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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mit seinen Leuten nach und versperrte die Straße nach Süden.
    Gegen Abend erblickte man den Haupttrupp der Eindringlinge, welche das Nachtlager aufgeschlagen hatten. Während ihres Rückzuges war nicht ein Schuß gefallen, nichts war ihnen in den Weg gelegt worden. Aber dieser Beweis der Gnade ihrer Gegner beruhigte sie keinesfalls; als sie so viele Reiter und Fußgänger näher kommen sahen, wurden sie sehr besorgt. Darum ließ der Kawdjer in einer Entfernung von zwei Kilometern halten, während die befreiten Gefangenen, welche die Verwundeten mit sich genommen hatten, ihre Landsleute bald eingeholt hatten.
    Was mußten sich diese Wilden denken, als sie ihre Genossen im Besitze ihrer Freiheit wieder kommen sahen, nachdem sie sie in Sklaven verwandelt glaubten! War Athlinata ein verläßlicher Bote und hatte er alle Worte des Kawdjer den Seinen wiederholt? Verglichen seine Brüder ihre Handlungen mit denen der Weißen, welche sie vernichten wollten und die ihnen jetzt Böses mit Gutem vergalten?
    Der Kawdjer konnte es niemals in Erfahrung bringen. Aber selbst wenn seine Großmut an Unwürdige verschwendet war, er bedauerte es nicht. Durch das stete Ausstreuen edler Samen fällt schließlich einmal ein Korn auf guten Boden.
    In vier Tagen war die Stelle erreicht, wo sich die Patagonier ausgeschifft hatten. An den Berghängen tauchten manchmal Kolonisten auf, welche der abziehenden Horde nachsahen. Am folgenden Morgen stießen sie ihre leichten Pirogen, die sie im Ufergestein verborgen hatten, ins Wasser. Die einen nahmen nur Menschen auf und segelten nach Westen um das Feuerland herum, die anderen durchquerten den Beagle-Kanal, um direkt auf dem Feuerland zu landen und es auf ihren Pferden rasch zu durcheilen. Aber etwas ließen sie am Strande zurück. Am Ende einer langen, in den Ufersand gesteckten Stange war der runde Gegenstand, den sie die ganze Strecke so beharrlich mitgeschleppt hatten.
    Als die letzte Piroge außer Schußweite war, näherten sich die Hostelianer der Küste und erkannten mit Entsetzen in dem runden Gegenstand einen menschlichen Kopf. Nach einigen Schritten sahen sie, daß es der Kopf Sirdeys war.
    Diese Entdeckung erfüllte sie mit größtem Staunen. Sie konnten nicht begreifen, wie der seit Monaten verschwundene Sirdey mit einem Male zu den Patagoniern gekommen war. Nur der Kawdjer war nicht erstaunt. Er kannte wenigstens annähernd die Rolle, die der ehemalige Koch des »Jonathan« gespielt hatte, für ihn bestanden nur wenige dunkle Punkte. Sirdey war der »weiße Mann«, auf den die Indianer ihre Hoffnungen gesetzt hatten – und so hatten sie ihre Enttäuschung an ihm gerächt.
    Am folgenden Morgen wurde nach Liberia aufgebrochen. Am 30. Dezember traf die todmüde Truppe und ihr Anführer in der Stadt ein.
    Die Insel Hoste kannte nun auch den Krieg! Dem Kawdjer war es zu danken, daß sie heil und ganz die Gefahr überstanden hatte und die Angreifer bis auf den letzten Mann vertrieben worden waren. Aber der Schlußpunkt zu dem Werk war noch nicht gesetzt. Noch blieb eine traurige Pflicht zu erfüllen.
    Inzwischen hatte Patterson in seinem Gefängnis eine ganze Reihenfolge von widerstreitenden Gefühlen kennen gelernt. Das erste war ungemessenes Staunen, sich hinter Schloß und Riegel zu sehen. Was war mit ihm geschehen? Dann kam ihm die Erinnerung langsam wieder, er entsann sich Sirdeys, der Patagonier und ihres abscheulichen Verrates.
    Und dann? Was hatte sich denn zugetragen? Wären die Patagonier Sieger geblieben, so würden sie ohne Zweifel ihr Werk vollendet haben und er wäre schon längst erschlagen. Nachdem er aber im Gefängnis aufgewacht war, schloß er weiter, daß sie zurückgeworfen sein mußten.
     

    Ein mächtiges Hafenfeuer flammte allnächtlich auf… (S. 431.)
     
    War denn sein Verrat bekannt, weil man ihn in den Kerker geworfen hatte? Was stand ihm in diesem Falle wohl bevor?… Ein Zittern durchlief Pattersons Körper.
    Aber nach einiger Überlegung beruhigte er sich wieder. Möglich, daß man Verdacht geschöpft hatte! Aber man konnte keine Gewißheit haben. Niemand hatte ihn gesehen, niemand hatte ihn auf frischer Tat ertappt, das stand fest. Er mußte aus diesem Abenteuer ungefährdet hervorgehen, das ihm außerdem einen hübschen Gewinn einbrachte.
    Patterson suchte nach seinem Golde und groß war sein Schrecken, als er es nicht finden konnte. Hatte er vielleicht nur geträumt? Nein, er hatte das Geld bestimmt erhalten. Wieviel? Das wußte er nicht genau.

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