Die Scheune (German Edition)
Begegnung so etwas wie ein Schicksal für Dane, die Chance der Wiedergutmachung, eine Revanche.
Ich schaute mich in der Eingangshalle um. Wo war Sarah? Ich fand ein kleines Etui mit ihrem Namen in der Ecke, in der sie eben noch gesessen hatte. Ich hob es auf und suchte den Weg nach draußen. Der Regen und die abgekühlte Luft taten gut. Mein Blick schweifte über die riesige Parkanlage. Man konnte die trockene Erde knistern hören; leichter Dampf erhob sich über den ausgetrockneten Rasen. Weit draußen im Garten sah ich Sarah auf einer Bank sitzen.
Ich schlenderte zu ihr, setzte mich neben sie und legte behutsam meinen Arm um ihre feuchte Schulter. Sarahs Lippen waren blau, ich drückte sie fester an mich. Wir schwiegen und ließen den Regen auf uns niederfallen.
Erst als es dunkel wurde, suchten wir unsere Zimmer auf. Ich musste duschen; anders war der Tag nicht loszuwerden. Mein Zimmer war plötzlich merkwürdig still und leer. Dane schlief unten auf der Krankenstation. Blass hatte er ausgesehen. Wie würde er nach dem Erwachen reagieren?
Es klopfte an meine Tür. Ich dachte an Rhyan, der immer so zaghaft geklopft hatte. Er konnte es nicht sein.
Es war Roosevelt. Er bat mich eiligst nach unten.
Da saßen wir nun: Roosevelt, Whiseman und ich. Unsere Stimmung glich der einer Beerdigung. Wir taxierten die glänzend polierte Oberfläche des Tisches, und ich rieb leichte Fettkreise mit meinen Fingerspitzen darauf. In der Mitte stand eine Ginflasche. Gin konnten wir jetzt alle gut gebrauchen. Ich musste an Dane denken, der jetzt sicherlich auch gerne ein Glas Gin getrunken hätte.
Whiseman sah übermüdet aus. Er hatte den ganzen Tag über telefoniert und Informationen über Will Gelton eingeholt. Es lenkte sein Ideal der Menschheit wieder einmal in wirre Bahnen.
„Rhyan war tatsächlich der Informant“, begann Whiseman.
Roosevelt fiel ihm ins Wort: „Aber Rhyan arbeitet doch schon so viele Jahre bei uns. Er kann doch nie und nimmer gewusst haben, dass Mr. Galloway irgendwann einmal bei uns aufgenommen wird. Nein, das lehne ich entschieden ab. Das kann ich mir nicht vorstellen.“
„Bis seine Spielsucht begann, war auch alles in bester Ordnung“, fuhr der Lieutenant fort. „Aber beginnen wir bei Punkt eins.“
Unzählige Blätter Papier raschelten durch die Hände des Lieutenants, bis er den Anfang seiner Aufzeichnungen fand. „Will Gelton wusste immer, ich betone immer , wo sich sein Sohn aufhielt. Man hat Aufzeichnungen in seiner Zelle gefunden. In Glendale fand er ihn durch einen Zeitungsartikel über die Eröffnung des Running Horse 1978 erstmals wieder. Er muss sich zu dieser Zeit ganz in seiner Nähe aufgehalten haben. Ob Absicht oder Zufall, wissen wir nicht. Vielleicht ist er ihm heimlich von Kansas gefolgt. Auf jeden Fall begann er ab diesem Moment, das Leben seines Sohnes kontinuierlich zu verfolgen. Er hat sämtliche Artikel, die über das Lokal veröffentlicht wurden, gesammelt. Dane war mit dem Lokal sehr erfolgreich. Will Gelton hatte nie viel verdient. Die Feldarbeit brachte nichts ein. Die Farm war ständig verschuldet. Daraufhin hatte er damals auch pädophile Neigungen gezeigt. Um die Frustration zu bewältigen, hatte er sich an seinen Kindern vergangen. Das war allerdings derzeit niemandem in seiner Umgebung bekannt. Die Einberufung in die Armee war dann die Chance gewesen, der Situation zu entkommen. Er verschwand spurlos. Als er seinen Sohn hier in Glendale fand und seinen Lebensstil sah, musste es eine große Wut in ihm ausgelöst haben. Merkwürdige Aufzeichnungen lassen darauf schließen, dass er Dane aufgelauert haben muss. Vielleicht hat er ihn um Geld erpresst. Das weiß ich noch nicht. Will Gelton wurde dann wegen dreifachen Mordes an einem Geschäftsmann und seiner Familie vor neun Jahren zu einer lebenslänglichen Haft verurteilt. Der Geschäftsmann hatte derzeit eine größere Summe Geld bei sich, weil er die Baranzahlung für eine Geschäftsübernahme in Kalifornien an dem Abend plante. Er hatte einen Termin mit dem Besitzer des Geschäfts. Das erzählten Bekannte des Geschäftsmannes. Wir konnten allerdings nicht herausbekommen, welches Geschäft er zu übernehmen plante. Alle Unterlagen und Verträge sind seit seiner Ermordung verschwunden. Gelton wurde auf jeden Fall an dem Tatort gefunden, so dass ihm die Tat zur Last gelegt wurde. Seine Fingerabdrücke waren an der Waffe, mit der die Familie ermordet wurde. So wurde er zu einer lebenslänglichen Haft von einem
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