Die Schiffe der Kleopatra
Gabinius, wenn sein Exil beendet ist. Und keiner von denen wird die Sache so vermasseln wie Crassus, der alte senile Idiot. Stellt euch nur vor, wie der Plebs es genießen wird, die befreiten Gefangenen im Triumphzug durch Rom marschieren zu sehen, zusammen mit den verlorenen Adlern.« »Da magst du recht haben«, räumte ich ein. Ich kannte nur wenige Frauen in Rom, die derart auf der Höhe der politischen Ereignisse waren. Ich sah mich nach ihrem Mann um und entdeckte ihn an einer Tafel mit städtischen Würdenträgern. Hinter ihm sah ich an einem Tisch für das gemeine Volk auch Ariston. Es ärgerte mich, dass er sich dergestalt in der Öffentlichkeit zeigte, und ich nahm mir vor, ihn deswegen zu tadeln. Ich wandte mich wieder Alpheus zu.
»Das war ein überaus kunstvoller Gesang, den du vorgetragen hast«, bemerkte ich. »Vor allem, wenn man bedenkt, wie wenig Zeit du hattest.«
»Du bist sehr freundlich«, bedankte er sich lächelnd. »Ehrlich gesagt, war es eine Variation eines Bestattungsgesangs, den ich vor Jahren geschrieben habe. Ich habe ihn schon mehrfach verwendet und ihn im Bedarfsfall nur auf den jeweils Verstorbenen umgedichtet. Dies war allerdings das erste Mal, dass ich ihn für einen Römer vorgetragen habe. Die eigentliche Herausforderung bestand in der Einstudierung des Chores. Zum Glück habe ich ein wenig Erfahrung darin, und der hiesige Chor ist ausgezeichnet, weil hier praktisch jeder singt, wobei der Chor nur aus Mitgliedern besteht, die auch an den Theateraufführungen teilnehmen.«
»In Rom gibt es nicht, was eurem griechischen Chorgesang vergleichbar wäre«, stellte ich fest. »Am nächsten kommen wir der Sache noch, wenn sich alle zu einem Wagenrennen im Circus drängeln, obwohl ich fürchte, dass die Geräusche, die wir dabei von uns geben, nicht im engeren Sinne musikalisch sind.« »Und du willst die Piratenjagd aufgeben, bis du festgestellt hast, wer Silvanus ermordet hat?« griff er unser vorheriges Thema wieder auf. »Das erscheint mir eine seltsame Beschäftigung.«
Ich erläuterte ihm nur einige der Gründe, weshalb ich es für dringend hielt, die Angelegenheit so bald wie möglich zu einer Klärung zu bringen. »Aber natürlich«, fügte ich hinzu, »kann ich besonders unverschämte oder ungeheuerliche Akte der Piraterie nicht einfach ignorieren. Das wäre schlecht für das römische Ansehen.«
»Und für deine politische Zukunft«, bemerkte Flavia. »Ja, das natürlich auch«, räumte ich ein. »Ach, übrigens, Flavia, mir ist zwar durchaus bewusst, dass dein Mann Bankier ist, aber handelt er zufälligerweise manchmal auch mit Weihrauch, oder pflegt er Geschäftsbeziehungen mit Weihrauchhändlern?«
Das war zugegebenermaßen ein ziemlich plumper Ansatz, aber einen Versuch war es allemal wert.
Sie lachte. »Weihrauch! Warum um alles in der Welt willst du das nun wieder wissen? Hast du vor, selbst in das Geschäft einzusteigen? Schande über dich! Und das als Senator!« Sie wollte sich schier ausschütten vor Lachen, was auf einer Beerdigung leicht unangemessen hätte wirken können, wenn mittlerweile nicht auch andere ihr lautes Lachen hätten erschallen lassen. Der Wein war zwar nicht besonders gut, aber er floß in Strömen.
»Nun, ich nehme an, das ist auch eine Antwort«, gab ich zurück. »Ob du es glaubst oder nicht, die Frage ist wichtig für meine Ermittlung.«
»Ich habe mit den Geschäften meines Mannes nur wenig zu tun, aber ich werde ihn für dich fragen, wenn du willst«, erbot Flavia sich. »Weihrauch, also wirklich!« Die Vorstellung schien sie unbändig zu erheitern. Ich bezweifelte, dass es irgendeinen Aspekt der Geschäfte ihres Mannes gab, über den sie nicht Bescheid wusste, aber es war keineswegs ungewöhnlich, dass sie das leugnete. Männer begegnen Frauen, die zu kenntnisreich über Dinge wie Geschäfte, Politik und Krieg plaudern, stets mit Argwohn. Natürlich war sie keineswegs zu schüchtern gewesen, mit ihren Kenntnissen auf den beiden anderen Gebieten zu prahlen, wie überhaupt Schüchternheit nicht zu den hervorstechendsten Charaktereigenschaften der Dame gehörte. Auch was Essen und Wein anging, legte sie wenig Zurück haltung an den Tag. Sie verputzte von beidem große Mengen. Offenbar gehörte sie zu den glücklichen Frauen, deren maßlose Ernährungsgewohnheiten keinerlei Effekt auf ihre Figur haben. Wie ich hatte sie ihren eigenen Wein mitgebracht und machte ihrer Sklavin häufig Zeichen, ihr nach zu schenken. Dabei ließ sie jedes Mal
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