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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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uns auf den Weg. — Wer jetzt noch drin ist, ist sowieso schon eine halbe Leiche.«
    Unogi war nur ein paar Minuten zu früh gekommen. Er fühlte kaum die Leitersprossen an seinem Hals, als es auch schon Peitschenhiebe setzte.
    Der Marsch zur Küste, in die Zivilisation, in die Sklaverei begann.

    32

    Die Araber waren von Norden heruntergekommen, vom großen Fluß her. Jetzt zogen sie mit ihrer Beute nach Osten davon.
    Zur selben Zeit, als sie das Dorf überfallen hatten, näherte sich von Süd-Osten her eine andere Karawane, bestehend aus zwei Weißen, einem jungen Inder und vier Schwarzen.
    Die Weißen, der Inder und der längste Schwarze saßen auf Pferden. Ugawambi hatte den Pfeifer und seine Freunde überredet, zu Pferde in das Innere Afrikas aufzubrechen. Erst unterwegs hatten sie festgestellt, daß die Tiere in dem sumpfigen Gelände an der Küste eher eine Last als eine Erleichterung bedeuteten.
    »Weshalb hast du uns die Tiere aufgeschwatzt?« fragte der Pfeifer den Führer.
    Ugawambi grinste verschmitzt und meinte mit entwaffnender Offenheit: »Ugawambi lieber reiten als laufen.«
    »Aber wir kommen doch nicht vorwärts! Es wird viel zu lange dauern, bis wir den Berg mit der Schneekuppe erreichen.«
    »Lange Reise, gute Reise, viel schön gut. Ugawambi bekommen zwei Goldstücke für fünf Tage. Viel schön gute lange Reise.«
    Michel und seinen beiden Freunden verschlug es die Sprache. Aber was konnten sie erwidern? Tscham hatte übrigens auch für die Pferde gestimmt. Er hoffte, mit ihnen mehr von den Schätzen forttragen zu können.
    In den Mangroven-Sümpfen hatten sie ihre liebe Not mit den Tieren. Einmal versanken sie im Schlamm, und es dauerte Tage, bis sie sie wieder freibekommen hatten.
    Zuerst hatte es ausgesehen, als würde der Regen noch auf sich warten lassen; aber kaum hatten sie das schlimmste Sumpfgebiet hinter sich, da setzte er mit Heftigkeit ein. Die kleinen Bäche wurden zu reißenden Flüssen. Sie hatten keinen trockenen Faden mehr am Leibe.
    Tagsüber machte ihnen das nichts aus. Aber als nachts das Thermometer schlagartig von dreißig auf acht Grad sank, froren sie erbärmlich.
    Ugawambi hatte fast bis Neujahr gebraucht, ehe er aufbruchbereit war. Das Geld wurde und wurde nicht alle, und Michel hatte den Verdacht, daß er den Lohn für die Träger ebenfalls für sich verbrauchte.
    Aber die Träger verstanden keine Sprache außer Kisuaheli. Man konnte sich mit ihnen nur über Ugawambi verständigen, mußte also glauben, was dieser sagte.
    Jetzt hatten sie stellenweise schon festen Boden unter den Füßen.
    Michel bestimmte trotz der Unkenntnis des Landes die Richtung. Er hatte bei seinem Abschied von der »Trueno« nicht vergessen, einen kleinen Bootskompaß mitzunehmen. Immer wieder vergewisserte er sich an Hand der Lamaskizze, daß sie auf dem richtigen Weg waren.
    An diesem Mittag plötzlich verhielt er sein Pferd. Es mochten sie noch etwa zehn Kilometer von jenem Negerkral trennen, von dessen Existenz weder Ugawambi noch die Träger etwas wußten, als Michel den kaum wahrnehmbaren Widerhall von Schüssen vernahm.
    »Ich denke, hier war noch nie ein Weißer!« wandte er sich an den Führer.Ugawambi grinste.
»Nix Weiße. Das Araber. Wahrscheinlich Dorf mit viel Sklaven.«
»Sklavenjäger in dieser Gegend?«
»Oh, Sklavenjäger überall, wo schön dick Sklaven.«
»Teufel«, sagte Michel nur und ritt weiter.
    In seinem Gesicht arbeitete es. Sollte er die Sklavenfänger ungestört ihre schmutzige Arbeit verrichten lassen? Er befand sich auf einer Expedition, deren Ziel noch weitab lag. Dennoch, mußte man nicht einfach eingreifen? War es nicht Menschenpflicht?
    Die Neger, die Träger und Ugawambi, hätten ihn wahrscheinlich ausgelacht, wenn sie seine Gedanken hätten lesen können. Sie waren an solche Zustände gewöhnt. Ein Sklave war für sie die selbstverständlichste Sache von der Welt.
    Des Pfeifers Blick suchte Tscham. Die Augen des Jünglings glühten.
    »Reiten wir, mein Freund«, sagte er. »Die Träger mögen unserer Spur folgen.«
»Qué hay?« fragte Ojo.
»Eine Jagd auf Sklavenjäger, Diaz. Machst du mit?«
»Welch eine Frage, Señor Doktor.«
    »Du reitest auf unserer Spur langsam weiter, Ugawambi«, sagte Michel. »Wohin gehen, Massa?«
    Michel wollte seine wahre Absicht nicht erklären. So befriedigte er die Neugier des Schwarzen mit einer halben Lüge.
    »Wir gehen zu den Sklavenjägern. Man freut sich, wenn man hier so tief im Innern des Landes
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