Die Schattensurfer (German Edition)
Doch als er auf die Zeilen starrte, sah er: Nele hatte recht. Er hatte totalen Mist programmiert. Luan ärgerte sich. Natürlich machte es ihm keinen Spaß, diese blöden Wände zu programmieren. Aber ein schlampiger Programmierer war er bestimmt nicht. Das wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Er biss sich auf die Lippe und murmelte: „Ich bin längst noch nicht fertig. Natürlich verbessere ich das. Das war mir auch schon aufgefallen.“
„Viel einfacher wäre es, wenn du von Anfang an sorgfältig arbeitest“, sagte Nele schnippisch. „Und jetzt ab in die Betten. Morgen früh müssen wir wieder fit sein.“
„Zu Befehl, Mama Berta“, antwortete Luan und schlug die Hacken zusammen.
Nele sah ihn fragend an.
„Luan, lass Nele in Ruhe!“, sagte Chris.
„Du bist nur neidisch“, fügte Nick hinzu und stellte sich neben seinen Zwillingsbruder. Emil nickte.
Heute hatten sie sich alle gegen ihn verschworen, ärgerte sich Luan. Fast genauso schlimm wie bei den Häppy Kidz. Da legte ihm Pablo den Arm auf die Schulter. „Ist wohl besser, wir gehen schlafen. Lasst uns morgen weiterarbeiten.“ Pablo schob Luan aus dem Gemeinschaftsraum. Nacho sprang bellend neben ihnen hoch.
„Nele benimmt sich völlig bescheuert“, maulte Luan, als sie draußen auf dem Gang waren.
„Na ja“, sagte Pablo, „sie hat doch recht. Du hast heute ziemlichen Mist programmiert.“
„Jetzt fängst du auch noch an“, ärgerte sich Luan.
„Ich geh noch eine Runde mit Nacho spazieren“, wechselte Pablo das Thema. „Kommst du mit? Das bringt dich wieder auf andere Gedanken.“
Luan nickte. Natürlich würde er mitkommen. Und dann fiel ihm ein, was er heute noch vorhatte. Pablo hatte versprochen zu helfen. Bei diesem Gedanken besserte sich Luans Laune erheblich.
Unten im Hof sagte Luan: „Komm, wir gehen in die Lindenallee und holen unser Skateboard zurück.“
„Spinnst du?“ Pablo starrte Luan entgeistert an.
„Du hast versprochen, mir zu helfen“, sagte Luan.
Die beiden bogen aus dem Hof. Luan drängte Pablo in Richtung Lindenallee.
„Wir brauchen das Skateboard. Das ist unsere einzige Chance“, erklärte Luan.
„Die einzige Chance, uns doch noch von den Garmal-Sammlern erwischen zu lassen“, antwortete Pablo.
„Quatsch, wir waren einfach zu laut. Wenn wir aufpassen, erwischen sie uns nie. Wir müssen nicht weit in ihr Gebiet gehen. Nur die Lindenallee hinein, ein paar hundert Meter.“
Nacho bellte, als fände er Luans Vorschlag eine ausgezeichnete Idee.
„Na meinetwegen“, gab sich Pablo geschlagen. „Aber bei dem geringsten Anzeichen auf Garmal-Sammler hauen wir ab.“
„Ist doch klar.“
Luans Laune stieg wie ein Thermometer in der Sonne. Den Ärger mit Nele hatte er schon fast vergessen. Und bei dem Gedanken, wieder ein Skateboard unter die Füße zu bekommen, kribbelte es angenehm in seinem Bauch.
Schweigend gingen Luan und Pablo nebeneinander her. Dort vorne zweigte die Lindenallee ins Gebiet der Garmal-Sammler ab.
Luan spähte um die Ecke. Die Lindenallee zog sich wie ein samtschwarzes Band durch die Schattenstadt. Verrottete Häuser zogen sich entlang der Straße. Luan sah den verrosteten Container. Dort drüben hatte er sein Skateboard verloren und die Garmal-Sammler hätten ihn beinahe erwischt. Eiskalt lief es ihm über den Rücken. Auf der anderen Straßenseite glimmte ein zusammengefallenes Feuer in einer Tonne.
„Da ist jemand“, flüsterte Pablo und deutete auf die Tonne.
„Da war jemand“, korrigierte ihn Luan. „Das Feuer ist doch längst verlassen. Die sind alle weg. Aber wenn du unbedingt willst, warten wir ab und beobachten es.“ Luan musste das Skateboard wiederhaben.
Schweigend kauerten sich die beiden an die Hauswand. Sie spähten in die Dunkelheit. Luans Augen konnten nichts erkennen. Niemand war zu sehen. Die letzten Funken des Feuers waren bald verglüht. Und auch nach einer halben Stunde blieb alles ruhig. Nacho döste. „Lass uns endlich das Skateboard holen. Es ist niemand da“, drängte Luan. „Nacho hätte es längst gerochen.“
„Wir haben keine Deckung. Jeder sieht uns, wenn wir über die Straße spazieren“, sagte Pablo. „In irgendeinem der Häuser hocken die Garmal-Sammler und warten nur auf uns. Lass uns umkehren.“
„Quatsch, wir robben den Straßengraben entlang. Dort können sie uns nicht sehen.“
Pablo seufzte. Der Graben war sicher einen Meter tief und mit Kies angefüllt. Es war furchtbar dunkel.
„Und wenn es Schlangen
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