Die Schatzhöhle
verdammter Räuberhaufen kam und binnen weniger Minuten all das auslöschte, womöglich noch mit dem Namen Allahs auf den Lippen.
33
Die Sklaven Jäger, es waren zwölf an der Zahl, fluchten ununterbrochen. Ihr ganzer Wortschatz schien überhaupt nur aus Flüchen zu bestehen. Zwischendurch beschworen sie Allah und den Propheten und sämtliche bekannten Marabuts.
In den Schärpen ihrer Burnusse hingen schwere Nilpferdpeitschen, von denen sie immer wieder Gebrauch machten.
Die Sklaven mit den Holzgerüsten um den Hals stöhnten und wimmerten. Sie drängten sich gegenseitig zu schnellerem Schritt, obwohl sie beständig in halbem Dauerlauf waren. Die Riemen der Peitschen trafen sie auf Kopf und Schultern.
»Bei Allah, du schwarzes Vieh, willst du wohl schneller laufen!« brüllte der Anführer, ein
kräftiger, bärtiger Gesell, Unogi an.
Aber Unogi konnte nicht mehr.
Und zum zehntenmal sauste die Peitsche auf den Unglücklichen nieder.
Unogi zuckte unter dem Schlag zusammen, hatte aber nicht genügend Luft, um zu schreien. Da er direkt aus dem beißenden Rauch der schwelenden Hütte in das Joch geraten war, hatte er nicht einmal Zeit gehabt, sich die Lungen mit frischem Sauerstoff vollzu-pumpen; denn es vergingen nur ein paar Sekunden nach seiner Gefangennahme, bis sich der ganze Trupp in Bewegung setzte.
Nach ein paar hundert Metern war Unogi völlig erschöpft. Kreise tanzten vor seinen Augen. Er taumelte in der Leiter. Die Knie wurden ihm weich.
»Barra! Barra!« schrie Abu Sef. »Wenn du nicht weiterkannst, lassen wir dich liegen, und du bekommst eine Kugel!«
Diese Worte waren in Kisuaheli gesprochen, und so verstand der arme Schwarze ihren Sinn. Noch einmal nahm er alle Kraft zusammen. An sich war es ihm gleichgültig, ob er hier erschlagen wurde oder ob er später die grausame Sklaverei ertragen mußte. Aber er dachte an die kleine Zapa, seine kindhafte, junge Frau. Und dann: vielleicht konnte er fliehen! Vielleicht war sie noch am Leben! Vielleicht fand er den Weg zurück!
Plötzlich zerrte er an seinen Fesseln. Aber er konnte sie nicht sprengen.
Da kam eine Stockung in den Zug. Die ersten Läufer vorn hatten das Tempo ebenfalls nicht durchhalten können. Einige von ihnen brachen zusammen und rissen dadurch auch die anderen nieder.
Es gab großes Geschrei. Erbarmungslos schlugen die Araber auf das Menschenknäuel am Boden ein.
Die bärtigen Kerle versuchten, die Gestürzten wieder emporzuziehen. Eine ganze Leiter konnte man nicht vernichten. Das waren immerhin zehn kräftige Burschen. Der Verdienstausfall wäre zu groß gewesen.
Die erste Stockung zwang den ganzen Zug zum Halten; denn nun, durch die plötzliche Unterbrechung befiel die Schwäche auch andere. Besonders die Frauen hielten nicht mehr durch. »Hunde! Halunken! Stinkkröten!« Abu Sefs Stimme überschlug sich fast.
Wahllos zischte seine Peitsche zwischen die braunen Leiber. Aber dann hielt er erschöpft inné. Es war nichts zu machen. Ein Blinder hätte gesehen, daß es so nicht weitergehen konnte. »Rast!« schrie Abu Sef und setzte sich, als erster, wo er stand. Später würde es besser werden; denn fünf von seinen Leuten warteten am Rand der Dschungelzone mit den Pferden.
Wo sie jetzt waren, bildete hartes Lavagestein den Untergrund einer unbewachsenen Schneise, die den ganzen Dschungel durchschnitt und so eine bequeme Straße bildete, die fast genau in östlicher Richtung lief. Hier hätte man mit einem Wagen fahren können. Und der Araberführer ärgerte sich nicht wenig, daß er diesen Weg erst auf der Endphase des schwierigen Marsches durch den Urwald entdeckt hatte.
In der Hälfte der Zeit, die sie gebraucht hatten, hätten sie die Strecke ohne Anstrengung zu Pferde zurücklegen können.
Nun, es gab sicherlich noch mehr Negeransiedlungen in diesem Gebiet. Und diese natürliche Straße würde, wenn es nach dem Willen Abu Sefs ging, noch viele Seufzer von den Lippen schwarzer Sklaven hören.
»Mokka!« rief Abu Sef jetzt. »Mokka will ich! — Los, kocht mir Kaffee! Bei Allah, ich habe einen mächtigen Durst!«
Zwei jüngere Araber nickten, trugen Holz vom Waldrand herbei und entfachten ein Feuer. Es währte nicht lange, so hielt Abu Sef eines der kleinen Täßchen in den klobigen Fingern. Aber er schlürfte das starke Getränk nicht auf vornehme Weise, sondern goß es mit einem Ruck, wie ein Fuhrmann in Europa einen Schnaps, die Kehle hinunter. Und er mußte eine dickwandige Kehle haben; denn der Kaffee war kochend
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