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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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gibt?“
    „Wir haben Nacho dabei“, sagte Luan und glitt selbst fast wie eine Schlange über den Asphalt. Schon war er in den Graben getaucht. Nacho sprang hinterher. Pablo seufzte noch einmal und folgte auf allen vieren.
    Langsam robbten sie voran. Die spitzen Steine bohrten sich in Luans Hände und Knie. Pablo fluchte. Luan biss die Zähne zusammen. Es war nicht mehr weit bis zu dem Laternenpfahl, dort, wo er sein Skateboard verloren hatte. Die Steine klackerten leise, als sie sich darüberschoben. Luan sah den Laternenpfahl jetzt direkt vor sich. Na also. Niemand hatte sie gesehen. War doch überhaupt kein Problem. „Hier muss es liegen“, flüsterte er Pablo zu. „Irgendwo hier. Siehst du das Skateboard?“
    Pablo schüttelte den Kopf. „Nacho, such!“, befahl er.
    Nachos Bellen zerriss die Stille. Aufgeregt sprang der schwarze Hund hin und her und schnüffelte.
    „Still“, presste Pablo hervor.
    Luan ließ sich auf den Bauch fallen. Sein Herz raste. Warum musste der Hund ausgerechnet jetzt bellen? Er versuchte sich zu beruhigen. Ein bellender Hund eben, ein Streuner. Das fiel bestimmt nicht auf. Luan tastete den Boden ab. Irgendwo hier musste es liegen. Luan hatte mit dem Skateboard den Laternenpfahl gestreift, war ins Schleudern gekommen und ein paar Meter weiter gestürzt. Genau an dieser Stelle. Verdammt, wo war es nur?
    Pablo robbte neben ihm über die Kiesböschung. Er flüsterte: „Es ist weg.“
    „Es muss hier sein.“
    „Vielleicht haben es die Garmal-Sammler mitgenommen.“
    In diesem Moment schoss ein stechender Schmerz durch Luans rechte Hand. Ein Stiefel trat drauf und drückte sie zu Boden. Sein linker Arm wurde nach hinten gezerrt und umgedreht. Tränen schossen in seine Augen. Der Schmerz nahm ihm die Luft zu atmen. Er konnte nicht einmal schreien.
    Nur verschwommen sah Luan, wie ein zweiter Mann in schwarzem Mantel über Pablo stand und auch ihm die Hände auf den Rücken bog. Der Mann riss Pablo hoch. Unter seinem Mantel sah Luan ein silbernes Leuchten.
    Nacho bellte.
    „Pfeif den Köter zurück“, knurrte der Mann und zückte einen Laser-Raptor.
    „Nacho, aus“, keuchte Pablo mit tränenerstickter Stimme.
    Luans Arm brannte, als er nach oben gezogen wurde. Die Männer stülpten Luan einen Sack über den Kopf. Die Fäden schmeckten nach modrigen Kartoffeln. Luan spuckte aus. Der Sack klebte an seinen Lippen.
    „Vorwärts“, befahl eine raue Stimme. Luan wurde in den Rücken gestoßen. Er stolperte die Kiesböschung hinauf. Jemand packte ihn am Oberarm. Luan wurde einfach weitergezerrt.
    Keiner der Männer sprach ein Wort. Es waren Garmal-Sammler. Panik schoss in Luan hoch. So ein Mist. Warum hatte er nicht auf Pablo gehört? Pablo wäre rechtzeitig umgekehrt. Nacho hechelte neben ihnen.
    Sie bogen links ab und bald darauf noch einmal. Luan hörte Pablos stolpernde Schritte hinter sich. Was hatten die Garmal-Sammler mit ihnen vor?
    Mit schneidender Stimme sagte ein Garmal-Sammler: „Achtung, Treppe. Festhalten!“
    Luan griff nach dem Geländer. Er fühlte eine runde Metallstange. Glatt und abgewetzt lag sie in seiner Hand.
    Luan stolperte Stufe um Stufe hinab. Die enge Wendeltreppe drehte sich wie ein Korkenzieher. Ihm wurde ganz schwindelig. Die Stufen waren winzig klein und klapperten unter jedem Schritt. Metallgitter lagen lose auf. Das Klappern verschwand für einen Moment in der Tiefe des Treppenhauses, um im nächsten Augenblick als Echo zurückzukehren, wieder und wieder. Neue Schritte kamen hinzu. Und dann wieder das Echo. Bald donnerte es, als würde eine ganze Armee die Treppe hinunterstürmen.
    Pablos Schritte hatten sich längst im Echo verloren. Der Lärm schien auch Nacho verschluckt zu haben. War er überhaupt noch da?
    Es wurde immer stickiger. Abgestandene Luft drückte sich durch die groben Maschen. Luan schwitzte. Der raue Sack rieb wie Schleifpapier über sein Gesicht.
    Plötzlich hörte Luan ein anderes Geräusch. Ganz fern. Zunächst war er nicht sicher. Aber je weiter sie in die Tiefe stiegen, umso klarer hörte er es: Menschen redeten durcheinander. Es mussten viele sein.
    Luan zuckte, als er mit den Zehenspitzen auf glatten Beton trat. Vorsichtig setzte er den anderen Fuß daneben, schob ihn tastend weiter. Sie waren unten angekommen.
    „Vorwärts!“ Eine Hand schlug Luan in den Rücken.
    Die Stimmen wurden lauter und bald mündete der Gang in einen Saal. Luan spürte die Weite des Raums. Die stickige Luft wurde von Kälte verdrängt. Die Stimmen

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