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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von denen einhundertundzwei die Gewehre der gefangenen Patagonier an sich genommen hatten. Alle Pferde waren bei Rivière zurückgelassen worden; um in Liberia einzudringen und die Linie der Feinde zu durchbrechen, wollte der Kawdjer selbstredend nicht die von den Patagoniern angewendete, sehr mutige, aber wahnsinnige Taktik ergreifen, die diese beim Durchbrechen der schwierigen Passagen angewandt hatten. Sein Plan ging darauf hinaus, eher mit List als mit Gewalt durchzudringen und die Pferde wären ihm dabei nur ein Hindernis gewesen.
    Nach drei Wegstunden erblickte man die Stadt vor sich. Die Nacht war hereingebrochen und die in einem großen Halbkreis verteilten Feuer der Patagonier bezeichneten ihr Lager, das sich rechts bis an den Sumpf erstreckte und links an den Fluß heranreichte. Die Stadt war vollständig eingeschlossen und es war ein Ding der Unmöglichkeit, durch die in je hundert Meter Entfernung postierten Wachen hindurchzuschleichen.
    Der Kawdjer ließ seine Truppe halten. Ehe er weiter vordrang, mußte er alles wohl erwägen.
    Aber alle Eindringlinge befanden sich nicht am rechten Flußufer. Einige mußten das Wasser überschritten haben. Während der Kawdjer noch überlegte, wurde im Nordwesten ein intensiver Lichtschein sichtbar. – Es waren die Häuser von Neudorf, die die Feinde in Brand gesteckt hatten.
Achtes Kapitel.
Ein Verräter.
    Harry Rhodes und Hartlepool, auf deren Schultern während der Abwesenheit des Kawdjer alle Verantwortung ruhte, hatten keinen Augenblick verloren, um die Stadt in Verteidigungszustand zu setzen, während der Kawdjer ihren Vormarsch nach Möglichkeit aufhielt.
    Zwei tiefe und breite Gräben, hinter denen sich ein Erdwall erhob, der keine Kugeln durchließ, mußten jeder Überrumpelung vorbeugen. Der eine dieser Wälle, der im Süden lag, war zweihundert Schritte lang und ging vom Flusse aus, umfaßte die Stadt im Halbkreis, bis er den Sumpf erreichte, der allein ein unübersteigbares Hindernis bildete. Der andere, im Norden der Stadt, maß kaum fünfhundert Schritte und verband gleichfalls den Fluß mit dem Sumpf; er kreuzte die Straße, die Liberia und Neudorf verband.
    So war die Stadt von allen Seiten beschützt. Im Norden und Nordosten durch den Sumpf, in dem ein Pferd bis an den Leib einsinken mußte, im Nord-und Südwesten bis nach Osten durch die aufgeworfenen Gräben und Dämme, im Westen durch den Fluß, der auch ein Hindernis für die Angreifer war.
    Neudorf war verlassen worden. Die Bewohner waren mit aller Habe nach Liberia geflohen; sie wußten, daß sie ihre Häuser der sicheren Zerstörung anheimgaben.
    Schon am ersten Abend, noch ehe die Arbeiten beendet waren und die Gefahr noch nicht aus nächster Nähe drohte, hatte man scharf Wache gehalten. Fünfzig Mann waren dazu erforderlich. Auf dreißig Meter Entfernung standen sie auf dem Walle und dem Flußufer und hielten fleißig Umschau in der nächsten Umgebung, bereit, die Stadt beim ersten Anzeichen einer Gefahr zu alarmieren. Einhundertfünfundsiebzig Männer, welche mit den noch übrigen Gewehren bewaffnet und im Herzen der Stadt postiert waren, hielten sich bereit, um sofort zur Hand zu sein, wenn das Alarmsignal gegeben würde. Die übrige Bevölkerung schlief während dieser Zeit. Alle Bürger mußten sich in diesen drei Beschäftigungen ablösen.
    Die Verteidigung konnte nicht besser organisiert sein. Ganz vorne standen die fünfzig Wachtposten, welche in bestimmten Zwischenräumen von den einhundertfünfundsiebzig Mann der Reserve abgelöst wurden; dann blieben noch die Liberier, welche auch beim ersten Lärm auf ihrem Platze sein würden. Diese letzteren waren allerdings schlecht bewaffnet, außer Hacken, Messern und Stangen besaßen sie nichts, aber diese Waffen wären in einem Kampfe, wenn es zum Handgemenge kommen sollte, durchaus nicht zu verachten.
    Niemand konnte sich von der allgemeinen Wachtpflicht ausschließen. Patterson mußte auch seinen Dienst tun, so gut wie jeder andere. Wie er auch darüber denken mochte, er hatte sich willig gefügt und überhaupt waren seine innersten Gedanken so verwirrter Natur, daß er selbst nicht imstande gewesen wäre, zu sagen, ob er befriedigt oder geärgert war.
    Während ihm die Wache oblag, stellte er Betrachtungen darüber an; zum ersten Male in seinem Leben analysierte er seine Gedanken.
    Die feindseligen Gefühle, die er gegen seine Mitbürger, gegen die Stadt Liberia, gegen die ganze Insel Hoste gefaßt hatte, waren immer noch lebendig in

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