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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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unauffindbar. Weg! Mir brach der Schweiß aus, denn dieses verdammte Ding war der einzige Beweisgegenstand, den ich besaß. Ich war so wütend. Hatte Rhyan ihn genommen? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Was sollte er damit anfangen? War Dane inzwischen wach geworden und hatte ihn selbst versteckt? Ich sah zu ihm hin. Nein. Auch wenn es sich jetzt ziemlich dumm anhört, aber ich habe außer seinem Namen nichts weiteres darin gelesen. Der Name und das Foto waren alles, was mich darin interessiert hatte. Tja, nun wusste ich nicht einmal, wo dieser Ausweis ausgestellt worden war. Zu dumm. Ich dachte nach.
    Dane kam nicht aus Kalifornien, das stand fest. Das wäre auch zu einfach für eine neue Identität. Wie viele Geltons mochte es in allen anderen Bundesstaaten geben? Mir schoss ein Gedanke durch den Kopf. Irgend etwas hatte mich damals, als wir uns kennenlernten, an ihm gestört. Im Geiste durchfuhr ich sämtliche Situationen mit ihm, die Treffen, Gespräche, Lieder. Die Lieder? Ja, das war es: das Lied!! Wenn Dane und ich ein wenig über unseren Durst getrunken hatten, sangen wir oft einen alten Folksong. Doch er sang ihn mit frappierender Regelmäßigkeit falsch. Er ersetzte das Schlusswort mit einem völlig unpassenden Wort und ließ sich nie davon abbringen. Wir hatten damals harte Diskussionen deswegen gehabt, uns nach steigendem Alkoholkonsum darüber gestritten, aber Dane hatte nie nachgegeben. Wie lächerlich!
    Ich sang mir das Lied in Gedanken vor. Das war es: Ich sang zum Schluss immer house , Dane sang home, my, home . Das passte doch gar nicht! Dann wurde mir plötzlich bewusst, dass Dane damals in einem mir fremden Slang sprach. Wo kam er nur her?
    Ich rannte hinunter zu Roosevelt. Im Büro war niemand, also versuchte ich es trotz starker Proteste von Mrs. Buit im Gruppenraum.
    Ich stürzte durch die Doppeltüre in das Geschehen der Therapie und starrte Roosevelt an. Zwanzig Paar Augen starrten zurück. Was machte ich nur?
    Ich schluckte, wurde bleich und begann unbeirrt zu singen:
    „I go out to fang me a mouse
    Can't get it, shit, man
    And go back to my home, my home.”
    Dann meine Frage: „In welchem Bundesstaat singt man das so?”
    „House“, korrigierte mich Dr. Roosevelt zunächst, „nicht home.“
    „Kansas“, kam es von der linken Seite. Ich wendete meinen Kopf herum. Rhyan saß außerhalb der Gruppe und machte Notizen. „Man singt es so in Kansas. Ich habe eine Tante dort, die singt das auch immer so.“
    Ich zog die Augenbrauen hoch und kräuselte die Stirn. Hatte Rhyan den Ausweis doch genommen und ihn gelesen? Ich sollte ihn fragen, gleich nachdem die Stunde vorbei war. Jetzt begann mir die Situation peinlich zu werden. Ich nickte verlegen und sagte leise: „Danke.“
    Als ich mich zurückzog und die Doppeltür schloss, hörte ich noch allgemeines Kichern dahinter.
    Wieder oben angekommen, durchwühlte ich noch einmal meine Unterlagen nach dem Ausweis. Ich konnte schwören, ihn in einer Plastikhülle zu meinen Aufzeichnungen geheftet zu haben.
    Dane begann zu stöhnen. Ich blickte auf. Er drehte sich zur Seite und schlief weiter.
    Er müsste bald zu sich kommen.
    Ich vervollständigte meine Aufzeichnungen mit dem Schlusswort KANSAS. Vielleicht war noch Zeit, Johnathan anzurufen. Viele Fragen waren zu klären. Um Dane nicht mit meinen Nachforschungen zu wecken, ging ich hinunter zu Mrs. Buit und ließ mich nach Glendale verbinden. Es war wichtig, dass ich unabhängige Informationen von seiner Geschichte erhielt. Ich war mit seinem Lügenschloss, das er so tüchtig erbaut hatte, ja mittlerweile vertraut.
    Johnathan meldete sich nach dem zweiten Klingeln. Wir begrüßten uns herzlich.
    „Ja, es geht ganz prima voran“, sagte ich und berichtete von den Ereignissen der letzten Nacht.
    „Hör zu, du musst für mich einige Recherchen machen. Du hast doch eine gute Verbindung zur Polizei. Es geht um den Namen Gelton.“
    Pause. Johnathan stutzte.
    „Ein Namenswechsel. Dane hat damals, als er zu uns nach Glendale kam, seinen Nachnamen gewechselt. Ich glaube, dass Dane aus Kansas kommt. Aber bitte erspare mir die Begründung. Ich vermute es eben. Erkundige dich also nach dem Namen Gelton. Wo sie wohnen oder wo sie gewohnt haben. Vielleicht stößt du auf alte Adressen oder jemandem aus der Nachbarschaft, der noch Verbindung zu einem Gelton hat. Wie auch immer. Hast du alles? Gut. Ich rufe dich wieder an. Mach's gut, John. Und viel Erfolg.“
    Ich legte auf. Mrs. Buit schaute mich

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