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Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)

Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)

Titel: Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wodarz-Eichner , Karsten Eichner
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Broterwerb, „muss hinaus in’s feindliche Leben“ . Schillers „Lied von der Glocke“ ist in dieser Hinsicht entlarvend: „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die Mutter der Kinder, und herrschet weise im häuslichen Kreise, und lehret die Mädchen, und wehret den Knaben, und regt ohn’ Ende die fleißigen Hände, und mehrt den Gewinn mit ordnendem Sinn.“
    Auch wenn Goethes Modell heute in vielen Spielarten anzutreffen ist: Zumindest in einem Punkt ist Schillers Ehe – trotz des traditonellen Rollenverständnisses, das der Dichter pflegte – das „modernere“ Konzept, denn es gründet sich auf gegenseitiger Achtung, auf Fairness, auf einer Beziehung, von der letztlich beide profitieren – emotional wie materiell.
    Ob Ehe, offene Zweierbeziehung oder eine andere Variante: Entscheidend ist letztlich, dass eben beide Partner in der Beziehung glücklich werden. Und im Idealfall wirkt sich eine solche glückliche Beziehung dann auch auf den Beruf aus, ergänzen sich beide Partner perfekt – sei es durch mitgebrachte Kontakte, die kluge Anteilnahme an der Karriereplanung des jeweils anderen oder durch den Charme der oder des jeweils anderen, der vielleicht manche vorher verschlossene Tür zu öffnen versteht. Beispiele für solche „Power-Paare“ gibt es mittlerweile reichlich. Glücklich ist der, dem dieser große Wurf gelingt – wie Schiller ihn in seiner „Ode an die Freude“ beschreibt:
„Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!“
Ode an die Freude

24  UNTERSCHÄTZE NICHT DEN WERT DER FAMILIE
    „Ein Geist, der sich allein liebt, ist ein schwimmender Atom im unermesslichen leeren Raume.“
    Philosophische Briefe
Im Laufschritt durchquert Schiller sein Arbeitszimmer. Sein Refugium, die gemütliche Schreibstube mit den vielen Büchern und dem großen Schreibtisch, an dem er die meiste Zeit des Tages und oft auch der Nacht verbrachte – nicht umsonst hatte er sogar sein Bett hier aufgestellt. Er sitzt noch nicht richtig am Schreibtisch, da öffnet er schon das Tintenfass. Er taucht die Feder ein, und mit der anderen Hand zieht er den Stapel mit dem frischen Papier zu sich heran – und schreibt. Dieser Gedanke muss sofort festgehalten und in Worte gegossen werden, sonst ist er verloren …
Die Locken fallen ihm wirr ins Gesicht, auf der Stirn stehen kleine Falten der Konzentration. Der Gedanke ist genial – nur, wie kann man ihn in Worte fassen? Gereizt stampft Schiller mit dem rechten Fuß auf; eine unbewusste Bewegung, die ihn seit vielen Jahren begleitet. Wie die Ungeduld …
Er springt auf, geht unruhig im Zimmer auf und ab, bis er plötzlich überrascht stehenbleibt – was ist das für ein Lärm? Dann ertönen drei helle Stimmchen, die sich gegenseitig zu übertönen versuchen. Und gleich darauf wird die Tür aufgerissen, zwei Jungen und ein kleineres Mädchen stürmen hinein. Die Kleine springt in Schillers Arme, die beiden Buben umringen ihn aufgeregt mit ihren Steckenpferden und Kindertrompeten – und Schiller kann ein Grinsen nicht unterdrücken. Sei’s drum, er würde nachher weiterschreiben müssen – jetzt waren erst einmal die Kinder die Hauptpersonen …
    Kinder sind anstrengend. Kleine Kinder besonders. Sie sind laut. Sie wollen toben. Sie sind neugierig. Sie wollen die Welt entdecken. Sie wollen Grenzen ausloten. Sie fordern ihre Eltern bis zum Äußersten.
    Und Kinder sind wunderbar. Sie schenken ihren Eltern Liebe, Zärtlichkeit, Zuneigung, Vertrauen. Einfach deshalb, weil sie ihre Eltern sind. Sie mögen ihnen einiges abverlangen, aber sie geben es tausendfach zurück. Das fröhliche Leuchten in den Augen eines Kindes, ein glucksendes Lachen, eine spontane Umarmung – kann es Schöneres geben?
    Und Kinder bedeuten Zukunft. Sie tragen einen Teil von einem weiter, auch dann noch, wenn man selbst nicht mehr ist. Die Zukunft lebt in den Kindern, und nicht nur in den Werken, die man im Leben schafft.
    Schiller, der produktive Vielschreiber, hat das klar erkannt. Natürlich: Sein Werk war ihm wichtig. Seine Stücke, sein beruflicher Erfolg, sein Nachruhm … Aber eben auch die Familie. Auf sie konnte er, wollte er nicht verzichten. Aus ihr schöpfte er Kraft: Kraft für ein wahrhaft mörderisches Arbeitspensum.
    Ohne Konflikte, ohne Kompromisse geht so etwas nicht ab – damals nicht und heute erst recht nicht. Auch wir müssen beständig abwägen zwischen Beruf und Familie, Freizeit und

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