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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Reitern. Ferner waren mehr als zweihundert Menschen nicht zu vergessen. Hundert davon lagen in Rivières Blockhaus gefangen, die übrigen waren verwundet oder tot.
    Die Kopfzahl der Patagonier war fast um ein Drittel verringert und die Hälfte der Überlebenden hatte ihre Pferde verloren; es war leicht begreiflich, daß sie keine Lust verspürten, länger in diesem entlegenen Lande zu verweilen, wo ihnen ein so unfreundlicher Empfang zuteil geworden war.
    Gegen acht Uhr kam Bewegung in die Horde und der Wind trug den Bewohnern von Liberia laute Verwünschungen zu. Alle Krieger drängten sich um eine Stelle, als ob sie Zeugen eines Schauspieles sein wollten, das die Hostelianer der großen Entfernung halber nicht zu unterscheiden vermochten. Man sah nur das Hin-und Herwogen der Truppe und hörte, wie die einzelnen Rufe zu einem lauten Geheul anschwollen.
    Was geschah dort? Was mochte der Grund ihrer Aufregung sein? Sie dauerte lange, wenigstens eine Stunde. Dann teilten sich die Indianer in drei Gruppen; die unberittenen Krieger wurden in die Mitte genommen, während der Anfang und Schluß des Zuges von einem Haufen Reiter gebildet wurde. Einer der Reiter des Vortrabes schwenkte ein Etwas über den Köpfen, das man nicht erkennen konnte: Es war rund… Man hätte meinen können, eine auf einen Stock gespießte Kugel…
    Um zehn Uhr setzten sie sich endlich in Bewegung. Die Reiter mußten ja mit den Fußgängern Schritt halten und der Zug defilierte langsam an den Hostelianern vorbei. Auf beiden Seiten herrschte Schweigen. Kein Wutschrei ertönte mehr vom Lager der Besiegten, kein Jubelruf aus den Kehlen der Sieger.
    Als die Nachhut der Patagonier fortgeritten war, wurde in Liberia ein Befehl ausgegeben. Der Kaw-verlangte, daß alle Kolonisten, welche des Reitens kundig waren, sich melden sollten. Wer hätte gedacht, daß sich eine so große Anzahl Reiter finden würde! Jeder wollte eine Rolle im letzten Akt dieses Dramas spielen und fast alle meldeten sich. Man mußte zu einer Wahl schreiten. In weniger als einer Stunde war ein kleines Heer von dreihundert Mann versammelt, das aus zweihundert Reitern und hundert Fußgängern bestand. Der Kawdjer ritt an ihrer Spitze und bald waren alle in nördlicher Richtung verschwunden, sie wollten den Abzug der Patagonier überwachen. Auf Tragbahren wurden die Verwundeten, die man in Pattersons Umzäunung gefunden hatte, mitgenommen; die meisten von ihnen konnten das amerikanische Festland nicht lebend erreichen.
    Bei Rivières Blockhaus wurde zum ersten Male haltgemacht. Drei Viertelstunden vorher waren die Patagonier an den Palisaden vorübergekommen, ohne einen Versuch des Eindringens zu wagen. Hinter den Pfählen, wohl verborgen, hatten die Kolonisten sie vorbeiziehen gesehen, und trotzdem niemand von den Ereignissen der letzten Nacht wußte, war es keinem eingefallen, auf die Indianer einen Schuß abzugeben. Sie sahen so müde und niedergeschlagen aus, daß man über ihr Schicksal nicht im Zweifel sein konnte. Jetzt waren sie nicht mehr zu fürchten und die Kolonisten sahen in ihnen keine Feinde, sondern nur unglückliche Menschen, die Mitleid verdienten.
    Einer der Vorreiter hatte noch immer am Ende der Stange jenen runden Gegenstand getragen, den man vom Wall aus bemerkt hatte. Aber ebensowenig wie die Liberier konnte die Garnison des Blockhauses erkennen, was er bedeuten sollte.
    Der Kawdjer befahl, die gefangenen Patagonier von ihren Fesseln zu befreien und die Tore weit zu öffnen. Die Indianer rührten sich nicht von der Stelle. Sie glaubten nicht an ihre Freiheit und fürchteten – indem sie die Weißen nach sich selbst beurteilten – irgendeine Falle.
    Der Kawdjer näherte sich Athlinata, mit dem er schon einmal gesprochen hatte.
    »Worauf wartest du? fragte er.
    – Daß man uns das Urteil spricht, antwortete Athlinata.
    – Ihr habt nichts zu befürchten, sagte der Kawdjer. Ihr seid frei.
    – Frei?!… rief der Indianer erstaunt.
    – Ja; die patagonischen Krieger sind geschlagen worden und kehren in ihre Heimat zurück, ihr könnt mit ihnen ziehen, ihr seid frei. Sagt euren Brüdern, daß die weißen Männer keine Sklaven halten und zu verzeihen wissen. Möge sie dieses Beispiel menschlicher machen!«…
    Der Patagonier sah mit unsicherem Blicke zum Kawdjer auf, dann ging er langsam und seine Gefährten folgten ihm. Die waffenlose Truppe trat aus der Umzäunung hinaus und folgte dann der Straße nach Norden. In einer Entfernung von hundert Metern kam der Kawdjer

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