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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wünschen, daß auch ihre Stimmen zählen. Sie sind genau so viel wert als die der anderen, selbstredend! Wie kommen fünftausend Menschen dazu, einer Zahl von zwanzigtausend Gesetze vorzuschreiben; das ist ungerecht!«…
    Der »Gentleman« machte wieder eine Pause und erwartete vergebens eine Antwort. Er wollte aber jetzt etwas wissen, und um anzuzeigen, daß seine Mission beendet war, schloß er:
    »Na also!
    – Ist das alles? fragte der Kawdjer zum dritten Male.
    – Ja… antwortete der Delegierte; das ist alles, und doch wieder nicht… für den Augenblick ist es alles«…
    Der Kawdjer schaute diesen zehn Männern scharf ins Gesicht, dann sagte er in eisigem Tone:
    »Hier meine Antwort: Ihr seid gegen unseren Willen hier! Ich gebe euch vierundzwanzig Stunden Frist, dann habt ihr euch allen unseren Bedingungen zu unterwerfen. Ist diese abgelaufen, dann werde ich handeln!«
    Er machte ein Zeichen. Hartlepool kam mit zwanzig Mann herbei.
    »Hartlepool, sagte der Kawdjer, wollen Sie diese Herren aus unserem Kreise hinausgeleiten!«
    Die Delegierten waren wie vom Donner gerührt. So sehr sie auch auf ihre Stärke pochten, diese eisige Ruhe lehrte sie die Furcht kennen. Von den Hostelianern eingeschlossen, entfernten sie sich willig.
    Aber als sie wieder bei den Ihrigen angelangt waren, die sie so hochtrabend als »Gentlemen« bezeichnet hatten, änderte sich der Ton. Während sie ihre Unterredung erzählten, brach der bisher in ihnen unterdrückte Zorn mit elementarer Heftigkeit los und um ihren empörten Gefühlen Ausdruck zu verleihen, fanden sie die kräftigsten Schimpfworte und Flüche mit Leichtigkeit.
    Diese eigenartige Form der Beredsamkeit wurde von der Menge nachgeahmt und bald schloß der Kawdjer aus dem Konzert, das an sein Ohr drang, daß seine Antwort allgemein bekannt geworden war. Lange beruhigte sich die Aufregung nicht. Die hereinbrechende Nacht verminderte sie, ohne sie ganz zu unterdrücken. Bis zum Morgen widerhallten die Schatten vom wilden Geschrei. Wenn man die Abenteurer auch nicht sah, hörte man sie nur zu gut. Jedenfalls beharrten sie bei ihrem Vorhaben und lagerten für die Nacht in der Nähe der Stadt.
    Die Bürgergarde tat desgleichen. Es wurde die ganze Nacht abwechselnd, mit der Waffe schußbereit zur Hand, gewacht.
    Wirklich waren die Abenteurer nicht abgezogen. Beim Morgendämmern sah man die Straßen von Liberia von Menschen wimmeln. Viele Goldsucher, welche das Geschrei der Nacht müde gemacht hatte, lagen auf der Straße und schliefen. Aber beim ersten Sonnenstrahl erhoben sich alle und der Lärm vom Vorabend wurde fortgesetzt.
    Natürlich wurden alle Häuser in den Straßen sorgfältig verschlossen. Niemand wagte sich heraus. Wenn ein Hostelianer nur durch einen Spalt seiner Fenster hinausblickte, so war ein Hagel von Schimpfworten die Antwort auf einen solchen Versuch und er mußte sich schleunigst zurückziehen.
    Sonst verlief der Morgen verhältnismäßig ruhig. Die Abenteurer schienen nicht recht mit sich im Reinen zu sein, was zu tun sei, und sie stritten sich weidlich herum. Ihre Anzahl vergrößerte sich von Stunde zu Stunde. Gewiß waren jetzt fünf-bis sechstausend Leute versammelt, denn Boten waren in der Nacht ausgesandt worden, um Verstärkungen zu holen. Die Leute vom Golden Creek hatten eintreffen können, nicht aber jene Abenteurer, welche in den Gebirgen in der Mitte des Landes oder an der Nordwestspitze arbeiteten, ihre Entfernung zählte mehrere Tage.
    Ihre Gefährten, die die Stadt überschwemmten, hätten wohl daran getan, sie zu erwarten Wenn sie zu einer Menge von zehn-oder zwanzigtausend Menschen angewachsen wären, mußte die Lage für Liberia, die jetzt schon bedenklich war, geradezu eine verzweifelte werden.
    Aber diese vorschnellen Geister, die ihre Leidenschaften nicht zu zügeln gewohnt waren, hatten nicht die Geduld, so lange zu warten. Ihre Aufregung wuchs zusehends. Die Menge war ganz verwirrt unter dem doppelten Einfluß der Müdigkeit und der durch die Reden hervorgerufenen Erregung.
    Gegen elf Uhr warfen sie sich von allen Seiten gleichzeitig auf die Hostelianer. Die Bürgergarde streckte sofort ihre Bajonette vor. Die Angreifer mußten zurückweichen und waren bemüht, die Nachdrängenden aufzuhalten. Um unbeabsichtigte Unglücksfälle zu verhindern, ließ der Kawdjer seine Truppe etwas zurückweichen; in vollkommener Ordnung postierten sie sich näher an das Regierungsgebäude. Jetzt waren die auf den Platz führenden Straßen frei. Die

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