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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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noch schlafen. Doch kaum nickte er ein, begann die Kugel erneut sich zu drehen. Wieder mussten sie im Hamsterrad laufen.
    Luan wusste nicht wie lange. Es kam ihm endlos vor. Er blickte in Pablos atemloses Gesicht. Luan stolperte. Er hatte keine Kraft mehr, seine Füße zu heben. Selbst Nacho hatte das Leuchten aus seinen Augen verloren. Stumpf starrte er geradeaus. Da gönnte die Kugel ihnen wieder eine kleine Pause.

22 ABGEFAHREN
    Sansibar hatte die U-Bahn-Station Glenkowitsch längst hinter sich gelassen, natürlich hatte sie im letzten Wagen auf Platz 83 gesessen und auch die anderen Stationen waren genau so, wie Luan sie beschrieben hatte. Sansibar hatte keinen guten Orientierungssinn, aber sie wusste, dass sie im Norden Mallinports kurz vor der Dunklen Mauer sein musste. Sie war seit einer Ewigkeit unterwegs. Die Sonne war längst untergegangen. Von der letzten Busstation rannte Sansibar im Dauerlauf geduckt an den Häusern entlang. Es waren fast drei Kilometer, ehe der Kepplerweg hinter einem Mauervorsprung abzweigte. Er war nicht zu übersehen. Der Mauervorsprung hatte die Form eines Pinguins, so wie es Luan notiert hatte. Hier im Norden glitzerte Mallinport nicht mehr. Es gab keine Palmen und auch keine Poollandschaften. Einkaufspaläste fehlten. Hier wohnten nur noch ein paar alte Leute, die das Umzugsprogramm von RUHL ausgeschlagen hatten. Obwohl RUHL allen Bürgern von Mallinport angeboten hatte, in moderne und komfortable Wohnanlagen zu ziehen.
    Sansibar bog hinter der Pinguinmauer in den Kepplerweg. Ein Berg grauer Tonnen stapelte sich vor ihr auf. Sansibar zögerte einen Moment, dann drückte sie sich an den Tonnen vorbei. Sie stanken nach Fisch. Sansibar hielt die Luft an. Ihr Herz raste. Sie rannte los. Ihre Schuhe schlugen aufs Kopfsteinpflaster. Steine fehlten. Kaum ein Haus war hier noch beleuchtet. Die Spalten, aus denen Licht drang, wurden immer seltener. Nicht eine Straßenlaterne brannte noch. Türen und Fenster hingen schief in den Angeln.
    Sansibar zitterte. Noch könnte sie umkehren. Warum hörte sie nicht auf ihren Vater. Natürlich würde ihr Papa helfen. Dann sah sie wieder das Bild ihrer Mutter vor sich. Das orangefarbene T-Shirt mit der lila Blume darauf. Mama legte ihr den Zeigefinger auf den Mund und sagte: „Psst, mein Kind. Du darfst niemandem davon erzählen.“ Sansibar konnte sich nicht mehr daran erinnern, was sie nicht erzählen durfte. Aber sie hatte es ihrer Mutter versprochen, damals, als sie 4 Jahre alt war.
    Sie musste weiter. Der Kepplerweg bog nach rechts. Die Häuser schienen noch enger zusammenzuwachsen. Und dort am Ende tauchte sie auf, die Dunkle Mauer. Scheinwerfer schälten sie aus der Dunkelheit. Die Mauer war zu hoch und viel zu glatt, um darüberzuklettern. Und dann waren da noch die Sipo-Patrouillien.
    Auf der rechten Seite kurz vor der Mauer stand das Haus, das Luan ihr genannt hatte. Wie ein verfaulter Zahn ragte es in den Nachthimmel, oben abgebrochen. Es musste früher einmal ein Bürogebäude gewesen sein. Eine geschwungene Treppe, die aussah, als hätte jemand hineingebissen, führte vom Gehweg zum Eingangsportal. Sansibar sprang die Stufen hinauf. Betonbrocken lösten sich, fielen zu Boden, viel zu laut.
    Das zweiflügelige Tor war eingetreten. Ein schmaler Streifen des Türblatts wurde noch vom oberen Scharnier gehalten. Der Rest lag zerbrochen im Eingang. Das Holz knirschte unter ihren Füßen als würde es knurren. Sansibars Fuß zuckte zurück. Wie in einen aufgerissenen Rachen starrte Sansibar in das dunkle Loch des Eingangs. War da jemand? Sie meinte ein Rascheln zu hören. Sansibars Lungen pumpten.
    In der Ferne hörte sie die Sirene einer Sipo-Streife. Die Sirene wurde lauter.
    Sansibar stürzte in das Haus. Sie tauchte in den dunklen Schlund. Mit den Fingern tastete sie an der Wand entlang. Stück für Stück, immer weiter hinein, nur weg von den Sipos. Der Gang knickte nach rechts und führte tiefer in das Gebäude. Dort vorne sah Sansibar ein grünes Lämpchen glimmen. Sie stolperte darauf zu. Genauso hatte es Luan beschrieben. Das Licht befand sich in einer Ausbuchtung, einem winzigen Raum, der an den Gang anschloss. Auf dem grünen Lämpchen zeigte ein Pfeil nach oben. Der Lastenaufzug. Sansibar sprang hinein und drückte den Knopf. Ganz fest, um sich Mut zu machen. Ohne eine Tür zu schließen, setzte sich der Aufzug rumpelnd in Bewegung. Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis der Aufzug oben ankam.
    Vorsichtig ertastete Sansibar mit ihrem

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