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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ausweg vorzuschlagen wissen, sobald ihm die Sachlage bekanntgemacht worden wäre. Schüchtern fragende Blicke richteten sich nach dem Kawdjer, auf welchen gerade Harry Rhodes und Germain Rivière zutraten. Nachdem nicht jeder einzelne einer Menge von eintausendzweihundert Seelen für sich allein einen Entschluß fassen konnte, so war es am besten, alles dem Kawdjer zu überlassen, seiner Erfahrung, seiner Uneigennützigkeit zu vertrauen; ein solches Vorgehen hatte überdies den unleugbaren Vorteil, die anderen aller Sorge, alles Nachdenkens und aller Verantwortung zu entheben.
    Mit diesen Gedanken beruhigten sich die Emigranten über ihre Zukunft und Ferdinand Beauval sah sich in kurzer Zeit von seinen Zuhörern verlassen, mit Ausnahme der wenige Köpfe zählenden kleinen Gruppe seiner erklärten Anhänger.
    Harry Rhodes, von Germain Rivière begleitet, gesellte sich zu den zwei Feuerländern und dem Kawdjer, erzählte ihm den Verlauf der Reise, die Antwort des Gouverneurs von Punta-Arenas, und sprach mit ihm von den Befürchtungen der Emigranten, welche angsterfüllt dem kommenden Winter und seinen ungekannten Schrecken in dieser antarktischen Zone entgegensahen.
    Über den letzten Punkt konnte der Kawdjer den Sprecher gleich beruhigen. Der Winter ist auf dem ganzen Magalhães-Archipel weniger kalt und von kürzerer Dauer als zum Beispiel in Island, Kanada und den nördlichen Staaten der amerikanischen Union und das Klima ist mindestens ebenso günstig als in Südafrika, wohin der »Jonathan« die Leute hätte bringen sollen.
     

    Das Schauspiel war interessant und entbehrte nicht des malerischen Effektes. (S. 108.)
     
    »Ich höre Ihren Ausspruch mit Vergnügen, sagte Harry Rhodes, bin aber nun einmal etwas skeptisch veranlagt. Wäre es nicht auf jeden Fall vorzuziehen, den Winter auf dem Feuerland zuzubringen, vielleicht sind dort doch ein wenig günstigere Verhältnisse und Lebensbedingungen anzutreffen als auf der Insel Hoste, wo wir bis jetzt auch nicht eine lebende Seele begegnet haben.
    – Nein, sagte der Kawdjer. Es hätte gar keinen Zweck, auf die Feuerlandinsel überzusiedeln und würde im Gegenteil zu den größten Unannehmlichkeiten führen, weil man ja alles Material zurücklassen müßte. Die Leute müssen auf der Insel Hoste bleiben, aber sofort den jetzigen Lagerplatz verlassen.
    – Wohin sollen sie ziehen?
    – An die Scotchwell-Bai, die wir auf unserer Entdeckungsreise umkreist haben. Dort finden wir mühelos eine passende, wohlgeborgene Stelle, an der wir die aus dem »Jonathan« geretteten zerlegbaren Häuser aufrichten können. Hier findet sich ja auch nicht das kleinste Stück flaches Land.
    – Wie, rief Harry Rhodes, Sie raten uns, all diese schweren Geräte zwei Meilen weit zu transportieren und dort eine richtige Niederlassung zu gründen?
    – Es ist absolut notwendig, bestätigte der Kawdjer. Außerdem daß die Lage der Scotchwell-Bai ausgezeichnet ist, nicht besser gedacht werden könnte, sowohl vor den West-als auch den Südstürmen vollkommen geschützt ist, bietet der Fluß, der dort ins Meer mündet, das herrlichste Trinkwasser in Fülle. Und die Fertigstellung einer sicheren, geschützten Unterkunft ist nicht nur notwendig, sondern dringend. Die größte Gefahr dieser Gegend ist die Feuchtigkeit. Gegen sie müssen wir uns vor allen Dingen schützen. Ich füge nur noch hinzu, daß wir durchaus keine Zeit mehr zu verlieren haben, denn der Winter kann heute oder morgen seinen Einzug halten.
    – Sie müssen dies alles unseren Reisegefährten selbst sagen, schlug Harry Rhodes vor. Die Leute werden alles besser verstehen und einsehen, wenn Sie zu ihnen sprechen.
    – Ich ziehe vor, Sie würden es den Leuten nahelegen, erwiderte der Kawdjer. Aber selbstverständlich bleibe ich hier, stets bereit, zu raten und zu helfen; im Bedarfsfalle bitte ich über mich zu verfügen.«
    Harry Rhodes teilte dieses Gespräch den Emigranten umgehend mit. Zu seinem Staunen nahmen dieselben die Nachricht nicht unfreundlich entgegen. Die Enttäuschung, die ihnen aus Punta-Arenas geworden war, hatte sie tief entmutigt und so waren sie jetzt ganz beglückt, eine bestimmte Beschäftigung zu finden, die nutzbringend für ihre Zukunft werden sollte, wie man ihnen von glaubwürdiger Seite versichert hatte. Der unbesiegbare Hoffnungsschimmer, der bis zum Tode in jedem Menschenherzen schlummert, waltete auch in diesem Falle seines Amtes. Auch eine andere Veränderung würde von den Emigranten in gleicher Weise

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