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Die Schattenwelt

Titel: Die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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spürten das.
    Jonathan ließ sich langsam ins Wasser gleiten und versuchte, nicht ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er schwamm vorsichtig auf den Jungen zu. Sein Knöchel pochte vor Schmerz. Der Kampf zwischen Humble und den Barrakudas hatte das Wasser aufgewühlt und der Schaum spritzte Jonathan in die Augen. Er erreichte den Jungen, der kurz zuckte, als Jonathan den Arm um seinen Hals legte, um ihn im Rettungsgriff an den Rand zu ziehen.
    Die Barrakudas setzten ihren Angriff auf Humble fort. Der stumme Riese kämpfte trotz seiner Verletzungen weiter. Hin und wieder bekam er einen Fisch zu fassen und erdrückte ihn mit bloßen Händen. Aber sie ließen nicht von ihm ab und seine Kräfte schwanden.
    Auf der anderen Seite des Beckens ging es nur langsam voran, denn Jonathan musste sich ausschließlich auf die Kraft seiner Beine verlassen, die sie beide vorantrieb. Als sein Blick auf seine Füße fiel, entdeckte er die Blutspur, die sein Knöchel im Wasserhinterließ, und wusste, dass sie ein neues Problem hatten. Und schon hatte einer der Barrakudas das Blut gerochen und schoss hinter ihnen her. Jonathan gab sein Letztes, aber der Junge, den er zog, war zu schwer und die Laufplanke noch zu weit entfernt.
    »Wach auf!«, rief er dem Jungen ins Ohr. »Du musst aufwachen!«
    Die Augenlider des Jungen zuckten. Er würde vermutlich rechtzeitig zu sich kommen, um zu spüren, wie der Fisch ihn angriff. Jonathan blickte sich kurz um. Sie hatten noch acht oder neun Züge vor sich. Ein weiterer Barrakuda hatte sich aus dem Schwarm gelöst und näherte sich ihnen.
    » WACH AUF !«
    Der Junge öffnete die Augen und begann zu husten.
    »Schwimm!«, schrie Jonathan. »Schwimm an den Rand! Schnell!«
    Wie ferngesteuert fing der Junge an zu paddeln. Von seiner Last befreit, schwamm Jonathan kraftvoll auf den Beckenrand zu. Hinter ihm bewegten sich die Fische mit beängstigender Geschwindigkeit und ihre stromlinienförmigen Körper durchschnitten die Wellen. Mit letzter Kraft zog er sich zum zweiten Mal am Beckenrand hoch und sah sich nach dem anderen Jungen um.
    Trotz seiner Verwirrung näherte sich der Junge dem rettenden Beckenrand. Jonathan streckte einen Arm nach ihm aus und feuerte ihn an.
    »Beeil dich! Sie kommen näher!«
    Der Junge ächzte und versuchte, schneller zu schwimmen. Als der erste Barrakuda seinen Fuß erreichte, stieß er sich ein letztes Mal kraftvoll nach vorne. Jonathan bekam seinen Arm zu fassen und zog ihn ruckartig durch das Wasser an die Laufplanke. Diese schnelle Bewegung hatte den Barrakuda überrascht, dessen Biss sein Ziel verfehlte. Der Junge hievte sich aus dem Wasser und lag hustend und spuckend auf der Laufplanke.
    Jonathan griff ihm unter die Arme und richtete ihn auf.
    »Wir müssen hier verschwinden«, drängte er. »Sie werden jeden Moment zurückkommen.«
    Der Junge nickte und rappelte sich auf. Zerkratzt, angeschlagen und blutend humpelten die beiden von der Laufplanke herunter und verschwanden zwischen den Käfigen. Im Wasser stürzten sich die noch lebenden Barrakudas wieder allesamt auf den Riesen.
    Auf der anderen Seite der Halle erschallte ein entsetzter Aufschrei. Jonathan drückte den Jungen gegen die Seitenwand eines Antilopenkäfigs. Marianne rannte an ihnen vorbei.
    »Humble!«, schrie sie. »Halt durch! Ich komme!«
    Sie stürmte die Stufen hinauf und tauchte in das »Becken der Schrecken«. Ihr leuchtend weißes Haar blitzte auf wie eine Sternschnuppe. Jonathan blickte sich nach beiden Seiten um und steuerte auf eine Tür links in der Wand zu. Der Junge zupfte ihn am Ärmel und deutete auf die Käfige um sie herum.
    »Die … Tiere«, keuchte er. »Wir sollten … sie nicht zurücklassen.«
    Jonathan schüttelte den Kopf.
    »Dafür haben wir keine Zeit. Wir müssen raus hier.«
    Er zerrte den Jungen durch die Tür und sie fanden sich in dem gewundenen roten Korridor wieder. Es war totenstill. Aus der Haupthalle waren nur noch vereinzelt gedämpfte Rufe zu hören. Niemand war zu sehen. Vor ihnen befand sich ein leerer Käfig und auf dem Boden verteilt lagen Glassplitter. Jonathan lehnte sich an die Wand, atmete durch und stellte sich Ricky vor.
    »Danke, mein Freund. Wahnsinnssprung. Du hättest dabei draufgehen können!«
    Ricky wirkte verlegen.
    »Schon möglich. Sah ohnehin so aus, als ob wir beide draufgehen, also hab ich nicht so genau nachgedacht.« Er hielt inne und sah sich um. »Dieser Ort ist der Horror. Wo sind wir hier?«
    »Das erkläre ich dir, wenn wir

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