Die Schiffe der Kleopatra
Kriege ruiniert, selbst wenn sie nicht erobert wurden. Soll sich das römische Volk beschweren, weil unsere Kriege so profitabel sind?«
»Diese Logik ist nicht von der Hand zu weisen«, räumte ich ein und fragte mich, was er sonst noch in petto hatte, obwohl ich vermutete, dass er früher oder später darauf zu sprechen kommen würde.
»Ein vielseitiger Mann, unser Gabinius«, bemerkte Flavia. Das war möglicherweise durchaus mehrdeutig, doch ich verfügte über zu wenig Informationen, um das zu ergründen. »Ein römischer Staatsmann muss vielseitig sein«, erwiderte ich.
»Weißt du noch, wie Pompeius seinen außerordentlichen Oberbefehl für den Krieg gegen die Piraten bekommen hat?« fragte Nobilior.
Ich überlegte. »Das war während des Konsulats von Piso und Glabrio, nicht wahr? Vier Jahre vor meiner Quästur. Meine Familie hatte mich für das ganze Jahr nach Kampanien abkommandiert, wo ich ein Ausbildungslager für Rekruten geleitet habe, die nach Kreta geschickt werden sollten, um sich den Truppen des Metellus Creticus anzuschließen. In jenem und im folgenden Jahr habe ich die römische Innenpolitik kaum verfolgen können.«
»Pompeius' Imperium sollte drei Jahre dauern«, fuhr Nobilior fort, »das gesamte Meer sowie sämtliche Küsten bis fünfzig Meilen landeinwärts umfassen und Vorrang vor dem Imperium jedes Provinzstatthalters haben. Das wurde durch die sogenannte lex Gabinia ermöglicht.«
»Gabinius war der Tribun, der das Gesetz durchgebracht hat?« Das hatte ich vergessen.
»Ja, nach langwierigen Auseinandersetzungen. Der Tribun Trebillius legte sein Veto ein und wurde von Otho unterstützt. Es gab wochenlange Streitereien und Straßenschlachten.« »Schade, dass ich das verpasst habe«, meinte ich nur. »Es waren bewegte Zeiten«, nahm Nobilior seinen Vortrag wieder auf. »Am Ende musste der Senat seinen kompletten ländlichen Stimmenblock aktivieren, um die Blockade zu durch brechen. Die Landbevölkerung stand natürlich uneingeschränkt hinter Pompeius, und so wurde das Gesetz verabschiedet.« »Willst du mir sagen, Gabinius war ein Parteigänger von Pompeius?« fragte ich überrascht.
»Ich will nur sagen, dass Politik und Wirtschaft in diesem Teil der Welt eine höchst komplizierte Angelegenheit sind. Was seine aktuellen Sympathien betrifft...« Er machte eine vielsagende Geste. »Die Zeiten ändern sich. Die Lex Gabinia liegt viele Jahre zurück, und Pompeius' Stern ist im Sinken begriffen.«
»Hier im Osten«, fügte Flavia hinzu, »haben die Leute eine andere Sicht der Dinge als in Rom. Die aktuelle Politik auf dem Forum bedeutet ihnen wenig. Im Westen ist Caesar der Mann der Stunde, aber hier ist er praktisch unbekannt. Die großen Namen im Osten heißen immer noch Pompeius, Gabinius und sogar Lucullus. Ihre ausbezahlten Veteranen und Söldner haben sich überall an den Küsten und auf den Inseln niedergelassen, und viele von ihnen sind in den diversen Armeen der Region noch immer aktiv.«
»In Ägypten«, ergänzte Nobilior, »trägt ein beträchtliches Kontingent der königlichen Armee den Namen ›die Gabinianer‹. Einige der Soldaten sind Römer, aber die meisten stammen aus den von Caesar geschickten Hilfstruppen - darunter viele Gallier und Germanen.«
Offenbar kamen wir jetzt langsam zum Kern der Sache. »Und nicht nur die«, schaltete sich Flavia erneut ein. »Er hat auch Söldner in zahlreichen Siedlungen in Kilikien und IIlyrien rekrutiert.«
»Darunter auch jene Siedlungen, die Pompeius gegründet hat, um die ehemaligen Piraten an Land seßhaft zu machen?« fragte ich.
»Das kann ich nicht sagen«, behauptete Nobilior. »Das wäre schließlich gegen die Kapitulationsbedingungen gewesen. Diese Männer sollten nie wieder zu den Waffen greifen. Aber trotzdem gibt es kaum ein Gesetz, das nicht in irgendeiner Weise dehnbar wäre, wenn Macht und Ehrgeiz ins Spiel kommen.«
»Wie wahr«, stimmte ich ihm zu. »Nun, dann könnte dieser Spurius also einer dieser ausbezahlten Veteranen sein, der sich jetzt in der Branche selbständig gemacht hat.«
»Durchaus wahrscheinlich«, bestätigte er nickend, und seine Augen blitzten listig. »Möchtest du noch einen Schluck dieses ausgezeichneten Lesbier?« fragte er und begann dann unverbindlich über Klima, Land und Leute zu plaudern, ohne die Piraten mit einem weiteren Wort zu erwähnen. Ich verließ sein Haus nur leicht beschwipst. Flavia begleitete mich persönlich zur Tür.
»Du musst uns bald wieder besuchen, Senator«,
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