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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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stand und ins
Wasser stierte.
»Bist du krank, Paulus?« fragte er.
»Nein — nein«, stammelte Paulus, »ich — ich kann nicht schlafen. Mir — mir — mir ist nicht
gut.«
Der andere war ein pfiffiger Kerl.
»Willst du hier noch lange herumstehen?«
»Ich denke schon.«
»Na, dann mache ich dir einen Vorschlag, übernimm meine Wache! Ich wäre froh, wenn ich
schlafen könnte.«
Paulus Krämer nickte eifrig.
    »Wenn du müde bist, geh schlafen. Ich will deine Wache gerne übernehmen.«
    »Das ist ein Wort«, sagte der andere. »Gute Nacht.« Er verschwand.
    Der zweite Mann stand am Heck. Er kümmerte sich nicht darum, was mitschiff s vor sich ging. Vorsichtig, ganz vorsichtig hob Paulus Krämer einige Planken der Ladeluke hoch, bis die Öffnung groß genug war, ihn hindurch zu lassen. Er stieg die Leiter hinab und
    ergriff einen der Säcke. Obwohl sie nicht größer waren als ein normaler Salzsack, hatten sie doch ein beträchtliches Gewicht. Aber Paulus Krämer war stark genug, um in jeder Hand einen zu tragen. Vorsichtig, Sprosse um Sprosse, kletterte er die Leiter wieder hinauf.
    Vorher schon hatte er sich ein paar Taurollen und Teerfässer so neben die Luke gestellt, daß er die geborgenen Säcke dahinter verstecken konnte.
    Es waren im ganzen zehn Stück. Als er den siebten und den achten an Deck geschafft hatte, hielt
er plötzlich inne.
Von der Kommandobrücke her erklangen Schritte.
Stimmen wurden laut.
    Zitternd und schweißüberströmt stand Paulus neben der geöffneten Luke. Im letzten Moment konnte er sich fassen und die Bretter ordnungsgemäß wieder über die Öffnung legen.
    Er hatte sich kaum aufgerichtet, als ihn die Stimme des Kapitäns anrief: »Weshalb liegst du nicht in deiner Koje, Paulus?«
    »Mir war schlecht, Käpt'n, ich wollte noch ein wenig frische Luft schnappen, und da habe ich — — da habe ich die Wache vom langen Hein übernommen.«
    »Ach, und Hein schläft, was? Das sieht ihm ähnlich. Er schläft immer und überall, selbst bei der
Arbeit.«
»Ich kann ihn ja wecken, Käpt'n.«
    »Nicht nötig, Paulus, laß ihn schlafen, das Murmeltier. Mir ist es gleichgültig, wer von euch Wache schiebt.«
    Damit wandte er sich dem Heck zu und inspizierte den dortigen Posten. Kurz darauf war er wieder verschwunden.
    Es war so still wie vorher. Oder doch nicht? Paulus lauschte angestrengt in die Nacht hinaus. Aber da warr
    nur der ruhige, gleichmäßige Wellenschlag. Er wagte nicht, die Ladeluke noch einmal zu öffnen, sondern trat an die Reling und blickte an der Seitenwand des Schiffes hinunter. Es rührte sich nichts. Er wandte sich wieder dem Laderaum zu.
    Sollte er nicht doch versuchen, auch noch die beiden letzten Säcke zu bergen? Würden die Araber auch so mit ihm zufrieden sein?
    »Dummheit«, murmelte er vor sich hin, »sich so aufzuregen wegen dieser blöden Steine.« Er überlegte krampfhaft. Hatte Imi Bej ihm die Anzahl der Säcke genannt? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, glaubte jedoch, daß dies nicht der Fall gewesen sei.
    Unschlüssig ging er zwischen Laderaum und Reling hin und her.
    Da — war nicht soeben ein Husten aufgeklungen? Waren sie da, um die Steine zu holen? Er blickte sich sichernd nach allen Seiten um.
    Der Posten am Heck hatte aller Wahrscheinlichkeit nach nichts vernommen; denn Paulus
Krämer sah, wie er weiter ruhig im Schein der Hecklaterne auf und ab ging.
Paulus starrte an der Bordwand in die Dunkelheit hinunter.
Jemand rief ihn in englischer Sprache an:
»Stones — stones — where are 'em stones?«
Ja, sie waren da.
    Unten blinkte etwas auf. Irgend jemand in dem Boot mußte Funken geschlagen haben, um ihm den genauen Standort zu zeigen.
    Paulus wandte sich hastig dem Versteck zu. So schnell er konnte, brachte er die Säcke zur Reling. Plötzlich durchschoß ihn eine Fieberwelle. Würde man das Aufklatschen nicht hören? Und wenn er sie ins Boot warf, dann mußte der Aufschlag noch lauter sein.
    Seine Sorge war umsonst. Von unten kam jetzt die Stimme wieder:
    »Wirf sie hinab, genau dorthin, wo du den Lichtfunken gesehen hast. Wir haben ein Tuch gespannt.«
    Der erste Sack schoß in die Tiefe. Es war kaum etwas zu vernehmen. Die Araber mußten geschickte Fänger sein. Sack auf Sack folgte. Als der achte unten war, fragte die Stimme wieder: »Ist das alles?«
    »Ja«, nickte Paulus Krämer. »Werdet ihr mich nun in Ruhe lassen?«
    Er erhielt schon keine Antwort mehr. Ein leises, kaum wahrnehmbares Plätschern verriet ihm, daß die Araber im

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