Die Scheune (German Edition)
Sicher hatte auch er einen Schock erlitten, aber sie war nicht mehr in der Lage, ihn zu trösten, geschweige denn ihn zu ertragen.
Es klopfte, und Dr. Recon stand in der Tür. Er lächelte. „Guten Morgen, Mrs. Gelton. Darf ich eintreten?“
Mrs. Gelton! Wie das klang! Sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen. Sarah lächelte gekünstelt und nickte. Sie zog die Bettdecke hoch, versteckte sich bis zum Hals. Der Gynäkologe setzte sich auf ihr Bett und fühlte behutsam ihren Puls am rechten Handgelenk. „Wie war die Nacht?“
Sarah schaute ihn traurig an. Sie suchte nach Worten, die ihm klarmachen sollten, wie verwirrt sie war und wie unsicher sie war, richtige Entscheidungen zu treffen. „Ich habe sehr wenig geschlafen.“
„Viel gegrübelt, was?“
„Ja, das war's wohl. Es ist alles so ... so kompliziert! Was soll ich nur tun?“
„Was wollen Sie denn tun?“
Sarah überlegte lange. Dr. Recon beobachtete sie geduldig. Ihre rechte Hand bettete nun zwischen seinen Händen. Sie empfand es als angenehm. „Ich würde gerne zu meinen Eltern.“
„Was ist mit Ihrem Mann? Er war gestern Abend hier und wollte zu Ihnen. Ich soll Sie grüßen.“
„Dane?“
„Ja, Dane. Er hat ziemlich getobt, als ich ihn weggeschickt habe.“
Sarah entriss ihm die Hand und vergrub ihr Gesicht in beiden Händen.
„Mrs. Gelton, was ist mit Ihrem Mann?“, fragte Dr. Recon irritiert.
Wie sich das anhörte: Mrs. Gelton, was ist mit Ihrem Mann! Es klang abscheulich. Es klang nach Danes Vater und Sarah antwortete: „Er ist krank.“
„Wie krank?“
„Es ist alles so kompliziert ...“
„Mrs. Gelton, hat Ihr Mann Sie vergewaltigt?“
Oh Gott!, auch das hörte sich nach Danes Vater an! Sarah sah erschrocken auf. Sie musste mit dem Hirngespinst, das in ihrem Kopf herumflog, aufhören und sagte entsetzt: „Nein! Es war Phil, mein erster Mann. Das habe ich Ihnen doch gestern gesagt. Dane würde so etwas nie tun!“
„Sicher, Sie haben gestern viel gesagt – wichtige Dinge gesagt, die Sie heute Nachmittag der Polizei mitteilen müssen. Es ist mir wichtig, dass alles seine Richtigkeit hat. Sehen Sie, da scheinen massive Probleme zwischen Ihnen und Ihrem Mann zu stehen, und mir selber fällt es schwer zu glauben, dass ein Dritter an den Geschehnissen beteiligt sein sollte.“
Sarah setzte sich auf und schaute den Arzt direkt an. Er sah nun die Prellungen an ihrem Hals und Brustansatz. Sie erzählte Dr. Recon von den Geschehnissen der letzten Tage. Sie wollte Dane keine Ungerechtigkeit zukommen lassen, fand, dass er mit sich selbst jetzt genug zu tragen hatte.
„Und Dr. Hendell hat es geschafft, ein Gespräch mit ihm zu führen?“
„Ich glaube wohl, sonst hätte er mich gewiss im Laufe des Tages angerufen und informiert.“
Eine Schwester kam ohne anzuklopfen in das Zimmer. „Dr. Recon, ein Dr. Jim Clark ist auf Leitung fünf.“ Sie verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
Sarah entfuhr ein Schrei der Erleichterung: „Jim!!“
Der Arzt schaute sie an: „Kennen Sie Dr. Clark?“
„Ja, er ist ein Freund von uns. Ein guter. Jim!“ Sie konnte nicht glauben, wie ich so schnell von ihrem Aufenthalt hier erfahren konnte. Es gab nur wenige, an die sie sich jetzt zu klammern wünschte. Ich war einer von ihnen.
Dr. Recon nahm den Hörer ihres Telefons ab und drückte auf die Fünf. Die Verbindung stand. „Ja, hier Dr. Recon.“
„Guten Tag, Doc. Hier spricht Dr. Jim Clark. Ich wollte mich gerne nach Mrs. Geltons Zustand erkundigen, bin ein guter Freund von ihr. Können Sie mir Auskunft geben?“
„Sicher, ich bin gerade in ihrem Zimmer. Warten Sie, ich reiche den Hörer hinüber, dann können Sie persönlich mit ihr sprechen.“
Sarah entlud all ihre Gefühle und sagte: „Jim!! Bin ich froh, mit dir zu reden!“
„Hallo, meine Süße. Wie geht es dir heute?“, fragte ich angestrengt gelassen.
„Körperlich gut, aber all das andere ist schlimm. Woher weißt du, dass ich hier bin?“
„Linda und ich sind an dem Abend bei euch angekommen, als Phil hier war. Wohl gerade rechtzeitig. Hast uns garnicht bemerkt.“
Sie stutzte. „Ihr ward dabei?“
„Na, dabei würde ich es nicht nennen, aber Linda und ich sind wohl gerade rechtzeitig angekommen und konnten noch Schlimmeres verhindern.“
„Oh“, sagte sie, „das habe ich gar nicht mitbekommen.“ Dann fragte sie: „Was macht Dane?“
„Sarah, bitte sei mir nicht böse, aber darüber möchte ich mit dir nicht sprechen – nicht
Weitere Kostenlose Bücher