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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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musste, um keine falschen Aussagen zu machen. Der Name Joan fiel. Daraufhin erzählte er zum ersten Mal von seinem Überfall auf der Palloma Street, wie Joan ihn dorthin gelockt hatte und was ihm dort widerfahren war.
    Er erzählte es völlig ungerührt, zeigte weder Hass noch Betroffenheit und beobachtete dabei den Lauf des Flusses. Als wenn er von einer angenehmen Erinnerung aus seinen Kindertagen erzählte.
    In der Abenddämmerung machten wir uns auf den Weg durch das Dickicht des Waldes zurück zur Klinik.
     
    *
     
    Es wurde Zeit zum endgültigen Abschiednehmen – von dieser Zeit, von dieser Klinik, aber auch von Sarah. Die Polizei erwartete Dane in Los Angeles, um die letzten Unklarheiten zu beseitigen. Der Fall sollte schnellstens abgeschlossen werden, empfahl Whiseman. Mir war irgendwie nicht wohl bei der Sache. In mir schwirrte immer wieder diese Vorstellung im Kopf herum, dass Dane in Kontakt zu seinem Vater gestanden haben konnte. Aber ich fand keinerlei Indiz dafür. Was sollte ich wirklich glauben? Vielleicht war ich auch zu sehr von der Sache befangen und sah Hirngespinste. Mein Pragmatismus riet mir, die Dinge in sich ruhen zu lassen. Was auch immer vorgefallen war, es war vorbei. Doch mein Instinkt sagte mir, dass nichts vorbei sei.
     
    In Sarah herrschte ein großes Durcheinander. Sie würde bald nach Denver zu ihren Eltern zurückkehren, und Dane musste sich in Glendale weiter um sein Lokal kümmern. Sie tauschten wie Teenager ihre Adresse und Telefonnummer aus. Der Abschied war beklemmend. Für Dane war es eine Katastrophe.
     
     
    1993. Glendale / Kalifornien.
    Johnathan war aufgeregt wie ein kleiner Junge. Er konnte es kaum erwarten, uns wieder in seiner Nähe zu haben. Er bereitete einen kleinen, herzlichen Empfang in dem Lokal für uns vor.
    Wir fielen uns erleichtert in die Arme. Auch wenn Dane noch eine gewisse Zurückhaltung zeigte, so waren wir sicher, mit etwas Geduld und einer guten therapeutischen Begleitung bald den Freund wieder zu bekommen, den wir kannten und der nicht nur die Stimmung zu den Gästen brachte.
    Wir irrten uns – leider. Dane hatte sich vollkommen verändert. Er war ernst und zurückhaltend geworden, ja manchmal sogar angriffslustig. Wir dachten an die Sache mit seinem Vater und gestanden ihm eine gewisse Eingewöhnungszeit zu. Er lehnte jede therapeutische Hilfe ab und kümmerte sich zunächst um einen neuen Ausweis und die namentliche Umschreibung des Lokals von Galloway auf Gelton.
    Gelton, wie lange war das her?
    Die Behörde stellte viele unangenehme Fragen wegen des Namenswechsels. Dane stand sie erstaunlich tapfer durch. Er krempelte seine ganze Vergangenheit wieder nach außen und erlangte auch bei den Behörden ein tiefes Mitgefühl, nicht aber das gesetzliche Recht, eine solche Fälschung begehen zu dürfen. So balancierte er am Rande einer Anzeige wegen Behördenbetruges, bis ihn ein Bericht von Roosevelt und mir schließlich vor den folgenschweren Schritten der Justiz rettete. Ich war immer schon gut im Verfassen verschleierter Berichte. Er bekam nur eine kleine, erträgliche Geldbuße in Höhe von 1500 Dollar.
    Als Dane die Arbeit im Lokal wieder aufnahm, sah er sich einer völlig vernachlässigten Buchführung gegenüber. Er war wütend. Die Arbeit machte ihm keine Freude mehr. Das Leben in Glendale war vorbei, so auch die Lust an dem Lokal. Irgendwie fehlte ihm der Antrieb. Oder war es die Herausforderung? Fehlte ihm etwa sein Vater? Hatte dieser Kontakt doch bestanden? War es der Kick, den er in seinem Leben brauchte? Welche Bedürfnisse schlummerten in ihm? Wen würde er sich als nächsten suchen, um eine neue Herausforderung zu spüren? Steckte in Dane eine verborgene Lust zum Jagen von Menschen? Oder gar zum töten?
    Ich wollte mich diesen Fragen nicht mehr stellen, aber mein Vertrauen zu Dane kam seit Whisemans Bericht ins Schwanken. Es war so ein Gefühl. Irgendwie passte die Geschichte von seinem Vater in das jetzige Bild von Dane hinein. Es war ohne weiteres für ihn möglich gewesen, diesen Kontakt komplett von uns zu isolieren. Die Gerissenheit dafür besaß er.
    Ich redete mit Johnathan darüber. Er konnte sich derzeit an keine merkwürdigen Begebenheiten erinnern. Auch nicht an den Vorfall im Lokal, als Danes Vater aufgetauchte.
    Ich dachte an die Morde, die Danes Vater vor neun Jahren begangen hatte. Eine unschuldige Familie war niedergemetzelt worden! Wer war sein angeblicher Komplize gewesen? Ich dachte an Vancouver, hat Ihr Freund

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