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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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verdammter Frauenschänder! Was hatte er getan, dass ihn alle so ablehnten? Er fühlte sich in einem Strudel von Verboten ertrinken und konnte seinen Zorn nicht bändigen. Er ließ sich tiefer und tiefer in das schwarze Loch hinabsinken und spürte schließlich den Aufprall. Er war wieder ganz unten – so tief, wie schon lange nicht mehr.
    Das Beruhigungsmedikament vom Vortag zeigte keinerlei Wirkung mehr.
     
    Was soll ich jetzt tun?, fragte Dane.
    Lass sie alle in Ruhe. Komm zu mir zurück zur Farm. Schicke Jim und Linda wieder nach Kalifornien. Lass Sarah gehen. Wir zwei schaffen das auch alleine.
     
    Seine Lippen kniffen sich zusammen, und seine Haut spannte sich straff um die Kinnpartie. Der Arzt wurde unruhig und lauter: „Mr. Gelton! Sie sind ein erwachsener Mann! Bitte lassen Sie mich nicht ausfallend werden. Bitte gehen Sie nach Hause und schlafen sich bis morgen aus. Sie sehen überreizt aus. Dann kommen Sie wieder, und wir werden weitersehen. Bitte, Mr. Gelton. Hören Sie?“
    Dane spürte den aufsteigenden Kopfschmerz. Er fraß sich von hinten hoch und breitete sich explosionsartig im gesamten Schädel aus. Das ließ ihn taumeln. Der Arzt half ihm auf einen Stuhl. Dane verbarg das Gesicht in seinen Händen. Der Arzt vernahm seinen stoßartigen Atmen und bekam Mitleid. Hatte dieser Mann nicht auch ein bisschen das Recht, seine Frau zu sehen? Er kramte sein ganzes Verständnis zusammen und setzte sich neben Dane. „Sie haben gestern und heute einen furchtbaren Tag gehabt. Das kann ich gut verstehen. Aber was geschehen ist, lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Wir müssen das Gestrige akzeptieren und versuchen, uns zu beruhigen. Ihre Frau ist sehr erschöpft, und es tut ihr nicht gut, wenn sie heute noch einmal gestört wird. – Wissen Sie, was wir tun werden? Ich werde Ihrer Frau erzählen, dass Sie da waren und sie herzlich von Ihnen grüßen. Wenn Sie möchten, werde ich einen Kollegen rufen, der sich etwas um Sie kümmert. Sie sind ja völlig am Ende.“
    Dane sah den Arzt an. In seinen Augen lag plötzlich etwas Trauriges. Er flüsterte: „Sie will mich nicht sehen, nicht wahr?“
     
    So ist es, sagte das Loch.
     
    „Mr. Gelton, ich bitte Sie.“
    Dane wiederholte seine Frage, lauter und aggressiver. Der Arzt antwortete schließlich: „Ja, sie will Sie nicht sehen!“
    Dane fühlte die Hitze in sich aufsteigen, und er lief forschen Schrittes davon.
    Der Arzt hätte ihn so gerne beruhigt, sah sich aber außerstande, der flinken Reaktion entgegenzutreten und schaute ihm nur mitleidig hinterher. Die Psychologin hatte ihn oberflächlich über die Differenzen von Sarah und ihrem Mann informiert und stimmte einer vorläufigen Trennung zu. Er selbst wollte morgen das Gespräch mit ihr suchen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dr. Recon hegte ehrliche Zweifel an einer Vergewaltigung von Seiten ihres ersten Mannes. Dane schien ihm da naheliegender. Er wäre nicht der einzige Mann, der große Reue nach einer Gewalttat an seiner Frau zeigte.
     
    Danes Aggressionen fanden keinen Weg nach draußen. Er raste mit meinem Chevy vor Dr. Hendells Büro und tauschte ihn dort gegen seinen Chrysler ein.
    Ich hatte, unmittelbar nachdem er die Farm verlassen hatte, im Krankenhaus angerufen und Bescheid gesagt, dass sich Dane auf dem Wege dorthin befand.
    Man beruhigte mich und teilte mir mit, dass Dane schon wieder gegangen sei. Ich dankte Gott, dass er kein Aufsehen erregt hatte.
    Dass er für den Rest des Tages nicht mehr zu seiner Farm zurückkehrte, konnten Linda und ich verstehen. Er brauchte sicherlich Abstand und einen ruhigen Platz für sich. Das hätte ich auch. Man muss sich mal in seine Lage versetzen!
    Linda und ich wollten uns die Heddon-Farm derzeit nicht anschauen. Uns war wahrlich die Lust vergangen. So verharrten wir auf der Gelton-Farm, um Dane nach seiner Ankunft aufzufangen.
    Was wir derzeit nicht wussten war, dass er sich auf dem Friedhof von Edwardville an einem Grab zu schaffen machte.
     
    Es war schon spät in der Nacht, als er den Hof der Gelton-Farm wieder erreichte. Er rammte mit seinem Wagen den linken Pfosten der Einfahrt und schleifte ihn bis zum Scheunentor mit.
    Von dem auffallend harten Geräusch wurden Linda und ich abrupt wach. Zuerst konnten wir nicht feststellen, was es überhaupt gewesen war, dass uns hatte hochschrecken lassen. Dann ging ich zum Flurfenster und sah zum Hof hinunter, während sich meine Frau zitternd unter der Bettdecke verkroch. Was ich sah, war mir

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