Die Scheune (German Edition)
Unerbittlich kippte er eine, dann eine zweite hinein und noch eine dritte Tasse hinterher. Danach fühlte er sich etwas klarer, nur ruhiger nicht. Nervös rannte er im Wohnzimmer auf und ab. Das Auto war weg, Sarah war weg. Er sehnte sich nach einer Arbeit, irgendeiner. Sollte er Johnathan anrufen? Es erschien ihm absurd. Welche netten Worte hätte er jetzt mit ihm wechseln können? Er beschloss, die Scheune aufzuräumen und das Werkzeug auf seinen Zustand hin zu prüfen.
*
Sarah suchte nicht das Blumengeschäft und nicht den Buchhandel auf, sondern Rick Beaman, Danes Chef.
Er freute sich über ihren Besuch, sah aber direkt die Besorgnis in ihren Augen, als sie sein Büro betrat. Er mochte Sarah und gab ihr beim Eintreten einen Kuss auf die Wange. Das ermutigte sie.
„Rick, ich muss mit dir reden.“
Rick Beaman spürte sofort, dass Sarah etwas sehr Ernstes auf der Seele lag. Er bot ihr Platz in einem hinteren Teil seines Büros an, wo eine bequeme Ledergarnitur stand. Er sah, dass sie zitterte und stellte ihr ein Glas Wasser bereit.
„Sarah, was ist los?“
Sarah vergrub ihr Gesicht in beiden Händen. Tat sie wirklich das Richtige?
„Ist etwas mit Dane?“
Sie nickte und sah auf. „Ja, es ist etwas mit Dane. Es ist viel mit ihm. Und es ist an der Zeit, dass du es erfährst.“
Rick Beaman wurde aufmerksam.
„Du musst mir versprechen, dass alles, was ich dir jetzt sage, unter uns bleibt.“
Er nickte, und Sarah ließ all ihre Sorgen und Ängste aus sich herausfließen.
Rick Beaman war erschüttert. Er brauchte jetzt auch ein Glas Wasser.
„... und so möchte ich versuchen, die Krankheit so früh wie möglich aufzuhalten und behandeln zu lassen. Ich habe mich schon oberflächlich informiert. Eine Heilung ist nicht undenkbar, auch das Unterbinden von bestimmten Verhaltensauffälligkeiten lässt sich durch Medikamente beeinflussen, so dass es erst gar nicht zu irgendwelchen Handlungen kommt. Du musst mir helfen, Rick.“
Rick Beaman trank sein Glas leer und nickte schweigend. Sarah fuhr fort: „Er darf seine Arbeit nicht verlieren. Das ist ganz wichtig. Bitte versuche, ihm unbemerkt unwichtige Arbeiten zu übertragen. Ich habe Geld auf der Bank liegen. Davon kann ich dir Ausgleichszahlungen zu seiner unproduktiven Arbeit leisten, aber bitte ... wirf ihn nicht raus. Übergehe seine Fehler. Er bemerkt sie sicherlich selbst und würde es nicht ertragen, wenn du ihn auch noch kritisierst.“
„Wann lässt er sich behandeln?“
„Weiß der Himmel!“ Sarah hob ihre Hände in die Höhe. „Ich versuche ihn gerade dazu zu bewegen. Ich hoffe bald ...“
Rick Beaman erhob sich und kam um den Tisch zu ihr herum. Es gab nur wenige Frauen, die er aufrichtig mochte. Sarah war eine von ihnen. Er mochte sie wie eine langjährige, liebe Freundin. Er ging vor ihr in die Hocke und sah in ihre traurigen Augen. „Liebe Sarah“, begann er und nahm dabei ihre Hände in seine. Das ließ sie hoffen und ruhiger werden. „Ich finde es ganz bewundernswert, dass du mir das alles gesagt hast. Ich stelle fest, wie sehr du Dane lieben musst, um diesen Weg zu gehen. Ich muss dir eingestehen, da ein echtes Problem mit Dane in letzter Zeit gesehen zu haben. Das ändert natürlich alles. Ich beginne zu verstehen. Lass mich überlegen, ... ich werde sehen, was ich tun kann. Der Betrieb steht zur Zeit gut da, und so wäre es kein Problem, einen kleinen Verlust zu schlucken. Aber es muss absolut unter uns bleiben, und es darf nicht zu lange dauern.“
Sarah nickte mit einem versuchten Lächeln.
„Ich werde versuchen, vorerst eine passende Arbeit für ihn zu finden. Du behältst dein Geld schön für dich. Wenn es Probleme gibt, setzen wir uns wieder zusammen. Ich werde versuchen, seinen Arbeitsbereich zu verlagern. Ich denke, das lässt sich einrichten. Und wenn sich alles geklärt hat, lädst du Angie und mich zum Essen ein und kochst ein richtig deutsches Gulasch, ja?“
Sarah holte tief Luft und nickte dankbar. Sie fiel ihm erleichtert in die Arme und verließ ermutigt die Druckerei.
Dr. Hendell stand nun auf ihrem Plan. Sie hatte sich den Namen bei Dr. Carrouthers gut gemerkt – genau wie seinen Blick, als sie von Danes Problem erzählt hatte. Bevor sie die Kraft fand, den Psychologen aufzusuchen, setzte sie sich in ein Café und versuchte, die Ruhe zu finden, die sie nun brauchte. Ein großes Stück Sahnetorte und ein starker Kaffee verhalfen ihr schließlich zu der nötigen Kraft, und sie schlug entschlossen
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