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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Timonides. »Das ist das Mindeste, was ich tun kann, um dich für den Verdruss und den Kummer und alles, was ich dir angetan habe, zu entschädigen.«
    Nach längerer Überlegung meinte Sebastian: »Einverstanden. Jetzt müssen wir eilends handeln, denn der Hohepriester dürfte bald hier auftauchen. Primo, deine Soldaten sollen sich in Bereitschaft halten. Zum Kampf wird es zwar nicht kommen, dennoch sollten wir uns darauf einstellen. Timonides, du nimmst mein Pferd, reitest zur Karawane und kümmerst dich um die letzten Vorbereitungen vor dem Aufbruch. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Ulrika begab sich zu Miriam. »Männer aus Marduks Tempel werden in Kürze hier sein. Aber hab keine Angst. Sebastianus wird sich mit dem Hohepriester besprechen, und danach ist es an uns, all diese Leute dazu zu bewegen, nach Hause zu gehen.«
    Sie sah Miriam an, in deren rundlichem Gesicht sich nicht länger Verzweiflung spiegelte, sondern Frieden. »Verehrte Mutter«, fuhr Ulrika fort, »ich maße mir nicht an, dir Vorschriften für die Ausübung deines Glaubens zu machen. Aber als ich dich hierherschickte, habe ich nicht die Konsequenzen meines Handelns bedacht. In der Privatsphäre deines Hauses wirst du umso ungestörter mit Freunden und Angehörigen über den Verehrungswürdigen Judah sprechen und die Erinnerung an ihn bewahren können.«
     
    Nachdem Primo seinem Stellvertretenden Kommandeur Anweisungen gegeben hatte, eilte er zurück in sein Zelt, in dem der Sekretär ungeduldig ausgeharrt hatte. »Du solltest sofort aufbrechen«, sagte er. »Die Tempelwache wird gleich hier auftauchen und könnte dich für einen von denen da draußen halten.«
    Der Babylonier reckte seine dicke Nase. »Du hast die bewaffnete Garde gesehen, die mich auf Schritt und Tritt begleitet. Dies ist in meinem Beruf nötig, schließlich habe ich wichtige Dokumente bei mir und gelegentlich auch Geld. Sie wird mir voranreiten und mich den Priestern gegenüber identifizieren. Obwohl sie mich angesichts meiner herausgehobenen Stellung sowieso alle kennen. Sie werden mich passieren lassen, ohne mich zu belästigen. Hast du deiner Nachricht noch irgendetwas hinzuzufügen?«
    Geflissentlich den arroganten Ton des Sekretärs überhörend, diktierte Primo einen Zusatz zu seinem Bericht: »Eine neue Entwicklung, werter Quintus. Mein Meister steht inzwischen derart im Bann besagter Hexe, dass wir unverzüglich nach Judäa aufbrechen, um einen wertvollen Schatz in Sicherheit zu bringen, der Roms Feinden gehört. Dies ist kein Verrat, edler Quintus; vielmehr wird mein Meister von der Hexe hypnotisiert und weiß nicht, was er tut.«
    Das römische Nachrichtennetz war schnell und effizient; in seinen Diensten standen berittene Boten, die in halsbrecherischem Tempo über die Straßen jagten, für die römische Ingenieure zu Recht so berühmt waren. Ihre Pferde zeichneten sich durch Schnelligkeit und Zähigkeit aus und galoppierten in Stafetten von Außenstelle zu Außenstelle, um wichtigen Römern, allen voran dem Kaiser, Nachrichten, Depeschen und Briefe zu überbringen. Primo wusste, dass sein Bericht Nero eher erreichen würde als Sebastianus in Rom zurück war. Der Kaiser und seine Wachen würden ihn bereits erwarten, und wenn ihm das Glück und Mithras hold waren, an seiner statt das Mädchen festnehmen.
    Primo selbst hatte bei dieser Reise nach Judäa noch eine letzte wichtige Mission durchzuführen. In einem letzten Versuch, seinen Herrn davon abzuhalten, Verrat zu begehen, wollte er die beiden Aufständischen Rachel und Jakob aufspüren und umbringen, ehe Sebastianus bei ihnen eintraf.
     
    »Meister!«, gellte ein Schrei durch die Nacht. Gleich darauf hastete Timonides, das weiße Gewand im Mondlicht geisterhaft leuchtend, auf Sebastianus und Ulrika zu. Mit ausgestrecktem Arm deutete er hinter sich. »Meister! Die Priester und
Hunderte
von Wachen rücken an! Sie werden gleich hier sein!«
    Sebastianus stieg auf den höchsten Gesteinsbrocken, der sich vor langer Zeit aus Daniels Burg gelöst hatte. Ein beeindruckendes Bild bot sich ihm von diesem Aussichtspunkt: Wie geschmolzene Lava wand sich eine Prozession flammender Fackeln die Straße entlang. In der Tat Hunderte von Wachen. Alle hoch zu Ross. Alle mit Wurfspießen und Speeren bewaffnet.
    Sie haben vor, ein Gemetzel anzurichten.
    Er kehrte zurück zu Ulrika und Timonides. »Ich habe den Hohepriester unterschätzt«, sagte er leise. »Es sieht so aus, als wollte er gar nicht verhandeln, sondern für die

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