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Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)

Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)

Titel: Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wodarz-Eichner , Karsten Eichner
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nach wie vor großes Prestige und ein wenig Glamour aus der Welt der hohen Diplomatie …
    Noch etwas anderes sollte hier aber nicht vergessen werden: Viele Städte in Deutschland haben eine lange Tradition bürgerschaftlichen Engagements und profitieren davon – Hamburg etwa oder auch Frankfurt am Main. Wer sich dort vielfältig ehrenamtlich engagiert, vielleicht sogar eine eigene Stiftung ins Leben ruft, der befindet sich im wahrsten Sinne des Wortes in bester Gesellschaft.
    Schiller gibt uns ein hervorragendes Beispiel, wie vom Ehrenamt beide profitieren können: das Amt und der Amtsinhaber. Selbst wenn Schiller dafür ein wenig nachhelfen musste. Aber wir wissen ja nun, wie es funktioniert.
„Rastlos vorwärts musst du streben,
Nie ermüdet stille stehn,
Willst du die Vollendung sehn.“
Sprüche des Konfucius 2

22  BILDE „DREAM TEAMS“ …
    „Der Dichter tut dem Freunde keinen Abbruch.
    An der genialischen Flamme, an welcher ein Ideal reifen kann, verdorrt die Freundschaft nie.“
    An Körner
Sie geben ein seltsames Paar ab, die beiden Herren, die in gemessenem Tempo durch Weimar schlendern, in jenem September 1794: Auf der einen Seite ein würdiger Herr Mitte 40. Mittelgroß, zur Korpulenz neigend, mit bereits sich lichtenden und ergrauenden Haaren. Gemessenen Schrittes, die Hände auf dem Rücken verschränkt, schreitet der Herr Minister gravitätisch durch die Gassen der thüringischen Residenzstadt, lässt sich von den Bürgern wohlwollend die Referenz erweisen und erwidert mit leichter Neigung seines Gelehrtenkopfes die Grüße. Neben ihm tänzelt ein lang aufgeschossener, hagerer Mann mit unordentlichem feuerrotem Schopf und nicht ganz korrekter Garderobe. Mehr als einmal scheint er beinahe über seine großen, schlecht geputzten Schuhe mit den angelaufenen Silberschnallen zu stolpern, macht gelegentlich einen Ausfallschritt zur Seite und gestikuliert dabei voller Dramatik. Von Würde ist bei dem Gast aus Jena nicht viel zu spüren, trotz seiner Tätigkeit als Geschichtsprofessor, dafür aber umso mehr vom lodernden Feuer der Jugend. Mit Händen und Füßen gleichzeitig scheint er zu sprechen, redet mit starkem schwäbischen Zungenschlag ununterbrochen auf seinen stoischen Begleiter ein, der nur hier und da eine kurze Bemerkung, ein wohlwollendes Kopfnicken zur Unterhaltung beiträgt …
    Es ist auf den ersten Blick wohl kein größerer Unterschied denkbar zwischen Johann Wolfgang von Goethe und dem zehn Jahre jüngeren Friedrich Schiller. Und doch: Was sich hier im September des Jahres 1794 bei einem Besuch Schillers in Weimar anbahnt, ist der Beginn einer Jahrhundertfreundschaft, einer fruchtbaren Arbeitsbeziehung. Es ist ein „auf wechselseitige Perfektibilität gebautes Verhältnis“ , wie Schiller es treffend formuliert. Eine Freundschaft, von der beide trotz oder gerade wegen ihrer Verschiedenartigkeit profitieren werden – und letztlich auch die Literaturgeschichte. Goethe und Schiller gelten bis heute als das Dioskurenpaar der Weimarer Klassik. Ein „Dream Team“ hat sich endlich, nach Jahren, gefunden. Und wird es fortan zehn Jahre lang bleiben – bis zum frühen Tode Schillers.
    Was uns dieses auf den ersten Blick höchst ungleiche Gespann lehrt? Dass Gegensätze sich ergänzen können – wenn nur die „Chemie“ stimmt. Dass man voneinander lernen kann, so verschieden die Charaktere auch sein mögen. Dass man sich gegenseitig beflügeln kann. Dass man auf einmal gemeinsam Projekte anschiebt, die man allein nie in Angriff genommen hätte. Dass man im Idealfall gemeinsam wächst – an Erfahrung, an Fertigkeiten, an Persönlichkeit. Und dass von diesem „Dream Team“ letztlich beide profitieren – und nicht nur einer der Gebende und der andere der Nehmende ist.
    All dies zeigt sich bei Goethe und Schiller geradezu modellhaft. Zwar scheint Schiller auf den ersten Blick mehr zu profitieren: Er hat endlich Anschluss gefunden an den berühmten „Olympier“, den alles bestimmenden Minister, den Zeremonienmeister des klassischen Weimar. Er kann an Goethes Renommee anknüpfen, Goethes Kontakte nutzen – und gibt seiner schriftstellerischen Karriere und seiner gesellschaftlichen Stellung so einen neuen Schub.
    Doch auf den zweiten Blick ist es auch Goethe, der hier kräftig profitiert. Zwar ist er ein berühmter, arrivierter Schriftsteller, doch schon zu Lebzeiten scheint er eher ein Mann der Vergangenheit zu sein, der seinen Zenit bereits überschritten hat. Gewiss, man erinnert

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