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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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flüsternd fort: „Samantha hat es mir mal erzählt. Danach durfte sie nie wieder mit mir reden. Als sie Dane in sich trug, trug ich gerade George in mir. Sie kamen fast zur gleichen Zeit auf die Welt. Kate, unsere Hebamme, erzählte mir, das Samantha eine sehr beschwerliche Schwangerschaft und eine sehr schwere Geburt mit ihm hatte. Sie hatte ihn in der Scheune zur Welt bringen müssen, damit das Schlafzimmer nicht verschmutzte. Danes Köpfchen war im Geburtskanal stecken geblieben, und als sie den kleinen Kerl endlich raus hatten, war er schon ganz blau angelaufen. Die Hebamme wollte sofort einen Krankenwagen rufen, aber der alte Gelton hat sie von der Farm gejagt. Er hat ihr hinterhergeschrien, sie solle sich nie wieder hier sehen lassen. Vielleicht konnte er den Transport nicht bezahlen. Als Samantha vier Jahre später wieder schwanger war und sie eine Hebamme brauchte, war Kate Gottseidank schon in den Ruhestand getreten. Dafür kam Elisabeth, die neue Hebamme. Sie brachte dann Kevin auf die Welt. Ja, und das war ...“ Mrs. Heddon schaute unsicher im Restaurant herum, ob ihr auch niemand zuhörte, „... eine ganz merkwürdige Angelegenheit. Ich habe den Jungen nie gesehen. Es wurde gemunkelt, dass er sehr früh an einem Kindstod verstorben sei. Aber das glaube ich nicht, ehrlich gesagt.“
    Sollte Sarah sie aufklären?
    Mrs. Heddon fuhr fort: „Diesem Gelton war alles zuzutrauen.“
    „Wie war Dane als Kind?“, fragte Sarah.
    Jetzt nahm Mrs. Heddon die schützende Hand vor ihrem Mund wieder weg. „Oh, ja, Dane! So ein lieber Kerl. Leider viel zu klein und zu dünn. Er und George spielten hin und wieder miteinander, aber sie verstanden sich nicht sehr gut. In der Schule mussten sie sogar auseinandergesetzt werden, weil sie sich ständig rangelten. Ich habe Dane immer gerne bei uns gehabt.“ Sie kicherte. „Ich hatte immer das Gefühl, ihn füttern zu müssen. Er war so still und schmächtig. Er wurde in der Schule viel gehänselt, weil er so schlecht im Unterricht mitkam. Und mein George war immer bei der Hänselei dabei. Wir haben ihm diese Bösartigkeit nie austreiben können.“
    „Wie war sein Verhältnis zu seinem Vater?“, fragte Sarah und wollte es endlich auf den Punkt bringen.
    Mrs. Heddon hob die Hände. „Das weiß ich nicht. Was mir allerdings auffiel war, dass er, nachdem sein Vater zur Armee gerufen wurde, wirklich aufblühte. Er wurde in der Schule viel besser und holte plötzlich den Stoff der ganzen letzten Jahre innerhalb kürzester Zeit nach. Er muss Tag und Nacht daheim gelernt haben. Er wuchs plötzlich auch viel schneller. Seine Haare wechselten auf einmal von blond auf dunkelbraun, als wenn er ein ganz anderer Mensch werden würde. Es war unglaublich. Er lachte und hatte plötzlich viele Freunde. Aber die brachte er nie heim. Ich vermute mal, dass ihm die ärmlichen Verhältnisse zu Hause peinlich waren. Auf Grund dieser Entwicklung nahmen wir an, das dieser Gelton seinen Sohn ziemlich drangsaliert und unterjocht haben muss.“
    „Hat er ihn geschlagen?“
    „Nun, das vermuten wir mal. George erzählte einmal, dass Dane voller Blutergüsse im Sportunterricht aufgefallen sei. Er sagte, er wäre oben von der Scheune heruntergefallen. Aber Geltons Neigung zur Gewalt war ja unübersehbar. Er muss den Kerl furchtbar verdroschen haben. Hat ja auch seine Frau geschlagen. Und Jeff.“
    „Warum hat niemand die Polizei eingeschaltet?“
    Mrs. Heddon sah sich wieder im Raum um, dass ihr auch niemand zuhörte. Sie flüsterte: „Bist du verrückt! Wir alle hatten doch Angst vor diesem Kerl. Der hatte doch die Gewalt ins Gesicht geschrieben.“
    „Hat denn niemand etwas auf dieser Farm beobachten können?“
    Nun wurde Mrs. Heddon stutzig und fragte: „Sarah, was ist mit Dane?“
    Sarah spürte, wie ihr die Tränen kamen. Nun gab es kein Entrinnen mehr.
    Mrs. Heddon fragte: „Ist Dane gewalttätig gegen dich geworden?“ Das war nicht undenkbar.
    „Nein, nein“, währte Sarah sofort ab.
    „Was ist es dann? Was ist mit Dane?“ Mrs. Heddon ergriff Sarahs Hand.
    „Diese Scheune ...“, stotterte Sarah. „Er verschwindet ständig in dieser Scheune.“ Sie weinte. „Als würde sie ihn rufen. Er redet dort mit irgendjemanden. Da ist aber niemand.“
    Mrs. Heddon musste schniefen. „Sarah, sieh mich an!“
    Sarah sah auf.
    „Was hat Dane in dieser Scheune erlebt?“
    Sarah sah weg. „Ich kann es nicht sagen.“ Sie brach zusammen. „Es wäre Dane gegenüber nicht fair.“
    Mrs.

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