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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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brauchte die Fertigstellung der äußeren Stützmauern nicht abgewartet zu werden.
    Am 7. November nahm der Kawdjer davon Besitz. Die Einteilung war die denkbar einfachste. In der Mitte befand sich der zur Aufnahme sämtlicher Vorräte bestimmte Raum; um diesen Mittelraum lief eine Reihe miteinander verbundener Zimmer, die nach Norden, Osten und Westen gingen und auch von außen zu betreten waren. Das einzige Südzimmer hatte keinen Ausgang auf die Straße; man konnte nur durch die anderen Gemächer hineingelangen.
    Inschriften, die in gemalten Lettern auf Holztafeln prangten, zeigten die Bestimmung der verschiedenen Räume an. Über dem Nord-, West-und Ostzimmer las man: »Verwaltung«, »Gericht«, »Polizei«. Das Südzimmer trug keine Aufschrift, aber es wurde gemunkelt, daß es zum künftigen Gefängnis bestimmt sei.
    Man sieht, der Kawdjer traute nicht mehr blindlings der guten Aufführung seiner Gefährten; um seiner Autorität den nötigen Rückhalt zu verleihen, suchte er sie durch folgende drei Stützen: Gerechtigkeit, Gewalt und Strafe, zu befestigen. Seine lange und unfruchtbare Empörung hatte nun zur Folge, daß er jetzt mit doppelter Strenge seinen Geboten Geltung verschaffte, ohne die die menschliche Unvollkommenheit seit Anbeginn der Zeiten jede Zivilisation und jeden Fortschritt unmöglich gemacht haben würde.
    Aber diese Räume, die Inschriften, die deren Verwendung anzeigten, waren nur ein Skelett der Administration; zu den Ämtern brauchte man Beamte. Der Kawdjer ernannte sie ohne Zögern. Hartlepool wurde an die Spitze der Polizei gestellt, zu der vierzig mit besonderer Umsicht gewählte, verheiratete Männer zugezogen worden waren. Den Vorsitz bei Gericht behielt sich der Kawdjer natürlich vor, aber die laufenden Geschäfte wurden Ferdinand Beauval übertragen. Diese letzte Wahl setzte viele in Staunen. Aber sie war nicht die erste dieser Art. Wenige Tage vorher hatte der Kawdjer eine mindestens ebenso merkwürdige getroffen.
    Das Auszahlen des Taglohnes und der Verkauf der Rationen bildeten jetzt eine ermüdende Arbeit. Der Austausch zwischen Arbeit und Lebensmitteln erforderte – trotzdem die Operation durch den Zwischenhändler »Geld« erleichtert wurde – eine genaue Verrechnung, die Verrechnung aber einen Verrechner. Zu diesem Amte hatte der Kawdjer – John Rame ernannt, denselben, den ein zu fröhliches Leben um Gesundheit und Vermögen gebracht hatte. Welches Ziel hatte denn dieser arme Teufel ins Auge gefaßt, als er dem Unternehmen einer Kolonisation als Teilnehmer beitrat? Wahrscheinlich kannte er es selbst nicht und hatte sich nur von der Hoffnung leiten lassen, in irgendeinem fernen Wunderlande ein angenehmes Leben führen zu können. Die nüchterne Wirklichkeit hatte ihm die beiden Winter auf der Insel Hoste beschert, und es war fast ein Wunder zu nennen, daß seine geschwächte Natur sie überdauert hatte. Durch die Notwendigkeit gedrängt, hatte er, seitdem das neue Regime in Kraft bestand, vergeblich versucht, sich den Wegarbeitern zuzugesellen, welche die neue Straße bauten. Am Abend des ersten Tages war er so überanstrengt, gebrochen, todmüde, daß er auf diese Art Beschäftigung verzichten mußte. Seine weißen Hände hatte er an den Felsen ganz blutig gerissen Überglücklich nahm er das Amt an, das ihm der Kawdjer anbot und das seine unbedeutende Persönlichkeit ganz mit Beschlag belegte. Er blieb ganz unsichtbar, wurde eins mit seinen Ziffernkolonnen und verschwand in seinem Amte wie in einem Grab. Man sah und hörte nichts mehr von ihm.
    Auch die schwächste Kraft in Diensten des Staates und zu dessen Nutzen heranziehen zu können, ist vielleicht eine der Haupteigenschaften eines Menschenbeherrschers. Er kann nicht alles selbst leisten, das ist ein Ding der Unmöglichkeit, er muß sich notwendigerweise mit Mitarbeitern umgeben, und in der klugen Wahl dieser Mitarbeiter zeigt sich mit Sicherheit das Genie des Oberhauptes.
    So merkwürdig die Wahl des Kawdjer auch scheinen mochte, unter den Personen, die ihm zur Verfügung standen, hätte er keine bessere treffen können. Er hatte nur eines ins Auge gefaßt: zum Besten der Allgemeinheit von jedem die besten Leistungen zu erlangen. Nun war Beauval, trotz seiner gänzlichen Unfähigkeit in anderer Richtung, ein tüchtiger Advokat. Darum war er, besser als jeder andere, geeignet, den Lauf der Gerechtigkeit zu überwachen; der Kawdjer war ja immer da, um eventuelle phantastische Seitensprünge rechtzeitig

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