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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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rief Luan. Doch Lucilia ließ sich nicht zurückholen. Der Bildschirm blieb dunkel. Wütend schlug er mit der Faust gegen den Mauervorsprung.
    Nacho sah zu Luan auf. Die treuen Hundeaugen ließen Luans Zorn schmelzen. „Schon gut, alles in Ordnung“, meinte Luan und tätschelte den zotteligen Hundekopf. Er atmete tief durch und drückte sich von der Wand ab. Luan trat hinaus ins Freie. Im Schutz der Palmen ging er auf das Korrekturhaus zu. Luan zitterte am ganzen Körper. Es musste doch auffallen, wie nervös er war. Wenigstens war Nacho bei ihm.
    Wie ein Restaurant, das nach Gästen fischte, fuhr das äußere Tor auf. Kein Mensch war zu sehen. Vorsichtig setzte Luan seinen Fuß über die Schwelle. Im nächsten Augenblick zischte ein Korb aus glühendem Licht auf Luan und Nacho herab. Der Korb stülpte sich über sie. Luan erstarrte. Er durfte die Lichtstrahlen nicht berühren. Sie würden ihn zu Kohlenstaub versengen. Er zog Nacho zu sich. Der Hund jaulte.
    Eine freundliche Frauenstimme sprach aus dem Nichts. „Verehrter Besucher, bitte bewegen Sie sich nicht. Dies dient Ihrer eigenen Sicherheit. Nennen Sie jetzt Ihren Namen und den Grund ihres Kommens.“
    „Lu ...“, setzte er an, dann verbesserte er sich ganz schnell: „Moritz Mattuschke. Ich leide unter Disinformie. Der Hausarzt schickt mich.“
    „Wenn du bitte einen kleinen Moment wartest.“
    Luan nickte stumm.
    „Lieber Moritz Mattuschke. Wir möchten dich herzlich in der Klinik von Professor Brenius begrüßen. Unsere Pfleger werden dich gleich in dein Zimmer begleiten. Bitte gedulde dich noch einen Augenblick und achte auf dein Robopet, damit es nicht am Lasergewebe verglüht.“
    Wie versteinert blieb Luan stehen. Er hielt Nacho fest umklammert. Der Augenblick fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Luan konnte nicht einmal auf sein ceeBand schauen. Seine Muskeln zitterten und eine Haarsträhne kitzelte auf seiner Nase. Nein, er würde sich bestimmt nicht bewegen.
    Endlich verschwand der Laserkorb wie ausgeknipst. Vor Luan standen vier Pfleger. Sie trugen diese hellblauen Anzüge, die er vorhin schon gesehen hatte. Einer von ihnen trat auf Luan zu. Seine Glatze war poliert wie ein Weihnachtsapfel. K. Prönke stand auf seinem Namensschild. Zwischen den Pflegern schwebte ein Krankenbett. Prönke machte eine einladende Handbewegung und verbeugte sich. „Hallo, Moritz. Wenn du dich bitte auf das Bett legen möchtest.“
    „Danke, ich kann laufen. Meine Beine sind in Ordnung.“
    Zwei Pfleger machten einen Schritt auf Luan zu und packten ihn an den Oberarmen. Sie hoben Luan einfach hoch. Ihre Hände quetschen Luans Arme wie Schraubzwingen. Luan schrie. Der mit der Glatze warf eine Magnetdecke über Luan. Die Verschlüsse schnappten zu.
    Nacho bellte. Er sprang zwischen den Pflegern hin und her.
    „Es dient nur deiner eigenen Sicherheit“, sagte Prönke. „Wir haben auch unsere Vorschriften.“
    Nacho knurrte.
    „Dein Spielzeug soll die Schnauze halten, sonst müssen wir es deaktivieren.“
    „Nacho, aus“, rief Luan. Er versuchte ganz streng zu klingen. Was, wenn die Pfleger bemerkten, dass Nacho kein Robopet war? Natürlich würden sie keinen Ausschalter finden. Nacho hörte sofort auf zu bellen und hechelte Luan treuherzig an.
    Prönke öffnete das verspiegelte innere Tor. Die Pfleger schoben das schwebende Bett hindurch und dann in die gläserne Röhre, die am Grund des Sees entlangführte. Friedlich schimmerte die bläuliche Flüssigkeit. Luan schauderte bei dem Gedanken, dass er von Kursolsäure umgeben war.
    Wie ein Computer speicherte Luan den Weg ab. Jede noch so kleine Einzelheit prägte er sich ein. Alles konnte wichtig sein. Nacho trabte brav nebenher. Er schien verstanden zu haben, dass es jetzt darauf ankam.
    In der Empfangshalle schoben die Pfleger Luan in den Aufzug. Sie fuhren hinab ins vierte Untergeschoß. Ein düsterer Gang empfing sie. Grüne Lämpchen, die in Wand und Boden eingelassen waren, glimmten schwach.
    „Entschuldigung, ist nur die Notbeleuchtung“, murmelte Prönke. „In diesem Stockwerk macht die Stromversorgung Schwierigkeiten. Die neue Hologramm-Welt benötigt die ganze Energie.“
    „Hologramm-Welt?“ Luan horchte auf.
    Prönke fuhr sich über den Kopf und lächelte: „Ja, ja, das ist die Zukunft der Unterhaltung. RUHL hat die neue Hologramm-Welt zum Test hier installieren lassen. Wir haben den weltweit ersten Prototyp. Du kannst es selbst ausprobieren. Das ist wirklich verrückt. Manche Patienten finden

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