Die Scheune (German Edition)
unter Decken und Lumpen. Mit Sarah hievte er sie die Treppe hinunter und brach sie im Wohnzimmer auf. Es lagen 250 000 Dollar darin! Dane musste laut lachen. Alles passte so gut zusammen. Jedes Detail zu seiner Zeit.
Sarah und Dane waren sich einig, es musste Will Geltons Eigentum sein.
Sie ließen von einem Teil des gefundenen Geldes eine neue Scheune bauen und sahen damit seinen Fund gut angelegt.
*
Die Geschichte seiner Vergangenheit ließ Sarah keine Ruhe, auch wenn Dane ihr täglich zeigte, damit abgeschlossen zu haben. Er wirkte so normal, dass es schon wieder anormal war. Er sprach ihr gegenüber plötzlich einen Kinderwunsch aus. Das beunruhigte sie noch mehr. Sicher, sie hätte gerne ein Kind mit ihm, aber war es nicht eine große Unvernunft, mit diesem Erbgut Kinder zu bekommen?
Dane zeigte für ihre Argumente kein Verständnis. Er war gesund, sie war gesund. Wo war das Problem? Er konnte doch nichts dafür, dass sein Vater krank war. Deswegen war er doch nicht auch krank.
Sarah hatte wohl Mitleid, aber sie traf eine verhängnisvolle Entscheidung. Sie ließ sich gegen seinen Willen sterilisieren. Sie erinnerte ihn unablässig an die Tagebücher und die darin beschriebene Familienkrankheit. Doch es nützte nichts. In Dane braute sich eine große Wut zusammen. Zeitweise grenze sie an Hass. Aber nicht gegen Sarah. Es sollte doch wieder sein Vater sein, der sein Leben bestimmte. Konnte er jemals diesen Hass ablegen?
Sarah ahnte nicht, dass ihr Entschluss zu einer fatalen Entwicklung führen würde.
Das trieb Dane dazu, sich wieder mit Dingen aus seiner Vergangenheit zu beschäftigen. Zunächst kümmerte er sich um die Gebeine seiner Brüder sowie um die Leiche seines Vaters. Sie sollten alle neben seiner Mutter Samantha Gelton auf dem Edwardsville Cemetery beigesetzt werden.
An einem regnerischen Herbsttag war er ganz alleine, als seine Familie wieder zusammengeführt wurde.
Sarah wollte nicht dabei sein. Was hatte sie auch zwischen ihm und seiner Familie zu suchen? Außerdem war es an der Zeit, ihm zu zeigen, dass er von diesen Dingen ablassen musste; dass sie sich jetzt nicht mehr dafür interessieren wollte. Sie hatten sich zu einem gemeinsamen Leben entschieden und nicht zu einem, das Sarah ständig mit seiner Vergangenheit zu teilen hatte.
Als Dane von der Beisetzung nach Hause kam, krochen sie hoch – die Gedanken – in ihn hinein, wie ein Wurm, hässlich glitschig und ohne Ende.
II
Januar, 1996. Valley Falls / Kansas. Dane, 41 Jahre.
Sie waren wirklich ein schönes Paar. Die Zeit ihres gemeinsamen Lebens hatte es bisher nicht immer gut mit ihnen gemeint. Gerade zweieinhalb Jahre waren sie zusammen und von mächtigen Wellen des Glücks, aber auch des Unglücks getragen worden, wobei das Unglück überwogen und recht tiefe Narben hinterlassen hatte. Sarah hatte so manches Mal am Abgrund ihrer Verzweiflung gestanden und kaum noch Kraft schöpfen können. Neue Kraft sollte sie am 16. Januar 1996 bekommen. Es war sein 41. Geburtstag und der Tag ihrer Hochzeit.
Sie besiegelten ihre Liebe im engsten Kreise der Familie, wobei Sarah auf beachtliche achtundzwanzig Personen kam. Als Ersatz für seine Familie standen Dane die Heddons sowie Johnathan und ich mit meiner Lebensgefährtin Linda zur Seite. Zum einen Johnathan, weil er fünfzehn glückliche Jahre mit ihm ein Lokal in Glendale geführt hatte, und zum anderen ich, weil ich ihm während seiner Zeit der Depression zur Seite gestanden hatte, wie Dane mir selbst sagte – mit einem Glas Gin in der Hand. Dass die Heddons an diesem Ereignis teilnahmen, war klar. Mehr war nicht vom Karussell seines Lebens übrig geblieben. Aber er fühlte sich irgendwie glücklich im Kreise seiner Familie. Immerhin bot sie ihm die Gewissheit, sie selbst ausgesucht zu haben, wogegen Sarah das nicht konnte.
Sarah fand eine Freundin in Kansas City und Dane niemanden – abgesehen von den Heddons. Da war noch Rick Beaman, sein Chef, mit dem er täglich viel Spaß hatte, aber als Freund, so wie Johnathan oder mich, war er kaum anzusehen. Sicherlich hatten Dane und Sarah auch einen gewissen Kontakt zu ihm und seiner Familie, doch der war eher beruflicher Natur.
Nach ihrer Hochzeit begann für beide ein ungewohnt ruhiges Leben. Sie waren stolz auf ihr Haus und vor allen Dingen auf die neue Scheune. Sie saßen viel mit den Heddons zusammen, doch so manchmal vermisste Dane die Zeit mit Johnathan und mir in Glendale. Übrig geblieben davon
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