb ich niemals her.
    Sonst machst du mir das Leben schwer.
    Da waren sie wieder. Diese Schritte. Kamen die Sipos zurück? Sansibar sprang auf. Sie drückte sich an einem Kleiderständer vorbei, hastete eine Treppe hinunter und tauchte in eine Seitenstraße. Die Straße führte in sanft geschwungenen Kurven unter künstlichen Palmen hindurch. Ein knallblauer Himmel, verziert mit knubbeligen Schäfchenwolken, leuchtete durch das Blätterdach. Papageien kreischten. Die Straße war mit weißen Muscheln gepflastert. Rechts standen tropische Hütten aus dunklem Holz. Die Dächer waren mit Palmwedeln gedeckt. Zwischen den Hütten glitzerten Swimmingpools und darüber schwebte ein blumenverziertes Hologramm: Fiji Wellness-Oase.
    Irgendwo

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