Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«
verabscheuungswürdigsten Tyrannen an die Seite stellen durfte, die er mit so aufrichtigem Hasse gehaßt hatte; jetzt wühlte er wie sie in Menschenblut, er hatte den Mord anbefohlen!
Und es mußte noch Blut vergossen werden! Das Werk war erst begonnen; es galt, es zu vollenden. Ungeachtet allen trügerischen Scheins lag darin die Pflicht.
Und dieser Pflicht blickte der Kaw-djer mutig ins Auge. Seine Erschlaffung dauerte nur kurze Zeit, bald hatte er alle Energie wiedergefunden. Er überließ es den Greifen und Frauen, die Toten zu beerdigen und den Verwundeten beizustehen, und brach schleunigst zur Verfolgung der Flüchtigen auf. Diese waren vor Schreck wie gelähmt und dachten nicht an den leisesten Widerstand. Tag und Nacht blieb man ihnen auf den Fersen.
Mehrmals stießen die Hostelianer mit Banden zusammen, die zu spät zum Handgemenge gekommen waren. Sie wurden mit Leichtigkeit zersprengt und nach Norden verjagt.
Die ganze Insel wurde durchstreift. Man fand die Erde mit den traurigen Resten jener Unglücklichen bedeckt, welche der Hunger aus ihrer Hütte getrieben hatte und die im Laufe des letzten Winters im Schnee erfroren waren. Lange hatte der Frost die Verwesung der Körper aufgehalten, jetzt beim Tauwetter ging der Prozeß sehr rasch vor sich. In drei Wochen waren die Abenteurer, achtzehntausend an der Zahl, auf die Halbinsel Dumas zurückgedrängt; den Isthmus hielt der Kaw-djer besetzt.
Der Bürgergarde hatten sich dreihundert Männer der »Franco-English Gold Mining Company« zugesellt, deren Beistand nicht zu unterschätzen war. Aber trotz dieser Verstärkung war die Situation beunruhigend. Wenn auch die Goldsucher zuerst niedergeschlagen waren über die Nachricht von dem Blutbade, dem ihre Genossen zum Opfer gefallen waren, und wenn man sie nachher in kleinen Abteilungen auf leichte Weise besiegt hatte, so war das jetzt anders geworden, da ihre Kräfte vereinigt waren. Ihre numerische Überlegenheit war so groß, daß ein offensives Vorgehen von ihrer Seite sehr zu fürchten war.
Die Intervention der Franco-englischen Gesellschaft verhinderte diese Eventualität. Die beiden Direktoren, Maurice Regnauld und Alexander Smith, welche sich die ihnen nötige Arbeiterschaft sichern wollten, schlugen dem Kaw-djer vor, aus den Abenteurern eine Wahl zu treffen und aus der Menge zirka tausend Leute auszusuchen, denen gestattet werden sollte, auf der Insel zu bleiben. Diese Männer wollte die Gold Mining Company beschäftigen und unter ihrer Aufsicht behalten; aber bei dem ersten Vergehen sollten sie unerbittlich verjagt werden.
Der Kaw-djer nahm den Vorschlag an, das ihm ein Mittel in die Hand gab, die Kräfte des Gegners zu schwächen. Ohne weiteres Zögern wagten es Maurice Regnauld und Alexander Smith, auf der Halbinsel Dumas vorzudringen und lieferten dadurch den Beweis eines größeren Mutes als der Löwenbändiger, welcher sich in den Käfig wilder Bestien begibt. Acht Tage später kamen sie mit tausend sorgfältig ausgewählten Männern zurück.
Die Sachlage war jetzt schon günstiger. Diese tausend Leute vermehrten die Zahl der Hostelianer und verminderten die feindlichen Streitkräfte. Der Kaw-djer vertraute die Wache über den Isthmus Hartlepool an und drang ins Innere der Halbinsel vor. Er fand weniger Widerstand, als er geglaubt hatte. Die Goldgräber hatten noch nicht Zeit gefunden, sich zu fassen.
Es gelang, ihre Reihen zu durchbrechen und man zwang jede Abteilung, sich auf die Fahrzeuge einzuschiffen, die zu diesem Zwecke von Neudorf herübergekommen waren und an der Küste kreuzten. In wenigen Tagen war alles getan. Der Boden der Insel war gereinigt – nur die tausend Abenteurer blieben zurück, für die Maurice Regnauld und Alexander Smith die Verantwortung übernommen hatten und deren Anzahl zu klein war, um eine wirkliche Gefahr zu bedeuten.
Aber es sah traurig aus auf der Insel! Die Felder waren unbebaut und die nächste Ernte ging verloren wie die vorhergehende. Viele Tiere waren auf den Weideplätzen zugrunde gegangen, weil sie sich immer selbst überlassen waren. Man hatte einen Rückschritt von mehreren Jahren gemacht und wie in der ersten Zeit ihres Aufenthaltes auf der Insel Hoste bedrohte wieder der Hunger die unglücklichen Bewohner.
Der Kaw-djer sah diese Gefahr klar vor sich, aber sein Mut wankte nicht. Es durfte nur keine Zeit verloren werden. Darnach handelte er, als Diktator, wie unangenehm ihm dies auch fallen mochte!
Wie einstens wurden alle auf der Insel
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