Die Scheune (German Edition)
sie und du weißt alles.“
Sie sah ihn an. Er legte die Bücher vor ihr auf den Tisch und verließ das Wohnzimmer.
„Was soll ich denn wissen wollen?“, rief sie ihm hinterher.
„Woher ich komme!“, rief er aus dem Bad. Die Dusche ging an.
Sarah las die Bücher tatsächlich aufmerksam durch. Ihr fehlten die Worte. Sie hätte so viele Fragen gehabt, doch Dane ging ihr aus dem Weg. Er reparierte stattdessen diese verdammte Scheune! Er strich sie an, von außen und von innen! Er stellte seine Corvette hinein! Er richtete sich eine Werkzeugbank ein! Und war zufrieden!
Er kam zu ihr, gab ihr einen Kuss, führte sie zum Essen aus und liebte sie anschließend so intensiv, als hätte er noch nie eine Frau gehabt.
Es war, als wäre nichts geschehen. Die letzten vier Wochen waren wie weggewischt. Sarah konnte es nicht glauben. Sollte der Spuk etwa vorbei sein? Hatte Mrs. Heddon etwa Recht gehabt mit ihrem Rat, ihn in Ruhe zu lassen? War das der letzte Verarbeitungsprozess von Dane? Sie wollte es so gerne glauben, aber ein inneres Gefühl sagte ihr, dass es nicht stimmte.
Eine fadenscheinige Ruhe breitete sich aus.
*
Sarah bekam unerwartet einen Anruf von den Heddons. Das brachte sie auf andere Gedanken. Mr. Heddon bat sie um ein Gespräch unter vier Augen. Hatte er etwas erfahren?
Es ging um Mrs. Heddon, die nunmehr ihre Hilfe im Haushalt brauchte, sich aber nicht zu fragen getraute. Also fragte Mr. Heddon hinter ihrem Rücken, ob Sarah nicht hin und wieder aushelfen könnte. Selbstverständlich. Es kam ihr sogar sehr gelegen, denn Dane hatte inzwischen seine Arbeit bei Beaman & Son begonnen. So war sie viel allein auf der Farm. Zuviel, um sich ausgelastet zu fühlen, zuviel, um ihre immer noch unterschwellig vorhandene Angst unter Kontrolle zu bekommen. Die Ereignisse der letzten Wochen spukten ständig in ihrem Kopf herum. Sie hatte einen Gemüsegarten hinter dem Haus angelegt, in dem sie viel Zeit verbrachte. Aber noch lieber besuchte sie die Heddons, die immer eine Tasse Kaffee für sie bereit hielten. So verband sie ihre Besuche mit der Hilfe, die sie leisten konnte.
*
Zunächst stand Dane seiner neuen Arbeit ratlos gegenüber. Durch den Fortschritt der Maschinen hatte sich viel verändert. Aber seine rasche Auffassungsgabe ließ ihn sich schneller als vermutet einarbeiten. Sein Humor kam gut bei seinen Kollegen an, und Rick Beaman sah in ihm eine wirkliche Bereicherung seines Betriebes. Dane ging in seiner Arbeit regelrecht auf. Er fühlte sich herausgefordert, den gesamten Betrieb zu beherrschen, so wie er einst das Running Horse beherrscht hatte.
Das Einkommen war gut. Dane war zufrieden. Es gab in der Druckerei jeden Tag neue Herausforderungen, denen er sich stellte. Es sollte ihm nichts verborgen bleiben, schon bald zum Leidwesen seiner Mitarbeiter. Doch sein Humor und ein paar geschickte Bemerkungen hielten sie letztendlich ruhig. Dane hatte nach wenigen Wochen alles im Griff, mehr als Rick Beaman selbst. Sein Drang zur vollkommenen Kontrolle war unübersehbar.
Sarah lud im Sommer ihre Eltern nach Valley Falls ein. Dane hatte sich gegen diesen Wunsch nicht gewehrt, solange sie nur einmal kamen. Er würde es ertragen, und viel vorzuweisen hatte er ja auch.
Die Newshorns waren von der Farm hingerissen und freuten sich über die erfolgversprechende Zukunft, die sich ihrer Tochter hier zu bieten schien. Sie erkannten in Dane nun einen guten und aufrichtigen Partner für Sarah und schätzten sich glücklich, ihn als Schwiegersohn im Kreise der Familie aufnehmen zu dürfen. Dane räusperte sich.
Es wurde dennoch eine schöne Woche. Dane war freundlich und charmant und Sarah glücklich, und die Newshorns waren nach sieben Tagen wieder verschwunden.
Es häuften sich die Nächte, in denen Dane nach Zärtlichkeit und Sex verlangte. Er liebte sie dann wild und heißhungrig zugleich. Für Sarah war das Gefühl völlig neu. Nachdem sie viele Jahre ungewollten Sex mit ihrem Exmann aushalten musste, empfand sie das intime Beisammensein mit Dane nun als ziemlich ähnlich. Sie hatte wieder einen Mann, der sie zwar wirklich liebte, der aber mehr seinen eigenen Trieb stillen wollte. Sie bekam Angst und dachte an die Tagebücher. Inwieweit nahmen sie Einfluss auf sein sexuelles Verlangen?
16. September 1995. Dane, 40 Jahre.
Als Dane von der Arbeit heimkam und einen alten Jeep vor seinem Haus stehen sah, spürte er ein leichtes Unbehagen aufkommen. Es war nicht so ein Wagen, wie
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