Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«
Hilfe der drei Zimmerleute Smith, Hobard und Charley die Reparaturen der Schaluppe rasch vorwärtsgeschritten. Am 19. März waren alle Schäden ausgebessert und sie war wieder diensttauglich.
Jetzt mußten die Auswanderer zur Wahl eines Abgesandten schreiten. Wieder bot sich für Ferdinand Beauval die aufs freudigste begrüßte Gelegenheit, die Rednerbühne zu besteigen, um an die Wähler eine Ansprache zu halten. Aber er war entschieden vom Unglück verfolgt! Wenn ihm auch die Genugtuung zuteil wurde, daß sich etwa fünfzig Stimmen zu seinen Gunsten erhoben, während Lewis Dorick – welcher sich übrigens nicht im geringsten angestrengt hatte, die Rolle eines Wahlkandidaten zu spielen – nicht eine Stimme erhielt, so hatte schließlich doch nicht er, sondern ein gewisser Germain Rivière die Majorität der Wähler auf seiner Seite.
Er war Landmann, franko-kanadischer Abstammung, Vater eines Mädchens und vier prächtiger Knaben. Von seiner sicheren Rückkehr konnte man aus letzterem Grunde überzeugt sein.
Unter Karrolys Führung, welcher Halg und den Kawdjer auf der Insel Hoste zurückließ, ging die Wel-kiej am 20. März unter Segel und allsogleich war man darauf bedacht, eine vorläufige Unterkunft zu schaffen. Es handelte sich ja nicht darum, eine dauernde Niederlassung zu begründen; man brauchte bloß eine Art Schutzhütten bis zur Wiederkehr der Wel-kiej, deren Reise in drei Wochen beendet sein konnte. Deshalb nahm man auch Abstand, die zerlegbaren Häuser aufzustellen, die mitgeführt worden waren; man begnügte sich damit, die Zelte aufzuschlagen, die sich im Schiffsraum gefunden hatten. Mit Zuhilfenahme alter Segel, die in einem besonderen Verschlag entdeckt worden waren, konnten alle Reisenden in den Zelten geborgen werden, selbst der gebrechliche, empfindliche Teil der Gerätschaften wurde darin untergebracht. Man versäumte auch nicht, mit etwas Flechtwerk einen Hühnerhof zu improvisieren und mittels Pfählen und Stricken eine Umzäunung für die vierbeinigen Tiere herzustellen, die der »Jonathan« transportiert hatte.
Man sieht, diese Menschenmenge befand sich durchaus nicht in der hoffnungslosen Lage von Schiffbrüchigen, welche ohne alle Hilfsmittel auf eine unbekannte, öde Küste geworfen werden. Der Schauplatz der Katastrophe war der Feuerlands-Archipel, der in allen Karten genau eingezeichnet und kaum hundert Meilen von Punta-Arenas entfernt ist. Außerdem waren Lebensmittel im Überfluß vorhanden. Diese Umstände berechtigten daher zu keiner ernstlichen Sorge und die Auswanderer führten hier ein ebenso angenehmes Leben – das etwas rauhere Klima ausgenommen – wie sie es in gleicher Jahreszeit ihres Aufenthaltes auf afrikanischem Boden gehabt hätten.
Bei der Ausschiffung hatten der Kawdjer und Halg selbstredend tüchtig mit Hand angelegt. Beide hatten ihre beste Kraft eingesetzt, aber die Hilfeleistungen des Kawdjer erwiesen sich besonders nützlich. Wie groß auch seine Bescheidenheit war, welche Mühe er sich gab, unbemerkt zu bleiben – seine Überlegenheit trat überall so deutlich hervor, daß er von allen Seiten um Rat gefragt wurde. Wenn es sich um die Fortschaffung eines besonders schweren Gewichtes handelte, um die Stauung der Gepäcksstücke, das Aufstellen der Zelte – immer wandte man sich an ihn um Rat. Und nicht Hartlepool allein nahm in zweifelhaften Fällen seine Zuflucht zu ihm, auch die Mehrzahl der übrigen ratlosen Menschen, welchen derartige Arbeiten ungewohnt und unbekannt waren.
Diese notdürftigen Einrichtungen waren, wenn auch nicht beendigt, so doch ziemlich weit gediehen, als sich die unwirtlichen klimatischen Verhältnisse wieder in recht unangenehmer Weise bemerkbar machten. Am 24. März begann ein heftiger Platzregen, der dreimal vierundzwanzig Stunden andauerte und erst von einem starken Winde begleitet wurde, der dann zum heulenden Sturm anwuchs. Als dann das Toben der Atmosphäre ein wenig beruhigt war, hätte man vergeblich den »Jonathan« auf seinem Klippenbett gesucht! Ein paar schwimmende Holzstücke, angeschwemmtes Eisenblech und verbogene Stangen war alles, was von dem stolzen Klipper übrig blieb, dessen Kiel noch wenige Tage vorher so fröhlich die Wogen durchschnitten hatte.
Obwohl alles, was nur von geringstem Werte war, vom Schiffe entfernt worden war, beschlich dennoch ein Gefühl der Wehmut die Emigranten, als sie es für immer verschwunden sahen. Jetzt waren sie ganz vereinsamt, ganz abgeschlossen von dem übrigen Teile der
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