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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Bergrücken absuchen.«
    »Aber wir könnten innerlich auf einen Angriff vorbereitet sein!« »Wozu?«
    »Nun, wenn die Bewohner dieser schönen Gegend hier kommen, dann müssen wir uns
schließlich verteidigen!«
Michel schüttelte den Kopf.
»Du kannst dir wohl gar nicht vorstellen, daß es vielleicht auch Völker geben könnte, deren
erster Gedanke nicht gleich immer Krieg ist?«
»Ah, Ihr meint, daß sie uns ungeschoren lassen?«
    »Wenn wir nicht etwas tun, was sie reizen könnte, hoffe ich es zumindest.«
    Ojo mußte an die jüngst vergangenen Abenteuer auf der Muskatnußinsel Mulung-Tulung denken
und lächelte.
»Ihr seid immer optimistisch, Señor Doktor.«
    »Nicht optimistisch. Meine Hoffnung besteht nur darin, einmal ein Volk oder einen Stamm zu finden, der nicht immer gleich an feindselige Absichten glaubt, wenn man sein Gebiet durchreist.«
    »Das gibt es nicht«, sagte Tscham bitter, aber mit Bestimmtheit.
    »Na, wir werden ja sehen. Gute Nacht jetzt. Ich bin müde.«
»Buenas noches«, nickte Ojo.
»Good night«, schloß sich Tscham dem Wunsch an.
    Ojos Schnarchen verriet bald, daß er trotz seiner Befürchtungen einen gesunden Schlaf hatte. Michel hatte zwar als erster die Augen geschlossen, dachte aber nicht daran, einzuschlafen. Ihm war es während des Marsches am Tage gewesen, als hätte er hin und wieder beobachtende Augen in den Büschen gesehen, die links und rechts die Schneise säumten.
    Vorsichtig schob er sich ein paar Schritte zur Seite. Dann richtete er sich halb auf und verschwand in Richtung auf die Berge.
    Als er weit genug von den Gefährten entfernt war, ging er aufrecht weiter. Trotzdem versuchte er, ständig in Deckung zu bleiben, obwohl bei der ägyptischen Finsternis keineswegs die Gefahr des Entdecktwerdens bestand.
    Von Baum zu Baum eilend, erklomm er die Hänge des zur linken Hand liegenden Bergrückens. Seine Schritte waren vorsichtig und fast unhörbar, seine Sinne bis zum äußersten gespannt. So sorgfältig er die Gegend auch absuchte, er fand vorläufig nichts, was seinen Verdacht bestätigt hätte. Kraft und Ausdauer eines einzelnen Menschen würden ohnedies nicht ausreichen, um das ganze Gelände zu durchforschen.
    Aber Michel folgerte, daß ein geschickter Beobachter sich wahrscheinlich unter Ausnutzung der Dunkelheit so dicht wie möglich an den Lagerplatz der fremden Eindringlinge schleichen würde. Und demgemäß wollte ihm der Pfeifer aus den Bergen heraus in den Rücken kommen. Er rechnete nicht damit, daß es viele Kundschafter waren, die man auf sie angesetzt hatte. Westlich vom Lager, etwa hundertfünfzig Fuß entfernt von den Feuerstellen, zog sich eine dichte Buschreihe hin.
    Diese versuchte Michel ungesehen zu erreichen, was ihm binnen kurzem auch gelang. Und siehe da, seine Vermutung hatte ihn nicht getrogen. Als er vorsichtig um einen Strauch bog, wäre er fast über einen Mann gefallen, der hier am Boden hockte und zum Lagerplatz hinüberstarrte.
    Michel wich sofort hinter seine Deckung zurück und beobachtete nun seinerseits den Mann. So lagen die beiden etwa eine Stunde lang in unmittelbarer Nähe. Sonst zeigte sich niemand weit und breit. Undder Lauscher gab auch kein Zeichen an irgend jemand anderen, woraus Michel schloß, daß er allein war.
    Da packte den Pfeifer der Schalk. Man müßte dem Kundschafter gleich beim ersten
    Zusammentreffen eine Lektion erteilen, die ihn beeindruckte. Denn von seinem Bericht würde vielleicht die Entscheidung über Krieg oder Frieden mit den Wanderern abhängen.
    Langsam, Zentimeter um Zentimeter schob sich Michel so weit nach vorn, daß er den Bogen und den Köcher des Eingeborenen greifen konnte.
    Vorsichtig, ganz, ganz vorsichtig zog er die Waffen des lauschenden Mannes zu sich heran. Immer wieder hielt er in seiner Beschäftigung inne.
    Zum Glück erwachte in diesem Augenblick Tscham. Er vermißte Michel und stand auf, blickte sich suchend um, ging durch die Reihen der Schlafenden und stieß dabei aus Versehen den einen oder anderen an.
    Diese Tätigkeit Tschams ließ den Kundschafter die Aufmerksamkeit noch mehr als zuvor auf das Lager richten.
    Ein Ruck, und der Bogen war ganz in Michels Hand. Der Köcher folgte schnell nach. Michel zog sich einige Schritte zurück. Hier hängte er den Bogen über einen vorspringenden Zweig und

    schnürte den Köcher ebenfalls daran fest. Dann machte er sich mit einem Lächeln auf den Lippen auf den Rückweg.

    48

    Maradsche, der Königsläufer, beobachtete Stunde um Stunde

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