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Die Schattenwelt

Titel: Die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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der einen Seite drängten sich einige Garagen mit rußgeschwärzten Ziegeln unter einer Brücke zusammen.
    »Halten Sie hier an«, befahl Roberts, den Kopf immer noch über den Block gesenkt. Er schrieb den Satz zu Ende, ließ den Notizblock wieder in seine Tasche gleiten und stieg zur Beifahrertür aus. Shaw machte Anstalten, ihm zum folgen, doch der Leiterder Spezialeinheit blickte sich zu ihm um und schüttelte den Kopf.
    »Sie warten hier und behalten den Wagen im Auge. Ein unbewachter Mercedes bleibt in dieser Gegend für gewöhnlich nicht lange stehen. Ich bin gleich wieder zurück.«
    Er warf die Tür ins Schloss und marschierte auf die nächstgelegene Garage zu. Während Shaw ihm nachsah, öffnete er das unverschlossene Tor und verschwand in der Garage. Der Inspektor war wütend. Er wollte bei dem Treffen dabei sein und nicht herumsitzen wie irgendein Nachtwächter! Es war nicht das erste Mal, dass er sich wünschte, man hätte ihn nicht zur Spezialeinheit abkommandiert.
    Er war gerade eingedöst, als ihn das Aufheulen eines Motors hochschrecken ließ. Ein feuerrotes Motorrad schoss auf ihn zu. In letzter Sekunde wurde es nach rechts herumgerissen und fuhr in die Garage, die Roberts soeben geöffnet hatte. Das Motorrad war genauso schnell verschwunden, wie es aufgetaucht war, und hinterließ nur eine Ölspur und ein paar Bremsspuren auf der Straße. Hinter ihm wehte eine einsame Plastiktüte über den Bürgersteig.
    Shaw stieg rasch aus dem Auto aus. Er würde das hier auf gar keinen Fall verpassen, egal was Carter sagte. Er aktivierte die Alarmanlage des Mercedes mit der Fernbedienung und schlich sich zur Ecke der Garage. Verstohlen blickte er die Straße auf und ab, um sicherzugehen, dass er nicht beobachtet wurde. Die Straße war menschenleer. Er presste seinenRücken gegen die Ziegelwand und hielt sein Ohr, so weit es ging, in Richtung der Öffnung. Er erkannte sofort den herrischen Tonfall, in dem Carter stets sprach, wenn er jemanden zurechtwies.
    »… und wenn der Starling-Junge stirbt, wird es ihr leid tun. Ich bin sehr unzufrieden, Silas. Mach ihr das klar, wenn du mit ihr sprichst, verstanden?«
    »Das versuche ich …«
    Shaw erschauderte. Der Mann, mit dem Roberts sprach, hatte eine kalte Stimme und zischelte wie eine Schlange.
    »… das versuche ich ja, aber du kennst Marianne. Es gibt nicht viele Leute, auf die sie hört.«
    »Sie wird auf mich hören. Jeder hört auf mich.« Er sagte dies bestimmt, ohne jegliche Arroganz, und in diesem Augenblick konnte Shaw sich das auch gut vorstellen.
    »Sie ist die geborene Jägerin … vielleicht gibt sie nicht auf. Der Junge hat es immerhin geschafft, den Übergang nach Darkside zu durchqueren. Vielleicht hatte er einen Unfall. Vielleicht ist er auch schon tot. Was wirst du dann machen?«
    Die Stimme des Mannes hatte nun einen spöttischen Unterton, der sie noch übler klingen ließ. Shaw bekam eine Gänsehaut. Woher um Himmels willen stammte dieser Akzent? Shaw kannte keine Sprache, die so zischelnd klang. Von woher auch immer er stammte, er klang nicht wie die Art von Mensch, mit der Roberts etwas zu tun haben sollte. Shaw erinnertesich, wie der Chefinspektor gesagt hatte, dass im Biloxi-Fall »etwas faul sei«. Wenn er damit diesen Kerl meinte, dann hatte er verdammt recht.
    »Hoffen wir, dass Marianne eine Warnung versteht, wenn man sie ihr zukommen lässt, und dass sie alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen treffen wird. Sie wird mir den Jungen bringen, ansonsten weißt du, was ich tun werde.«
    Der Reptilienmann zischelte vor Vergnügen.
    »Ich würde diesen Kampf gerne sehen. Das könnte knapper werden, als du denkst.«
    Ein lauter Schlag ertönte aus der Garage und Shaw zuckte zusammen. War mit Roberts alles in Ordnung? Unter größter Vorsicht streckte er seinen Kopf um die Ecke des geöffneten Tors und überblickte die Szenerie. Die Garage hatte eine niedrige Decke und war vollgestopft mit rostigen und öligen Ersatzteilen. Das leuchtend rote Motorrad ruhte auf seinem Ständer vor der Rückwand. Neben der Seitenwand stand Roberts mit dem Rücken zu Shaw. In seiner linken Hand hielt er einen Schraubenschlüssel. Der Reptilienmann lag auf dem Boden, aber mehr konnte Shaw nicht sehen, da Roberts ihm die Sicht verdeckte.
    Als der Leiter der Spezialeinheit wieder sprach, war seine Stimme eiskalt.
    »Glaubst du wirklich, dass das so knapp werden könnte?«
    Er bückte sich und packte den Reptilienmann am Kragen.
    »Du bist nur ein Laufbursche, Silas,

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