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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Vergnügen nach Herzenslust hingeben. Für die anderen wurde das Fahren mit Schneeschuhen ausgedacht oder Schlittenfahrten längs der Abhänge der im Süden gelegenen Hügel in Szene gesetzt.
    Bei diesen Sportübungen härteten sich die Hostelianer ab und gewöhnten sich an den strengen Winter. Sie hatten auf die fröhliche Stimmung und die gesundheitliche Lage den denkbar günstigsten Einfluß. So kam der 5. Oktober heran und mit diesem Tage setzte Tauwetter ein. Der Schnee, der die längs der Meeresküste sich hinziehende Ebene bedeckte, schmolz zuerst.
    Am folgenden Tage begann auch die Decke, die Liberia begraben hatte, zu schmelzen; bald waren die Straßen in reißende Bäche verwandelt, während der Fluß seine Eisdecke sprengte.
    Nachdem sich diese Gewässer verlaufen hatten, begann es auf den Bergen zu tauen und wieder rollten schlammige Wasserströme durch die Straßen; als dann auch im Inneren der Insel der Prozeß sich fortsetzte, stieg der Fluß rasch an. In vierundzwanzig Stunden hatte er die Höhe seiner Ufer erreicht, bald würden sich die Wassermengen über die Stadt ergießen. Das mußte verhindert werden, wenn nicht das Werk so vieler Tage zerstört werden sollte.
    Der Kawdjer bot alle Arme auf. Ein Heer von Wegarbeitern warf einen Damm auf, der die Form eines Winkels hatte und die Stadt beschützen sollte. Der eine Schenkel dieses Winkels verlief in schiefer Richtung gegen die südlichen Anhöhen, während der andere dem Laufe des Flusses folgte, jedoch in ziemlicher Entfernung. Einige Häuser, darunter dasjenige Pattersons, die dem Ufer zu nahe lagen, konnten nicht in den Schutz mit einbezogen werden. Dieses notwendige Opfer mußte gebracht werden.
    Tag und Nacht wurde an dem Damm gearbeitet und in vierundzwanzig Stunden war er vollendet. Es war höchste Zeit. Aus dem Inneren der Insel nahte dem Meere eine wahre Sintflut. Der Damm zerteilte diese riesige Wasserfläche, zur Hälfte wurde sie gezwungen, sich dem Fluß zuzuwenden, der andere Teil mußte ins Meer abfließen.
    Nach wenigen Stunden war Liberia eine Insel in einer Insel geworden. Nach allen Seiten war nichts zu sehen als Wasser, aus dem im Osten und Süden Berge aufstiegen und im Nordwesten die Häuser von Neudorf, die durch ihre hohe Lage geschützt waren. Jede Verbindung war abgeschnitten. Zwischen der Stadt und ihrem Vorort tosten brüllend die entfesselten Fluten des Flusses.
    Auch acht Tage darnach machte die Überschwemmung noch keine Miene, zu fallen; da ereignete sich ein höchst betrübender Vorfall. Beim Hause Pattersons stürzte plötzlich die durch den wütenden Wogenanprall unterminierte Uferstelle ein und das Haus des Irländers verschwand in den Fluten. Dieser selbst und Long wurden von den unwiderstehlichen Wasserwirbeln verschlungen.
    Gleich zu Beginn des Tauwetters war Patterson aufgefordert worden, seine Wohnung zu verlassen; er hatte sich energisch geweigert. Auch dann hatte er nicht nachgegeben, als er sich aus dem Schutzkreis des Dammes ausgeschlossen sah, ebensowenig, als die tiefer gelegenen Teile seines Feldes unter Wasser standen. Und er blieb bei seiner eigensinnigen Weigerung, als dieses die Schwelle seines Hauses erreicht hatte.
    In wenigen Sekunden, unter den Augen einiger Zuschauer, welche von der Höhe des Dammes aus diese Szene ansehen mußten, ohnmächtig zu helfen, waren das Haus und seine Bewohner verschwunden.
    Dieser doppelte Mord schien den Zorn der Elementargewalten besänftigt zu haben, das Wasser begann jetzt langsam zu fallen und am 5. November, genau einen Monat nach dem Eintritt des Tauwetters, war der Fluß wieder auf sein altes Bett beschränkt.
    Aber welche Verwüstungen hatte das Naturereignis zur Folge! Die Straßen Liberias waren von tiefen Furchen durchzogen, als ob der Pflug über sie hingegangen wäre. Von den kleineren Gassen blieb oft nicht eine Spur zurück; eine dichte Schlammschicht machte die einen unkenntlich, andere waren wie vom Erdboden verschwunden.
    Zunächst ging man daran, die Verbindung mit Neudorf wieder herzustellen. Nachdem diese Straße mitten durch das Sumpfland führte, hatte sie am meisten unter der Zerstörungswut des Wassers gelitten. Sie war erst, als letzte von allen Verkehrsadern, nach drei Wochen so weit, daß sie wieder betreten werden konnte.
    Zur größten Überraschung war der erste Mensch, welcher sie benützte – Patterson! Die Fischer von Neudorf hatten ihn bemerkt, als er, verzweiflungsvoll an ein Stück Holz geklammert, mit rasender

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