Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenträumerin

Die Schattenträumerin

Titel: Die Schattenträumerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
Vom Netzwerk:
linke Schulter, dann soll dies den Teufel vertreiben. Trockene Salzkristalle mit einem Ionengitterwirken schon in geringen Mengen als magische Isolatoren. Die konservierenden Eigenschaften des Salzes verleihen der Realität Festigkeit, was Dämonen das Eindringen in unsere Welt erschwert. Salz, das durch Eindampfen salzhaltigen Wassers entstanden ist, gilt als besonders wirksam.«
    » Also war das Salz in Baldinis Separee so eine Art Schutzschild, das die Kräfte des Buchs nicht in unsere Realität gelassen hat?«
    »Genau! Deswegen hatte das Necronomicon auch in all der Zeit, als es auf dem Grund des Kanals lag, keine Kraft. Es war vom Salzwasser der Lagune bedeckt«, bestätigte Francesca. »Aber das war nicht die einzige Sicherheitsvorkehrung, die Baldini getroffen hatte. Er hat auch das Versteck des Necronomicons komplett mit Silber ausgekleidet.« Sie blätterte das Buch durch, bis sie die gesuchte Textstelle fand.
    »Silber ist in der mystischen Welt das Metall, dem man die stärkste übernatürliche Kraft zuschreibt. Im alten Ägypten trug es den klangvollen Namen Mondsilber‹, ein Ausdruck, der später auch von den Schwarzmagiern übernommen wurde. Silber besitzt eine hohe elektrische und thermische Leitfähigkeit. Kommt es in Kontakt mit einer magischen Kraftquelle, wirkt es wie ein Magnet: Es saugt die magische Kraft in sich auf und speichert sie.«
    Giannas Gesicht hellte sich auf. »Okay, dann hat also das Silber in Baldinis Versteck die Macht des Necronomicons aufgesaugt und das wenige, das trotzdem noch durchsickerte, wurde vom Salz isoliert!«
    Francesca schob das Lexikon zurück in die Vitrine und nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe. Da war noch etwas …Sie hatte das Gefühl, dass sie etwas vergessen hatte, doch jedes Mal, wenn sie dem Gedanken näher zu kommen schien, entwischte er ihr wieder. Sie versuchte sich noch einmal genau in Erinnerung zu rufen, wie sie das Buch aus dem Versteck geholt hatte: Sie war über das Salz im Separee gelaufen, hatte den Läufer zurückgeschlagen, mit Baldinis Schlüssel das Schloss geöffnet und dann … Francesca stöhnte erneut auf. Natürlich, die fremdartigen Schriftzeichen, die in das Silber eingraviert gewesen waren! Schon damals waren sie ihr seltsam bekannt vorgekommen, doch sie hatte keine Zeit gehabt, sie sich näher anzusehen. Nun erinnerte sie sich auch, wo sie sie schon einmal gesehen hatte: Es waren die gleichen Schriftzeichen, die auch auf der Traumgondel eingraviert waren – Baldini musste sie von ihr abgezeichnet haben.
    Francesca zog die Traumgondel aus ihrer Tasche und betrachtete sie. Die Gondel und die filigran gearbeiteten Verzierungen dienten wahrscheinlich nur als Schmuck. Ihre mystische Macht, so wurde Francesca klar, verdankte sie allein den Schriftzeichen. Sie waren der Gegenpol zu den mächtigen Beschwörungszeichen des Necronomicon. Die Zeichen auf der Traumgondel waren die Zeichen des Guten. Sie hatten in der vergangenen Nacht Fiorellas Schattengeister verdrängt.
    Gianna schloss das Fenster und sah Francesca mit funkelnden Augen an. »Steh nicht so lahm herum! Wir haben eine Menge zu tun. Auf zur Schatzsuche!«, verkündete sie mit Feuereifer.
    »Was denn für eine Schatzsuche?«
    »Wir plündern den Palazzo! Wir suchen alles Silber und sämtliche Salzvorräte zusammen.«
    Francesca ließ die Traumgondel zurück in ihre Tasche gleiten. Endlich waren sie einen entscheidenden Schritt vorwärtsgekommen. Zum ersten Mal seit Tagen durchströmte sie ein Gefühl der Hoffnung. Sie nickte Gianna zu. »Gut, dann legen wir mal los!«
    In den nächsten Stunden durchsuchten sie jeden Winkel des Palazzos und trugen alles Silber zusammen, dessen sie habhaft werden konnten. Im Vorratsraum stießen sie auf eine große Tüte Salz aus dem Großmarkt, doch um auf Nummer sicher zu gehen, leerten sie sogar den Salzstreuer auf dem Küchentisch bis auf das letzte Körnchen. Schließlich standen sie mit all ihren Schätzen in Giannas Zimmer. Das Necronomicon legten sie in einen großen Karton, den sie mit den Schriftzeichen der Traumgondel beschrieben hatten. Sie bedeckten das Buch mit Silberschmuck, zwei Kerzenständern und Nonnas heiß geliebtem Tafelsilber, packten den Karton in Francescas Rollkoffer und befüllten ihn mit dem Salz.
    Als der Koffer endlich verschlossen und im Schrank verstaut war, ließen sich die Mädchen erschöpft auf ihre Betten sinken.
    »Ich hoffe, das Salz und das Silber wirken«, meinte Francesca und musste ein Gähnen

Weitere Kostenlose Bücher