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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aufzufinden; endlich fuhr er fort:
    »Unsere Kameraden haben uns hergeschickt«…
    Neue Pause von Seite des Redners und gleiches Schweigen des Kawdjer.
    »Ja, wir sind halt ihre Abgesandten, mischte sich ein anderer der Goldsucher ins Gespräch, den diese Stockungen ärgerten.
    – Ich weiß, sagte der Kawdjer in kaltem Tone. Was weiter?«
    Die Delegierten sahen sich bestürzt an. Sie hatten die Liberier erzittern machen wollen… So wenig fürchtete man sie!…
    Wieder herrschte Schweigen. Dann nahm ein dritter Mann, welcher durch einen riesigen, ganz verworrenen Bart auffiel, all seinen Mut zusammen und brachte das Wichtige zur Sprache:
    »Dann?… sagte er, ja, dann haben wir eine Klage vorzubringen; das ist das »Dann«.
    – Worüber beklagt ihr euch?
    – Über alles. Wir können es hier zu nichts bringen, weil man uns so schlecht behandelt.«
    Der Kawdjer war trotz des Ernstes der Situation innerlich belustigt über einen derartigen Vorwurf im Munde eines der Verwüster der Insel.
    »Ist das alles? fragte er dann.
    – Nein, sagte der Dritte, der das Reden nicht ganz verlernt hatte. Wir wollen auch, daß nicht jeder erste beste die Placers bearbeiten darf. Man muß sich ja raufen um sein Recht. Alle Gentlemen – der Abenteurer, ein Westamerikaner, sprach das Wort in vollstem Ernste – möchten auch Konzessionen haben, wie das überall der Fall ist… Das wäre mehr – offiziell, fügte er nach einem Moment des Überlegens hinzu.
    – Ist das alles? fragte der Kawdjer wieder.
    – Es sind noch einige Punkte… sagte der Goldsucher; aber erst möchten die Gentlemen eine Antwort bezüglich der Konzession.
    – Nein, sagte der Kawdjer.
    – Nein?
    – Die Antwort lautet: nein ,« präzisierte der Kawdjer.
    Die Abgeordneten hoben die Köpfe und ein böser Ausdruck glitt über ihre Gesichter.
    »Warum nicht? fragte einer, der bisher den Mund noch nicht aufgetan hatte; die Gentlemen wollen einen Grund wissen.«
    Der Kawdjer schwieg. Wahrhaftig! Sie erlaubten sich, Gründe zu fordern.
    Das Gesetz, das von niemandem respektiert worden war, bestimmte einen Preis für die Auslieferung einer jeden Konzession, ferner reservierte es diese Konzessionen ausschließlich für die Hostelianer und verweigerte sie den Abenteurern, die ungebeten sich hier breitgemacht hatten.
    »Warum?« wiederholte der vorige, als er sah, daß seine Bemerkung unbeachtet blieb.
    Aber auch die zweite Frage hatte keinen besseren Erfolg als die erste, darum beantwortete er sie sich selber:
    »Wegen der Gesetze?… sagte er. Die kennt man, die Gesetze… Man soll uns einfach naturalisieren… Die Erde ist für alle da, und ich denke doch, wir sind Menschen wie alle anderen!«…
    Der Kawdjer würde früher ebenso gesprochen haben. Jetzt waren seine Ideen sehr geändert. Jetzt verstand er diese Sprache nicht mehr. Nein! Die Erde gehört nicht allen ohne Ausnahme.
     

    Ja, dann haben wir eine Klage vorzubringen. (S. 488.)
     
    Sie gehört jenen, die sich mit ihr plagen, sie bebauen; jenen, denen sie durch fleißige Arbeit eine Nährmutter wird; jenen, die den Boden zwingen, sich mit einem Teppich goldener Ähren zu bedecken.
    »Und dann, fuhr der Redner fort, wenn man schon von Gesetzen spricht, will man sie auch durchgeführt sehen, diese Gesetze! Wenn aber diejenigen, die sie aufstellen, nicht nach ihnen handeln, was sollen denn da die anderen tun. Das frage ich? Wir haben den 3. November heute. Warum ist man am 1. nicht zu einer neuen Wahl geschritten, da die Zeit des Gouverneurs abgelaufen ist?«
    Der unerwartete Vorwurf setzte den Kawdjer in Erstaunen. Wer konnte diesen Goldsucher so genau informiert haben? Wahrscheinlich Kennedy, welchen man schon lange nicht mehr in Liberia gesehen hatte. Die Bemerkung war vollkommen richtig. Die Periode, die er selbst fixiert hatte, als er sich freiwillig wählen ließ, war abgelaufen und man hätte zwei Tage vorher zu einer Neuwahl schreiten müssen, wenn man das von ihm aufgestellte Gesetz befolgt hätte!
    Er hatte aus dem Grunde nicht darauf gedrungen, weil er es nicht für zeitgemäß gehalten hatte, eine so verwickelte Situation noch durch Komplikationen zu verschlimmern. Es handelte sich ja doch nur um eine simple Formalität, er würde ja doch wieder zum Gouverneur gewählt. Aber was ging das diese Leute an, die mit den Wahlen doch gar nichts zu tun hatten?
    Der Abenteurer, durch das Schweigen des Kawdjer kühn gemacht, fuhr in sehr selbstbewußtem Tone fort:
    »Die Gentlemen fordern diese Wahl und

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