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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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retten!
    Mitten in diesem Gedankensalat donnerte das Skateboard auf dem Boden auf. Sie rasten immer noch viel zu schnell. Das Brett knirschte, als würde ein Holzscheit gespalten. Aber irgendwie hielt es doch zusammen. Nacho jaulte. Luan wuschelte ihm erleichtert durchs Fell. Auf dem kürzesten Weg raste er über den planierten Sicherheitsstreifen. Hier waren sie für die Sipos leichte Beute. Er trieb das Skateboard an wie einen lahmen Gaul. Endlich tauchten sie in einer der heruntergekommenen Gassen ein. Sie waren nicht weit von Etzingers Sauerkrautfabrik entfernt. Im Zickzack zwischen den Häusern versuchte Luan seine Spur zu verwischen. Da blinkte wie von Geisterhand gezaubert ein neuer Zielpunkt auf seinem ceeBand auf: Nordallee, U-Bahnstation Grönkeplatz. Viel Glück, hatte Lucilia danebengeschrieben.
    Luan folgte dem Weg durch das Gassengewirr. Der Bersolmotor röhrte atemlos. Dort vorne mündete die kleine Gasse in die Nordallee. Luan bremste und sprang ab. Niemand in Mallinport flog auf einem motorisierten Skateboard. Er stopfte das Brett in seinen Rucksack. Und Nacho würde er als Robopet ausgeben. Ein ganz neues Modell, das nicht nur wie ein echter Hund aussah, sondern sich auch so benahm und sogar Mundgeruch hatte. „Nicht wahr, Nacho.“ Nacho bellte aufgeregt.
    Die Nordallee war mit Scootern und Bussen verstopft. Berufsverkehr. Nur der Gehsteig war menschenleer. Niemand ging um 7 Uhr morgens spazieren. „Ich muss mein Robopet ausführen“, rückte Luan für sich im Kopf zurecht. „Diese neuen Modelle müssen sogar ihr Geschäft verrichten. Konstrukteure haben diese Funktion eingebaut, damit Kinder an die frische Luft kommen. Nur Eltern können sie mit einem Code deaktivieren, wenn sie in den Urlaub fahren oder am Wochenende ausschlafen möchten. Prompt schnüffelte Nacho an einem Laternenpfahl und hob seine Hinterpfote.
    Luan sah das blaue Hologramm: U-Bahnhof Grönkeplatz. Zur Brenius-Klinik waren es nur zwei Stationen mit dem Express.
    Menschenmengen schoben sich auf das breite Fahrband, das begleitet von sanfter Musik zur Transportröhre hinunterfuhr. Müde sahen die meisten aus. Luan zupfte seine Haare zurecht. Er durfte nicht auffallen. Niemand schien sich für Luan zu interessieren.
    Mit einem unsicheren Schritt trat Luan auf das Fahrband. Er zog Nacho ganz dicht zu sich heran. Eine ältere Dame in elegantem Silberanzug rümpfte die Nase und beschwerte sich: „Igitt, dein Robopet stinkt.“ Ihr weinroter Kristall funkelte.
    „Das ist ein ganz neues Modell. Mit echtem Hundegeruch“, erklärte Luan und sah die Dame treuherzig an. „Ich muss es heute Nachmittag schamponieren.“
    Die Dame blickte ihn versöhnlich an und sagte: „Wirklich täuschend echt. Wunderbar, was mit der modernen Technik möglich ist. RUHL sei Dank.“
    Erleichtert wartete Luan, bis das Fahrband unten angekommen war, und tauchte in die Menschenmenge, die ihn jetzt in Richtung Transportröhre schob. Der Gang war mit glitzernden Mosaikfliesen verkleidet. Und an den Wänden wechselten sich Werbe-Hologramme ab.
    Dort vorne, dieser glänzende Metallstreifen, der sich wie ein Ring durch Boden, Wand und Decke zog, war die Eingangskontrolle. Jeder, der einen Kristall trug, wurde automatisch erkannt und begrüßt. Das System reservierte Sitzplätze und servierte ein Wunschfrühstück in der Transportröhre.
    Kinder, die noch keinen Kristall besaßen, mussten ein Ticket auf ihren Kommunikator laden. Es wurde entwertet, sobald man durch den Ring trat. Wer kein gültiges Ticket auf seinem Kommunikator hatte, löste Alarm aus.
    Natürlich konnte Luan nicht einfach ein Ticket kaufen, dazu hätte er eine Genehmigung der Eltern oder in seinem Fall von Mama Berta gebraucht.
    Unauffällig aktivierte Luan sein ceeBand. Er suchte die Umgebung ab. Fast nur Erwachsene waren unterwegs. Er suchte nach einem Kind, das ein Ticket auf den Kommunikator geladen hatte.
    Da zeigte sein ceeBand einen Jungen an, der gerade das Laufband hinunterfuhr. Luan hackte sich in den Kommunikator des Jungen ein. Es war ein alter Starwatch. Die wurden schon lange nicht mehr gebaut, aber viele Eltern hatten so einen noch zu Hause herumliegen und gaben ihn schließlich an ihre Kinder weiter, wenn diese in die Schule kamen. Ein richtiges Sicherheitsrisiko war so ein Starwatch. Er konnte kinderleicht geknackt werden. Ruckzuck war Luan im System. Schnell lud er eine Kopie des Tickets auf sein ceeBand. Natürlich hatte der Junge nichts bemerkt. Dort hinten sah er ihn

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