Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)
Zitatenreichtum bekannt ist. Die Lebensklugheit Schillers, die aus diesen Zeilen spricht, ist längst nicht mehr angelesen, sondern beruht auf eigener Erfahrung.
Dass Schiller diese Klugheit weitergeben konnte, dass er selbst nicht an der Welt, wie sie war, verzweifelt ist, verdankte er zum nicht unwesentlichen Teil alten und neuen Freunden, die ihn unterstützten – und ihm sein Los erträglicher machten. Grund zum Verzweifeln hätte er wahrlich genug gehabt. Aber immer wieder gab es Lichtblicke in den Stunden größter Dunkelheit, fanden sich Freunde und Gönner, die Schiller in seiner Not beistanden.
Denn trotz seiner anfänglichen Weltfremdheit – zwei Dinge konnte Schiller stets in die Waagschale werfen: Er begeisterte andere mit seinen Werken und seiner Persönlichkeit (siehe Kapitel: „Reiß’ die anderen mit“). Und er verstand es, auch völlig unbekannte Personen für sich zu gewinnen, wie beispielsweise die Körners in Leipzig, die zu echten Unterstützern in der Not wurden (siehe Kapitel: „Suche Dir Förderer und Gönner“). Wie der Held eines Schelmenromans (den er selbst natürlich nie geschrieben hätte) hat Schiller von Episode zu Episode, von Niederlage zu Niederlage an Statur, an Klugheit gewonnen.
Eine Botschaft, die trotz allem tröstlich ist. Auch wir brauchen an der heutigen Welt (und insbesondere der Arbeitswelt) trotz vieler Absurditäten nicht zu verzweifeln. Aber wir sollten diese Absurditäten, diese Realitäten zumindest kennen – und können sie im besten Fall mit einem wissenden Lächeln quittieren.
Und noch etwas anderes, vielleicht noch Wichtigeres können wir aus dieser Episode von Schillers Leben lernen: dass wir trotz oder gerade wegen dieser fremden und befremdenden Welt den eigenen Weg konsequent beschreiten, die eigenen Ideen auch unter widrigen Umständen weiter verfolgen. Ja, mehr noch: die unabänderlichen Rahmenbedingungen als gegeben hinnehmen und aus der konkreten Situation das Bestmögliche herausholen.
Sich selbst treu zu bleiben – auch in schwierigen Situationen –, das ist die Botschaft, die eben auch in Schillers auf den ersten Blick merkwürdigen Verhaltensweise steckt. Als ihn der Geistesblitz überkam, war alles andere auf einmal zweitrangig, selbst die so lange herbeigesehnte Flucht. Weltfremd? Gewiss. Aber warum in diesem Fall auch nicht? Wo doch Streicher alles schon minutiös vorbereitet hatte, die Sache also auch ohne sein Zutun lief. Das Wesen des (Geistes-)Blitzes ist nun einmal seine Helligkeit – wie auch seine Flüchtigkeit. Warum sollten also auch wir nicht gelegentlich die Gunst des Augenblicks nutzen und einem erhellten Geist Folge leisten …?
„… lern erst die Tiefe des Abgrunds kennen, eh du hineinspringst!“
Die Räuber
6 ACHTE AUF EINE GUTE AUSBILDUNG, ABER AUCH AUF GENÜGEND FREIRÄUME
„Wer mir seine Kenntnisse in schulgerechter Form überliefert, der überzeugt mich zwar, dass er sie richtig fasste und zu behaupten weiß; wer aber zugleich imstande ist, sie in einer schönen Form mitzuteilen, der beweist nicht nur, dass er dazu gemacht ist, sie zu erweitern, er beweist auch, dass er sie in seine Natur aufgenommen und in seinen Handlungen darzustellen fähig ist.“
Gebrauch schöner Formen
14. Dezember 1779: Heute ist ein besonderer Tag für die Eleven der Hohen Karlsschule – feierlich wird das Stiftungsfest der Anstalt begangen. Jedes Jahr lädt Karl Eugen zu diesem Ereignis ein und präsentiert stolz seine Vorzeige-Schule und deren Schüler. Aber in diesem Jahr sind die Gäste besonders illuster: Der junge Weimarer Herzog Karl August und sein Freund, der trotz seiner Jugend schon berühmte Dichter Johann Wolfgang Goethe, beehren das Fest mit ihrer Anwesenheit. Karl Eugen hat sie eingeladen, auf ihrer Reise von der Schweiz nach Weimar Station in Stuttgart zu machen und sich von der Qualität seiner Schule zu überzeugen.
Einer der Schüler hat nur Augen für Goethe. Der ist zwar kleiner als erwartet, aber eine ganz besondere Ausstrahlung geht von ihm aus, stellt Schiller fest. Goethe steht links vom Thron des württembergischen Herzogs, der Zeugnisse und Preise an die Eleven vergibt, und belohnt die Erfolgreichen unter ihnen mit einem Lächeln.
Schiller darf viermal die Stufen zum herzoglichen Thron emporsteigen. Viermal eine Auszeichnung aus der Hand seines Herzogs entgegennehmen, ihm zum Dank dafür die Rockschöße küssen – wäre er von adliger Geburt, hätte er die Hand küssen dürfen. Hat er sich sonst
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