Die Schiffe der Kleopatra
sagte sie. »Das Vergnügen würde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen«, versicherte ich ihr. Ihr Abschiedskuß war ungleich leidenschaftlicher, als es die Etikette vorsah, aber immerhin behielt sie ihre Kleider an.
Im Gehen nahm ich mir vor, in Zukunft einen weiten Bogen um diese Frau zu machen. Schließlich würde Julia bald eintreffen. Flavia war ein probates Mittel gegen einen kühlen Kopf, doch es gelang mir, mich so weit auf die Regionen oberhalb meiner Gürtellinie zu konzentrieren, dass ich das eben Gehörte in Ruhe abwägen konnte.
Nobilior hatte insistiert, dass diese Piraten Gabinius' Männer waren. Doch wenn dem so war, was bedeutete das für mich? Gabinius hatte kein Imperium und war nicht mehr als ein Exilant unter vielen, der auf seine Chance lauerte, nach Rom zurück zu kehren und seinen Sitz im Senat wieder einzunehmen. Wenn einige seiner Veteranen zu Banditen geworden waren, musste das nicht notwendigerweise heißen, dass er sie dazu angestiftet hatte, obwohl Nobiliors Anspielung nicht deutlicher hätte sein können. Als ich in meinem Quartier in der Villa des Statthalters eintraf, schickte ich Hermes, Ariston zu holen.
»Bist du mit deiner Unterbringung zufrieden?« fragte ich ihn, als er kam.
»Bestens so weit. Die Sklavinnen haben ein Auge auf mich geworfen. Kein Wunder, wenn man die Qualität der Männer bedenkt, mit denen sie es normalerweise zu tun haben. Das Essen, der Wein und das Zimmer sind allesamt besser, als ich es mir in der Regel leisten kann.« Er dehnte seine kräftigen Arme. »Auf Dauer würde es mir wahrscheinlich langweilig werden, aber im Moment gefällt es mir prima.«
»Gut«, sagte ich. »Als du mit Spurius' Flotte gesegelt bist, haben da viele der Männer davon gesprochen, dass sie an Gabinius' ägyptischem Feldzug teilgenommen hätten?« Er nickte. »Mehrere, soweit ich mich erinnere. Sie sagten, seine Rekruteure wären in die Dörfer gekommen, in denen man sie angesiedelt hatte, und hätten ihnen die Gelegenheit geboten, etwas ihrem Naturell Gemäßeres zu tun, als hinter einem Ochsen herzulaufen, eine Gelegenheit, die sie spontan ergriffen haben.«
»Haben diese Rekruteure auch gesagt, warum der Eid, nie wieder zu den Waffen zu greifen, aufgehoben wurde?« wollte ich wissen.
Er zuckte die Schultern. »Ich war nicht dabei. Aber Rom hebt doch ständig Hilfstruppen aus, und diese auxilia setzen sich aus den besiegten Völkern zusammen, stimmt's? Was sollte falsch daran sein, wenn ein römischer General möchte, dass sie gegen einen Feind Roms kämpfen? Außerdem ging es Pompeius in erster Linie darum, sie von den Meeren fern zuhalten.« »Durchaus«, meinte ich. »Aber hat einer der Männer möglicherweise angedeutet, dass er Gabinius noch immer irgendwie dient?«
Sein Blick wurde wacher. »Du meinst, Gabinius könnte dahinter stecken?«
»Es ist eine von vielen Möglichkeiten, die ich in Betracht ziehe«, erklärte ich ihm.
»Das hat niemand gesagt. Aber wenn eine hochstehende Persönlichkeit etwas Derartiges tun wollte, dann würde sie ohnehin nur mit einem Menschen verhandeln, und das wäre Spurius. Und selbst der würde den Mann vielleicht nie persönlich zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich würde der einen Mittelsmann schicken.«
»Ja, ja, ich weiß, wie so was funktioniert.« Ich erinnerte mich zahlloser Verhandlungen zwischen prominenten Kandidaten und Amtsinhabern in Rom und den Anführern der Straßenbanden, deren Unterstützung sie brauchten. In der Regel fungierte irgendein Freigelassener als Emissär. »Geh zurück auf dein Zimmer. Und erzähle niemandem, worüber wir gesprochen haben«, schärfte ich ihm ein.
Er verbeugte sich knapp und verließ mein Quartier. »Komm, Hermes«, sagte ich, als er gegangen war, »wir werden der Prinzessin Kleopatra einen Besuch abstatten.« Wir fanden sie in einem anmutigen Winkel des Gartens, der von Fackeln und Kohlerosten gut beleuchtet war. In Begleitung ihrer Gelehrten lauschte sie Alpheus, der vor ihnen stand und ein langatmiges Gedicht über die Geburt der Venus deklamierte, die sich dem Mythos zufolge unweit des Ortes abgespielt hatte, an dem wir gerade standen. Nachdem sie in ihrer Muschelschale gelandet war, gründete sie gleich hier in Paphos ihren ersten Tempel, dessen uraltes, eher bescheidenes Gebäude bis heute das Zentrum ihres Kultes geblieben ist.
Es sind natürlich die Griechen, die sie Aphrodite, »die aus dem Schaum Geborene«, nennen, und für sie ist sie eine sanfte Göttin, der die eher
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