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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Enttäuschung, die ihm zuteil geworden und ertrug schweigend die Stichelreden, die man dem allgemein unbeliebten Manne zu hören gab; als das Urteil gesprochen war, begab er sich ruhig an seinen Arbeitsposten.
    Aber es gärte in seiner Seele. Bisher hatte er die Welt in zwei Lager eingeteilt; in dem einen stand er, allein, in dem anderen die übrige Menschheit. Für ihn hatte es sich immer nur darum gehandelt, so viel Gold als möglich aus dem zweiten Lager in das erste fließen zu machen. Das bedingte ein fortgesetztes Ringen – aber keinen Haß. Der Haß ist eine unfruchtbare Leidenschaft: seine Zinsen werden nicht in gangbarem Gelde fällig. Der echte Geizhals kennt ihn nicht. Aber jetzt haßte Patterson! Er haßte den Kawdjer, welcher sich geweigert hatte, ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen; er haßte alle Hostelianer, welche so sorglos das Produkt jahrelanger Mühen und Plagen hatten verschwinden lassen.
    Diesen Haß verschloß Patterson sorgsam in sein innerstes Sein, in diese finstere Seele, welche der Entwicklung böser Gelüste einen so günstigen Boden lieferte; dort schlug der Haß Wurzeln und sollte emporblühen und erstarken. Vorläufig war der Irländer noch machtlos gegen seine Feinde. Aber die Zeiten konnten sich ändern… Er wartete geduldig.
    Der größte Teil der schönen Jahreszeit mußte zum Ausbessern der durch die Überschwemmung hervorgerufenen Schäden benützt werden. Und schon im Monat Februar war keine Spur der fürchterlichen Verheerungen übriggeblieben.
    Der Kawdjer durchstreifte inzwischen wieder seiner Gewohnheit nach die ganze Insel nach allen Richtungen hin. Jetzt war ihm dies leichter möglich, denn er war beritten, nachdem hundert Pferde eingeführt worden waren. Während dieser Ritte erkundigte er sich manchmal nach Sirdey, er konnte nur spärliche und ungenaue Nachrichten von ihm erhalten. Nur wenige Kolonisten wußten über den Verbleib des ehemaligen Kochs des »Jonathan« irgend etwas anzugeben. Man erinnerte sich, ihn während des Herbstes gesehen zu haben; er war damals nach Norden gewandert, aber was aus ihm geworden war, wußte niemand zu sagen.
    Im letzten Monat des vergangenen Jahres brachte ein Schiff die zweihundert Gewehre, die nach Doricks erstem Attentat bestellt worden waren.
    Jetzt war der hostelische Staat im Besitze von ungefähr zweihundertundfünfzig Feuerwaffen, ohne diejenigen mitzurechnen, die sich einige Kolonisten privatim verschafft haben konnten.
    Einen Monat später, zu Anfang des neuen Jahres, wurde die Insel Hoste von einigen feuerländischen Familien besucht. Wie jedes Jahr, kamen diese armen Indianer, ihren »Wohltäter« – das war ja die Bedeutung des indianischen Wortes »Kawdjer« – um Rat und Hilfe zu bitten. Wenn er sie auch verlassen hatte, sie vergaßen ihn und alle Beweise seiner Güte und Aufopferung nicht.
    Aber so groß die Liebe der Feuerländer zu ihrem Kawdjer war, er hatte niemals auch nur einen einzigen bestimmen können, sich auf der Insel Hoste dauernd niederzulassen. Diese Volksstämme lieben die Unabhängigkeit zu sehr, um sich durch Regeln und Gesetze binden zu lassen. Für sie gibt es keine irdischen Güter, die wert wären, gegen die Freiheit umgetauscht zu werden. Ein Haus besitzen bedeutete schon für sie – Sklaven sein. Wirklich frei ist nur der Mensch, welcher über gar nichts verfügt. Darum zogen sie der Sicherheit des kommenden Tages ihre abenteuerlichen Wanderungen vor, die ihnen meist nur ungenügende, unsichere Nahrung boten.
    Dieses Mal war es dem Kawdjer zum ersten Male gelungen, drei Indianerfamilien zu bewegen, ihre Zelte auf der Insel Hoste aufzuschlagen und ein seßhaftes Leben zu versuchen. Diese drei Familien, die intelligentesten unter denen, die den Archipel durchstreiften, ließen sich am linken Flußufer zwischen Liberia und Neudorf nieder; ihre kleine Niederlassung wurde der Köder, der in der Folge viele indianische Dörfer in der Nähe erstehen ließ.
    Dieser Sommer brachte noch zwei nennenswerte Ereignisse mit sich.
    Das eine betraf Dick.
    Seit dem 15. Juni konnten die Kinder als geheilt angesehen werden. Dick besonders war ganz gesund, und wenn er auch sehr abgemagert war, so würde sich dieser Zustand bald geben in Anbetracht des gewaltigen Heißhungers, den er an den Tag legte.
    Auch Sands Gesamtbefinden gab zu keinen Besorgnissen mehr Anlaß und sonst war nichts zu machen, denn die Wissenschaft war ohnmächtig, zu verhindern, daß er bis an sein Lebensende unbeweglich verharren

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