Die Scheune (German Edition)
verabschiedet und stieg erledigt hinter das Steuer.
„Schau mal“, sagte Dane zu ihr und zeigte zu dem Fremden herüber. „Kennst du den?“
Als Sarah hinübersah, war der Fremde verschwunden.
Dane nahm sich das Pfefferminzbonbon und lutschte es unruhig. Ein lautes Hupen beendete das Drama für Dane in Aurora, und er sehnte sich nach Ruhe und seiner Farm.
Sarah fand es großartig, den kleinen Dane im Herbst bei sich zu haben – auch in Hinsicht auf ihre Probleme. Sie hatte Zeit und würde sicherlich gut Acht auf den Jungen geben. Die Wunde von ihrem letzten Gespräch blutete immer noch.
*
Seine letzte Urlaubswoche brach an, als sie die Gelton-Farm wieder erreichten. Ihr Briefkasten quoll über vor Briefen, Werbungen und Zeitungen. So war Sarahs erster Gang, bevor sie das Haus betrat, zum Briefkasten und entleerte ihn mit beiden Händen. Dane brachte die Koffer hinein. Gemeinsam fielen sie erschöpft auf ihr Ledersofa. Nach einer kurzen Erholungspause raffte Dane sich auf, die Post durchzusehen. Da sich meistens Sarah mit diesen Angelegenheiten auseinandersetzte, war sie ihm recht fremd.
Dr. Roosevelt aus Dallas schickte einen lieben Gruß und viele gute Wünsche für die Zukunft. Sarah hatte ihm von ihrer Hochzeit geschrieben.
Dann hielt Dane einen Brief von mir in der Hand. Er zeigte ihn ihr. „Hattest du meinen Brief an Jim abgeschickt?“
Sarah sah ihn an. Sie hatte es ihm doch gesagt. „Ja, ja, an dem Tag, als du die vielen Untersuchungen hattest, bin ich noch einmal in die Stadt gegangen. Ich habe es dir doch erzählt.“
Dane nickte. „Richtig.“ Hatte sie das?
„Ach, Dane, apropos Untersuchungen. Wir haben uns noch gar nicht über die Ergebnisse der Untersuchung unterhalten.“
Sarah konnte es nicht lassen. Verdammt noch mal! Er wollte jetzt nicht schon wieder irgend eine blödsinnige Diskussion führen. Sie kam aus ihrer halb liegenden Stellung hoch und wandte sich ihm aufmerksam zu.
„Da gibt es nicht viel zu sagen. Alles war in Ordnung. Keine Auffälligkeiten.“
„Gar nichts? Ich meine wegen deines Erbrechens.“
„Nichts. Er sagt, ich war erschöpft und solle mich in meinem Urlaub gut erholen. Dann wollen wir weitersehen. Also, lass mir jetzt meine Erholung.“ Dane öffnete gereizt meinen Brief.
„Wie hieß noch der Psychologe?“
Dane verharrte in seiner Bewegung. Er starrte auf den Brief und zwang sich zur Ruhe. „Sarah ... bitte ... hör' … auf! Du machst mich ganz verrückt. Fang doch nicht gleich wieder damit an. Es geht mir gut. Ich habe mit dir deine Familie besucht, und wir sind wieder zu Hause. Lass es jetzt gut sein. Lass mir wenigstens jetzt etwas Ruhe.“
„Dr. Hendell, nicht wahr?“
Dane spürte einen Stich in seiner Brust. Er erhob sich kurzerhand und ging mit dem Brief in die Küche. Ihm war wirklich nicht nach einer Fortsetzung des Gesprächs. Er las am Küchentisch weiter, während Sarah niedergeschlagen auf dem Sofa zurückblieb.
Mein lieber Dane, alter Freund, meine liebe Sarah!
Schön, von Euch zu hören. Zunächst einmal habt Ihr mein Mitgefühl, der Heddons betreffend. Ich muss Euch Recht geben, sie waren ungewöhnlich nette Leute. Aber Ihr werdet auch sicher wieder zu Euch finden. Es kommen neue Zeiten, bessere Zeiten.
Nun muss ich den Clou der Woche loswerden. Linda und ich bekommen Nachwuchs! Wir wissen es schon länger, wollten aber die kritische Zeit der ersten drei Monate abwarten. Und nun ist sie schon im fünften Monat! Na, was sagt Ihr? Wir wollen vorher noch heiraten, mal sehen.
Nun zu Dir, lieber Dane.
Ich möchte Dich mit Nachdruck darauf hinweisen, Dich dringend einer Untersuchung zu unterziehen. Sollte Dein Arzt keine körperlichen Leiden feststellen, so tue mir den Gefallen und wende Dich an einen Psychiater oder Psychologen, Dane, und ich rate Dir dringend als Freund, der um Deine Vergangenheit weiß, aber auch als besorgter Arzt, dass Du die von Dir beschriebenen Symptome äußerst ernst nehmen musst. Ich meine es wirklich ganz ernst. In Anbetracht der Tatsache, dass Dein Vater mit einer psychopathischen Krankheit veranlagt war, solltest Du auf solche Veränderungen achten und Dich unverzüglich um psychologische Hilfe bemühen. Das könnte Dir in vielerlei Hinsicht weiterhelfen. Es verändert viel, wenn Du mit dem Bewusstsein Deiner Vergangenheit und ihrer Hintergründe leben musst. Es besteht dann die Gefahr, dass Du aufgrund aufkommender Zwangsvorstellungen den gleichen Weg unbewusst suchst. Also hör auf
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