Die Scheune (German Edition)
Johnathan oder gar ich ihn fahren würden. Es war ein Wagen, der Schwierigkeiten ankündigte – dreckig und verrostet.
Zunächst wollte Dane seine Corvette wie jeden Abend in die Scheune fahren, aber ein ungutes Gefühl mahnte ihn zur Vorsicht. Er sah zur Heddon-Farm hinüber, der alte Ford Taunus stand vor dem Haus.
Er war nicht auf Besuch eingestellt und wusste auch nicht, wer hier bei Sarah etwas verloren hatte, wenn er nicht zu Hause war. Sarah hatte ihm auch nichts von irgendwelchen Freunden erzählt, die heute kommen wollten.
Dane taxierte das Haus, während er aus dem Auto stieg. Er schloss die Eingangstür leise auf und ging hinein. Sarah war nicht in der Küche, wie es sonst ihre Art war. Kein Essen war zubereitet, keine Musik lief. Auch im Wohnzimmer lauerte eine gähnende Leere.
Ein Blumenhocker war umgekippt. Dane wurde schlecht. Er schlich geräuschlos die Treppe hinauf in den ersten Stock, öffnete flink die Tür des Schlafzimmers und schaute hinein. Nichts. Dasselbe im Gästezimmer. Alles befand sich in peinlicher Ordnung. Der Duft von Trockensträußen, die Sarah selbst gebunden hatte, hing in der Luft.
Sarah war nicht im Haus. Es blieb nur noch die Scheune, diese verdammte Scheune! Sie hatte nie etwas Gutes geborgen.
Der Gedanke trieb ihn hektisch die Treppe hinunter. In der Küche ergriff er ein großes Fleischmesser und verließ das Haus.
Sein Gang zur Scheune war aufrecht und entschlossen. Er stieß brutal die Tür auf und ließ das helle Tageslicht einfluten. Er baute sich seitlich der Tür auf, während er das Messer hinter seinem Rücken versteckt hielt. Sein Instinkt rechnete mit dem verheerenden Bild einer Vergewaltigung, sah sich aber dann mit einer durchaus friedlichen Szene konfrontiert.
Sarah stand im hinteren Teil der Scheune und unterhielt sich freundlich mit einem großen, schwarzhaarigen Mann und einer kleinen, dunkelhaarigen Frau. Ihre Augen glichen denen eines Rehs – groß und dunkel. Rein gar nichts gab den Anlass zur Sorge. Als Dane geräuschvoll in die Stille platzte, unterbrachen sie ihre Unterhaltung und sahen zu ihm hinüber.
„Hallo, Dane! Schön, dass du da bist. Sieh mal, wer hier ist! Dein Cousin mit Frau aus Los Angeles.“
War es Sarahs Naivität oder hatte sie vergessen, dass er keine weiteren Verwandten hatte? Woher sollte er plötzlich einen Cousin haben?
Die fremde Frau sah ihn lächelnd an. Ein Stich durchzuckte Danes Herz, und er sah in die dunklen Augen von Joan. Was hatte er je an dieser Frau so geliebt? Während ihr Blick ihn früher verzaubert hatte, sah er nun die pure Boshaftigkeit in ihm.
Sie warfen sich hasserfüllte Blicke zu, bis er mühsam den Blickkontakt löste und auf den Mann neben ihr schaute. Auch der war ihm bekannt, und er wühlte in der Kiste seiner Vergangenheit. Er fand ihn, das Schwein! Alles lief wieder vor seinem inneren Auge ab: der Überfall, die Vergewaltigung, der Schmerz und die Demütigung. Es war, als sei es gestern erst gewesen. Dieser Mann hatte ihn fast zu Tode geprügelt und maßlos gedemütigt.
Dane wusste nun, dass Joan alles mit angesehen hatte. Ihm war schlecht, als er die beiden bei Sarah stehen sah. Was hatten sie ihr erzählt? Es raubte ihm den Atem.
Er umschloss das Messer noch fester in seiner Hand und hatte alle Mühe, sich zu konzentrieren; doch das musste er. Sarah war in Gefahr! Sie aber redete völlig unbeschwert weiter auf ihn ein. Er hörte sie nicht, er spürte nur das Messer hinter seinem Rücken, wie seine Finger darum anschwollen und die Handflächen feucht wurden.
„Sarah ...!“, sagte Dane ernst und hart. Sein Atem ging kurz und stoßend.
Sein Tonfall ließ Sarah sofort in ihrer Unbekümmertheit einhalten. Sie spürte, wie ihr Adrenalinspiegel anstieg. Noch nie hatte er so streng Sarah gesagt. Da erst wurde ihr bewusst, dass etwas nicht stimmte. Sie musste ihm jetzt unbedingt gehorchen. Es war nicht der Tonfall, den er anschlug, wenn er böse war; er musste Angst um sie haben – und die war zweifellos groß im Moment.
Sarah löste sich von den beiden, die ihr gar nicht so unsympathisch waren und ging gehorsam auf Dane zu, bis sie neben ihm stand. Weder Joan noch der Schwarzhaarige unternahmen den Versuch, sie zurückzuhalten.
Als Dane Sarah bei sich fühlte, flüsterte er ihr leise ins Ohr: „Geh und lauf' zu den Heddons. Schnell!“
Noch nie war Sarah so schnell durch die Felder gerannt, voller Panik und Angst um Dane. Der Gedanke, die Polizei zu rufen, ließ sie hechelnd in die
Weitere Kostenlose Bücher