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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Zeit zugesichert sei. Er verwies auf das stete Emporblühen von Punta-Arenas und fügte schließlich noch hinzu, daß es im Interesse Chiles liegen würde, die neue Kolonie anderweitig zu unterstützen.
    »Die Schenkungsurkunde liegt bereit, sagte der Kommandant, es fehlen nur noch die Unterschriften.
    – Wessen Unterschriften? fragte Harry Rhodes.
    – Jene der von den Emigranten nach einer allgemeinen Beratung freiwillig gewählten Abgeordneten.«
    Das war in der Tat die beste Möglichkeit, zu einem Entschlusse zu gelangen. Später, wenn es sich um die Organisation der neuen Kolonie handeln würde, konnte man oder auch nicht – wie man dann eben wollte, einen einzelnen Mann mit der Leitung des jungen Staates betrauen. In aller Ruhe und Freiheit konnte sie dann eine Regierungsform wählen, welche ihr die beste erschien, und Chile hatte sich in keiner Form einzumengen. Damit man später nicht über die Folgen dieses Vorschlages erstaunt sei, wäre es gut, sich von der aktuellen Lage ein genaues Bild zu schaffen.
    Welcher Art waren denn die Passagiere, welche der »Jonathan« in San Francisco an Bord genommen hatte und nach der Delagoa-Bai bringen wollte? – Unglückliche Menschen, welche durch Existenzsorgen zur Auswanderung gezwungen worden waren. Welchen Unterschied bildete es für sie, sich da oder dort anzusiedeln, wenn nur ihre Zukunft gesichert war und die Lebensbedingungen einigermaßen günstige waren.
    Seitdem sie die Insel Hoste bewohnten, war ein Winter bereits verstrichen. Sie hatten Gelegenheit gehabt, aus eigener Erfahrung zu konstatieren, daß die Kälte sehr gut zu ertragen war und sahen jetzt, daß sich die schöne Jahreszeit mit einer Frühreife und Üppigkeit der Vegetation einstellte, die man selbst in Gegenden, die dem Äquator näherlagen, nicht immer antraf.
    Was die sichere Lage anbelangte, so fiel der Vergleich entschieden zum Nachteil der Delagoa-Bai aus, in deren Nachbarschaft die Engländer und der Oranje-Freistaat lagen und die von umherschweifenden wilden Kaffernstämmen beunruhigt wurde.
    Wahrhaftig, die Emigranten hätten ob all dieser Umstände vor ihrer Einschiffung Erkundigungen einziehen sollen; jetzt erst sahen sie die Wichtigkeit dieser Nebenumstände ein, wo sich ihnen eine Gelegenheit bot, in einer vereinsamt daliegenden Gegend ihre bleibende Wohnstätte zu gründen, ganz außer dem Bereiche jeder feindlichen Nachbarschaft.
    Anderseits hatte die »Gesellschaft für Kolonisation« die Konzession in Südafrika nur für eine bestimmte Zeit erhalten und die portugiesische Regierung trat keines ihrer Rechte zugunsten der Kolonisten ab.
    Hier im Magalhães-Archipel genossen sie die unbeschränkteste Freiheit, ja, mehr noch, die Insel Hoste, ihr Eigentum, würde den Rang eines jeden anderen souveränen Staates einnehmen.
    Ferner waren noch zwei Punkte in Betracht zu ziehen: Durch das Verweilen auf der Insel Hoste ersparte man sich eine neuerliche Reise und setzte sich ihren Eventualitäten nicht aus, und dann hatte die chilenische Regierung versprochen, sich um das Ergehen der Kolonie zu bekümmern. Man konnte auf ihren Beistand zählen. Mit Punta-Arenas würden regelmäßige Verbindungen angeknüpft werden. Handelsstationen würden längs der Küste der Magalhães-Straße und an anderen Punkten des Archipels gegründet werden. Man konnte vielleicht mit den Falklands-Inseln Beziehungen anknüpfen und die Republik Argentina würde wohl auch ihren Länderbesitz auf dem Feuerlande nicht sich selbst überlassen, in absehbarer Zeit würden auch dort Niederlassungen entstehen, Rivalen von Punta-Arenas, und das Feuerland würde seine argentinische Hauptstadt bekommen, wie die Halbinsel Brunswick ihre chilenische Hauptstadt besitzt. 1
    Alle diese Gründe sprachen für das Bleiben auf der Insel und überwogen alle gegnerischen Meinungen.
    Nach langen Beratungen war es klar geworden, daß die Mehrzahl der Emigranten für die Annahme des Vorschlages der chilenischen Regierung stimmte. Wie bedauerten sie aufs neue die Abwesenheit des Kawdjer, jetzt, wo sein Urteil so gewichtig in die Wagschale gefallen, sein Rat so geschätzt worden wäre. Niemand war mehr geeignet als er, die beste Lösung zu finden. Wahrscheinlich hätte auch er die Annahme eines Projektes befürwortet, das einer der elf großen Inseln des Magalhães-Archipels die Unabhängigkeit sicherte. Harry Rhodes bezweifelte nicht, daß der Kawdjer in diesem Sinne mit allem Nachdruck und jener Autorität, zu der ihn die vielen

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