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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Geschwindigkeit dem Meere zutrieb, und ihn herausgezogen. So war der Irländer mit dem bloßen Schrecken, sonst aber gesund und heil davongekommen. Long wurde nicht vom gleichen Glück begünstigt. Alle Mühe, seinen Körper aufzufinden, war vergebens.
    Diese Aufklärungen gaben später die Fischer von Neudorf; Patterson ließ auch nicht ein Wort fallen, sondern begab sich geradewegs nach der Stelle, wo sein verunglücktes Haus gestanden war. Als er sah, daß auch nicht ein Balken davon stehen geblieben war, packte ihn die Verzweiflung. Mit ihm war alles verschwunden, was er auf dieser Welt sein eigen nannte. Alles, was er auf die Insel Hoste mitgebracht, was er hier angehäuft hatte, die Früchte angestrengter Arbeiten, ungezählter Entbehrungen, mitleidloser Härte gegen sich selbst und andere – alles war auf immer verloren. Nichts mehr blieb ihm übrig. Er, der das Geld über alles liebte, dessen einzige Leidenschaft in seinem Besitz, dem steten Anhäufen dieses kostbaren Gutes bestand, er war jetzt der ärmste unter den Armen, die ihn umgaben. Mittellos stand er da, bar an allem, so, wie er auf die Welt gekommen war; er mußte das Leben von vorne beginnen.
    Seine Verzweiflung war groß und ehrlich, aber er ließ kein Wort der Klage laut werden. Schweigend überlegte er zunächst, die finsteren Blicke auf den Fluß gerichtet, der ihm alles entrissen hatte; dann suchte er ohne Zögern den Kawdjer auf. Mit fast demütiger Höflichkeit, nachdem er sich wegen der Störung, die er verursachen müsse, entschuldigt hatte, erklärte er dem Kawdjer, daß die Überschwemmung, nachdem sie ihm fast das Leben gekostet, ihn dem entsetzlichsten Elend preisgab.
    Der Kawdjer, dem der Bittsteller den heftigsten Widerwillen einflößte, antwortete in kaltem Tone:
    »Das ist sehr bedauerlich, aber was kann ich in dieser Sache tun? Wollen Sie eine Unterstützung?«
     

    Verzweiflungsvoll an ein Stück Holz geklammert, trieb er dem Meere zu. (S. 368.)
     
    Als Gegenstück zu seinem unstillbaren Geiz verfügte Patterson über eine gehörige Portion Stolz. Niemals in seinem Leben hatte noch er gebettelt. Wenn er auch in der Wahl seiner Mittel ohne alle Skrupel gewesen war, so hatte er doch dem Leben bis jetzt allein die Stirne geboten und sein langsam anwachsendes Vermögen hatte er nur sich allein verdankt.
    »Ich brauche kein Almosen, sagte er und richtete seine zusammengesunkene Gestalt auf, aber ich verlange Gerechtigkeit.
    – Gerechtigkeit?… wiederholte der Kawdjer erstaunt. Gegen wen rufen Sie den Rechtsschutz an?
    – Gegen die Stadt Liberia, antwortete Patterson; gegen den hostelischen Staat!
    – Ja, warum denn?« fragte der immer mehr erstaunte Kawdjer.
    Patterson hatte jetzt wieder seine unterwürfige Haltung angenommen und erklärte seinen Gedankengang in süßlichen Ausdrücken. Nach seiner Meinung war die Kolonie verantwortlich für sein Unglück; erstens, weil es sich um ein Elementarereignis, ein alle betreffendes Unglück handelte, dessen Schäden von allen zu gleichen Teilen getragen werden sollten, zweitens weil der Staat sich einer groben Gewissenlosigkeit schuldig gemacht habe, indem er den Damm nicht dicht am Flußufer verlaufen ließ, wodurch alle Häuser ohne Ausnahme beschützt worden wären.
    Der Kawdjer versuchte ihm zu beweisen, daß seine Anklagen auf Einbildungen beruhten; wäre der Damm unmittelbar am Ufer des Flusses erbaut worden, so wäre er gleichzeitig mit diesem eingestürzt und die ganze Stadt wäre von den hereinbrechenden Wasserfluten zerstört worden; Patterson wollte nicht Vernunft annehmen und beharrte steif und fest auf seiner Anklage. Doch die Geduld des Kawdjer ging zu Ende und er brach die erfolglose Unterredung kurzweg ab.
    Patterson machte auch keinen Versuch, sie in die Länge zu ziehen. Er begab sich sogleich zu den Hafenbauten an die Arbeit. Sein Leben war zerstört, er mußte es wieder aufbauen und hatte keine Stunde dabei zu verlieren.
    Der Kawdjer hielt die Angelegenheit für abgetan und gab sich keinen Augenblick länger damit ab. Am folgenden Morgen wurde er eines Besseren belehrt. Nein! Die Sache war nicht beigelegt, das bewies die Klage, die bei Ferdinand Beauval vorgebracht worden war. Der Irländer hatte schon einmal erfahren, daß es eine Gerechtigkeit auf der Insel Hoste gab, jetzt nahm er ein zweites Mal seine Zuflucht zu ihr.
    Ob man wollte oder nicht, die Verhandlungen mußten ihren Lauf nehmen, aber Patterson verlor natürlich. Er äußerte in keiner Weise die

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