Die Schiffe der Kleopatra
ich habe gerüchteweise von gigantischen Schmiergeldern gehört.«
»Eher göttergleich als gigantisch«, sagte er. »Offenbar waren seine Untertanen der Ansicht, dass er mit seiner Zustimmung zur römischen Annexion Zyperns seine Regierungspflichten grob vernachlässigt hat. Als sein Bruder Selbstmord beging, vertrieben sie ihn von seinem Thron. Schließlich hatte er den Beinamen Philadelphus angenommen, was soviel heißt wie ›der seinen Bruder liebt‹. Den Ägyptern ist das als bittere Ironie auf gestoßen. Aber weil sie ja immer irgendeinen Ptolemäer haben müssen, setzten sie seine Tochter Berenice auf den Thron. Nach ptolemäischer Sitte darf die jedoch nicht allein regieren, also hat sie sich nach einem königlichen Gemahl umgetan und sich schließlich für Archelaus von Pontus entschieden. Auteies floh unverzüglich nach Rom, wo er den Senat bat, ihm die Rückkehr auf seinen Thron zu ermöglichen. Ist dir bekannt, mit welchem Recht er diese Bitte aussprach?« Ich dachte zurück. »Er ist doch vor einigen Jahren in der Status eines Freundes und Verbündetem gewählt worden, oder nicht? Ich meine, es war während des Konsulats von Caesar und Bibulus.«
»So ist es«, bestätigte Nobilior. »Und auch dafür hat er schon ordentlich gezahlt. Pompeius und Caesar haben ihm damals den Titel zugesichert, ihm jedoch erklärt, dass das teuer werden würde - nicht weniger als sechstausend Talente.« »Sechstausend!« hauchte ich. Das war nach damaligen Maßstäben eine enorme Summe.
Er nickte. »Sechstausend. Das entspricht grob dem halben Jahreseinkommen von ganz Ägypten. Auletes hingegen ist, wie jeder weiß, ein Bettler. Woher also, glaubst du, hat er das Geld bekommen?«
Dies war seine Geschichte, und ich hatte gerade an seiner Tafel gespeist, also spielte ich bereitwillig mit. »Woher?« »Er hat es von Rabirius Postumus geliehen«, verkündete Nobilior. »Kennst du ihn?«
»Ich habe ihn vor etlichen Jahren einmal auf einem Empfang in der ägyptischen Botschaft getroffen«, erinnerte ich mich. »Er war gerade zum Finanzberater von Ptolemaios ernannt worden. Aber nicht einmal Rabirius kann so reich genug sein, um so mir nichts, dir nichts sechstausend zu verleihen. Diese Summe hätte in bar nicht einmal Crassus ausspucken können.« »Rabirius ist ein alter Freund von mir«, sagte Nobilior selbstgefällig. »Er hat eine Reihe von uns als Partner für dieses Unternehmen gewonnen. Die Summe war natürlich nur erst für den Titel, damit der Senat Ptolemaios' Ansprüche unterstützen musste. Rom dazu zu bewegen, die benötigte Streitmacht zu entsenden, sollte noch weitere zehntausend kosten. Und vergiß nicht, damals schuldete er immer noch einen Teil der ursprünglichen sechs.«
»Ich glaube, ich ahne, worauf das Ganze hinausläuft«, unterbrach ich seinen Vortrag. »Er hat eingewilligt zu zahlen, aber dafür mussten wir ihn zunächst wieder auf seinen Thron erheben, damit er anfangen konnte, sein Land auszuplündern, um seine Schulden zu begleichen.«
Nobilior lächelte. »Genau. Caesar ist nicht der einzige, der weiß, wie man hohe Schulden zu seinem eigenen Vorteil nutzen kann. Inzwischen war Caesar jedoch in Gallien beschäftigt, und Pompeius musste sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, aber es gab ja noch unseren Freund Aulus Gabinius, der mit einer höchst tauglichen Armee Krieg in Syrien führte. Nun konnte er seinen Krieg gegen die Parther nicht einfach abbrechen und mit seiner gesamten Streitmacht nach Ägypten ziehen, aber Caesar schickte ihm starke Hilfstruppen, Gabinius rekrutierte vor Ort weitere, und so zogen sie los, begleitet von Rabirius, der ein Auge auf jedermanns Geld haben sollte.« »Ich frage mich, was die Wähler empfinden würden«, sinnierte ich, »wenn sie wüssten, wie viele unserer Kriege aus rein wirtschaftlichen Interessen geführt werden? Viele glauben noch immer, dass es um Dinge wie Ruhm und Ehre der Republik geht.«
Der Bankier zuckte die Schultern. »Niemand hat etwas gegen die Berge von Beute und die billigen Sklaven, die unsere Generäle mit nach Hause bringen. Das ist das einzige, was sie wirklich kümmert. Das und dass wir ihnen die Barbaren möglichst weit vom Leib halten. Es gibt nach wie vor genügend Wähler, die sich noch daran erinnern können, wie die Cimbern und Teutonen nur ein paar Tagesmärsche von Rom entfernt ihr Lager aufgeschlagen hatten, bevor Marius sie dann besiegte. Und bedenke, überall auf der Welt haben Könige ihre Reiche durch dumme
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