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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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uns schon wiedersehen!«
    So wenig furchterregend der Zorn Beauvals war, mußte man ihm doch einigermaßen Rechnung tragen. Gekränkte Eigenliebe kann den feigsten Menschen mutig machen, und es war nicht unmöglich, daß er mit Hilfe seiner sauberen Genossen einen Handstreich plane, die finstere Nacht als Bundesgenossin benützend.
    Glücklicherweise war dem leicht vorzubeugen. Als sich Beauval nach weiteren hundert Schritten abermals umdrehte, sah er, wie Hartlepool die Brücke abbrach, welche die beiden Ufer verband. Die gesamte kleine Flottille war in einer Bucht bei Neudorf verankert und somit war alle Verbindung mit Liberia abgebrochen und eine nächtliche Überraschung vereitelt.
    Als er die Absicht seiner Widersacher verstand, ballte Beauval grimmig die Fäuste.
    Der Kawdjer zuckte gleichmütig die Achseln; langsam fiel eines der Bretter der Brücke nach dem anderen, bald standen nur mehr die Bohlen, die als Pfeiler gedient hatten, an denen sich die Wellen brachen, die jetzt die Scheidewand zwischen den beiden feindlichen Lagern bildeten.
    So hatte sich wieder einmal gezeigt, wie sehr zum Kampfe geneigt die menschliche Natur ist. Diese Bewohner zweier am Ende der Welt versteckten Dörfer hatten bewiesen, daß sie ebensolche Menschen waren wie die Bürger großer Reiche: auch sie hatten die Möglichkeit eines Krieges angenommen, ja als einzigen Ausweg angesehen, hatten – ganz wie es in zivilisierten Staaten gebräuchlich ist – alle diplomatischen Beziehungen abgebrochen – sie verdienten den Namen »Menschen«.
Neuntes Kapitel.
Der zweite Winter.
    Als der Monat April in Gesellschaft des Winters seinen Einzug hielt, hatte kein Vorkommen irgendwelcher Bedeutung das einförmige Leben der Bewohner Liberias unterbrochen So lange die Temperatur verhältnismäßig milde blieb, ließen sie sich vom Leben forttragen, ohne Zukunftssorgen nachzuhängen, und erst die atmosphärischen Störungen, mit welchen das Äquinoktium stets begleitet ist, schreckten sie aus ihrem Traumleben auf. Schon nach den ersten heftigen Orkanstößen schien sich Liberia zu entvölkern. Wie im Vorjahre schlossen sich alle Bewohner in ihre Wohnungen hermetisch ein.
    Auch in Neudorf führte man ein ziemlich tatenloses Dasein; die Arbeiten im Freien, besonders der Fischfang, waren unausführbar geworden. Mit dem Eintritt des kalten Wetters zogen sich die Fische nach Norden in die wärmeren Gewässer der Magalhães-Straße zurück. So ließen denn die Fischer ihre nutzlos gewordenen Boote, fest verankert, ruhig liegen. Was hätten sie auf dem vom Sturme aufgewühlten Meere auch suchen sollen?
    Dem Orkan folgte der Schnee auf dem Fuße. Darauf brachten einige warme Sonnenstrahlen Tauwetter mit sich und der Boden war in einen Morast verwandelt. Nun folgte abermals ein heftiger Schneefall.
    Auch wenn die Brücke noch bestanden hätte, würde der Verkehr zwischen der Hauptstadt und ihrem Vorort mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt haben und Beauval wäre gleichfalls verhindert gewesen, seine Drohungen wahr zu machen.
    Hatte er sie nicht schon vergessen? Seitdem man ihn so deutlich vom linken Flußufer gewiesen hatte, hatten ihn schwerere und dringendere Sorgen beschäftigt, unter deren Druck die Erinnerung an die erhaltene Beleidigung viel von ihrer Wichtigkeit eingebüßt hatte.
    Nachdem die Bevölkerung Liberias nach der Unabhängigkeitserklärung auf ein Minimum herabgesunken war, stand ihr jetzt wieder eine Vermehrung in Aussicht. Manche der Emigranten, welche ins Innere der Insel gezogen waren und dort aus irgendeinem Grunde mit ihren Kolonisationsversuchen Schiffbruch litten, kamen wieder an die Küste zurück beim Eintritt der schlechten Jahreszeit, sie brachten den Keim zu vielen Verwicklungen mit sich, was Ferdinand Beauval nicht ahnen konnte.
    Nicht daß er persönlich bedroht worden wäre; wie er vorausgesehen hatte, hatten sich die Kolonisten vor der Tatsache gebeugt, ohne Schwierigkeiten zu machen. Niemand gab durch das leiseste Zeichen des Staunens zu erkennen, daß er sich wundere, ihn zu dieser hohen Würde erhoben zu sehen. Diese armen Menschen waren von klein auf gewöhnt, eine untergeordnete Rolle zu spielen, und sie fanden es ganz in der Ordnung, daß sich einer aus ihrer Mitte das Recht genommen habe, sie zu regieren.
    Es gibt unabwendbare Übel, gegen die es Torheit wäre, sich auflehnen zu wollen. Daß sie niedriger Herkunft waren und daß es hochgestellte Würdenträger gab, daß man ihnen Befehle erteilte und sie

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